Text: Silvia Dallinger

Gerda Leber-Hagenau wurde am 11.12.1918 in Łódź in Polen geboren. 1942 kam sie aufgrund des Krieges nach Wien, wo sie Slawistik und Osteuropäische Geschichte studierte. Sie arbeitete als Schriftstellerin, Übersetzerin, Historikerin, Lyrikerin und Verlegerin und legte in ihrer Arbeit besonderen Wert auf die kulturelle Vermittlung zwischen Polen und Österreich, zwischen Ost und West.

1983 verfasste sie eine der umfangreichsten Sobieski-Biografien im deutschsprachigen Raum. Darin versuchte sie, mittels der Analyse zeitgenössischer Dokumente, den polnischen Nationalhelden Jan III. Sobieski zu „entmystifizieren“ (Hagenau 1983: Klappentext), über Jahrhunderte kolportierte Klischees zu überwinden, und ein Bild vom Menschen Sobieski jenseits der Glorifizierung seiner Person zu zeichnen.

Als ihr literaturwissenschaftliches Standardwerk gilt das zweibändige Buch „Polnisches Theater und Drama“ von 1994. Darüber hinaus übersetzte und verlegte sie Werke wie die „Liebesgeschichten der slawischen Völker“ sowie polnische Nachkriegsliteratur und war außerdem für ihr lyrisches Werk bekannt.

Für ihre völkerverbindende Arbeit erhielt sie zahlreiche Preise in Österreich, Deutschland, Polen und den USA. 1970 wurde ihr in Österreich der Professoreninnentitel verliehen, 1994 erhielt sie in Esslingen den ‚Andreas-Gryphius-Preis‘ der Künstlergilde und 1999 wurde sie mit dem ‚Österreichischen Staatspreis für Wissenschaft und Kunst l. Klasse‘ geehrt. 2003 erschien eine schriftliche Würdigung ihrer Arbeit in Form des Buches „Gerda Hagenau – des Wortes mächtig“ von Wilfried Gerke.

Gerda Leber-Hagenau starb im Alter von 85 Jahren am 8. August 2004 in Oberösterreich.