Marienpl. 25, Maria Anzbach, Karte
Text: Irmgard Nöbauer
Von der Pfarrkirche im niederösterreichischen Maria Anzbach wird erzählt, dass während der zweiten Wiener Türkenbelagerung osmanische Truppen eine Fackel in die hölzerne Kanzel geworfen haben sollen. Dass diese erlosch, wurde als Wunder gedeutet, was die Kirche zu einem Wallfahrtsort machte. Als man 1933 das 250-Jahr-Jubiläum feierte, erinnerte man nicht nur mit zwei Marmortafeln an dieses Ereignis, sondern feierte zu diesem Anlass auch die Markterhebung der Gemeinde.
Die Ortschaft Maria Anzbach
Die Ortschaft Maria Anzbach
Die Pfarr- und Wallfahrtskirche „Zur Mutter der Barmherzigkeit“ in Maria Anzbach ist eine alte Wehrkirche. Der Ort Maria Anzbach wurde bei beiden Türkenbelagerungen weitgehend zerstört. Der Ortschaft ein literarisches Denkmal gesetzt hat Abraham a Santa Clara mit seiner berühmten Predigt „Der glückliche Fischzug in Anzbach“ (Abraham a Santa Clara 1684). (Bundesdenkmalamt 2003: 1291–1294)
Die Pfarr- und Wallfahrtskirche Maria Anzbach zur Zeit der Türkenbelagerungen
Die Pfarr- und Wallfahrtskirche Maria Anzbach zur Zeit der Türkenbelagerungen
Die Kirche ist ein spätgotischer dreischiffiger Bau aus der zweiten Hälfte des 15. Jahrhunderts. Über dem Nordportal ist die gotische Inschrift „MATER MISERICORDIE 1471“ zu lesen.
Die Kirche wurde 1529 von osmanischen Truppen zur Gänze zerstört und erst 100 Jahre später wiederhergestellt. Im Zuge der zweiten Wiener Türkenbelagerung 1683 sollen die Türken eine brennende Fackel in die hölzerne Kanzel geworfen haben, die jedoch erlosch, ohne einen Brand auszulösen. Die erloschene so genannte Türkenfackel ist am linken Presbyteriumspfeiler in einem Reliquienschrein zu sehen. (Wurm-Zöchbauer/Schuh 2000: 3)
Wallfahrten nach Maria Anzbach als Folge von 1683
Wallfahrten nach Maria Anzbach als Folge von 1683
Nach 1683 begann die bis heute fortdauernde Tradition der jährlichen Wallfahrten aus den beiden umliegenden Ortschaften Ollern und Langenrohr. Zwei Marmortafeln und zwei Votivbilder, welche die Wallfahrt darstellen, zeugen davon. (Wurm-Zöchbauer/Schuh 2000: 3)
Die beiden Marmortafeln wurden anlässlich der Verleihung des Namenszusatzes „Maria“ sowie der Markterhebung im Jahr 1933 gestiftet. Anlässlich dieser Feierlichkeit verglich der Bischof von St. Pölten, Michael Memelauer, die Zeit der Türkenkriege mit der Gegenwart. Der Traisental-Bote berichtete davon:
Die Türkenbefreiungsfeier fällt auch heute in eine Zeit geistiger Verwirrung und in eine Zeit des Kampfes gegen den Unglauben, dessen Ausgang für alle gläubigen und vaterlandstreuen Menschen nicht zweifelhaft sein könne. (Traisental-Bote 17.9.1933: 2)
Auf einer der beiden Tafeln ist zu lesen:
Im Jahr 1683 wollten die Türken, wie 1529, diesen Gnadenort vernichten und warfen in die Holzkanzel, die damals hier an dieser Stelle stand, die Brandfackel.
Maria, die Mutter der Barmherzigkeit, schützte aber wunderbar das Ihr geweihte Heiligtum.
In kindlicher Dankbarkeit gegen Maria und zur Erinnerung an das 250jähr. Jubiläum wurde diese Gedenktafel errichtet am 8. September 1933, dem Tage der Namensgebung „Maria Anzbach“ und Markterhebung.
Die zweite Marmortafel wurde „zur Erinnerung an die Jubiläums-Wallfahrt von Langenrohr und Ollern zur Mutter der Barmherzigkeit in Maria Anzbach“ errichtet, „in Pestzeit im Türkenjahr 1683 die Wallfahrt gelobt durch 250 Jahre in Treue erprobt.“
Literatur
Literatur
Abraham a Santa Clara (1684): Der glückliche Fisch=Zug in Anzbach / Das ist: Ein Trostreiche Predig von der überschwencklichen Barmherzigkeit Der Mutter Gottes. Welche Den achten September ad dero Gnadenvollen Geburts=Tag in dem uhralten und berühmten Gottes=Hauß zu Anzbach vor einer grossen Menge eyffriger Zuhörer gehalten [...]. Salzburg.
Bundesdenkmalamt (Hg.) (2003): Dehio Niederösterreich südlich der Donau. Teil 2. M-Z. Wien.
Traisental-Bote (17.9.1933): Markterhebungsfeier der Gemeinde Maria Anzbach. 2.
Wurm-Zöchbauer, Johann; Schuh, Wilhelm (2000): Wallfahrtsort Maria Anzbach. Maria Anzbach.