Mogersdorf, Karte
Text: Simon Hadler
An jenem Ort, an dem viele der Gefallenen der Schlacht von Mogersdorf/Szentgotthárd begraben liegen sollen, steht das 1840 errichtete Weiße Kreuz. Es erinnert an die Opfer der alliierten Verbände, die im Jahr 1664 einen osmanischen Angriff zurückschlagen konnten und so den Weg zum Frieden von Eisenburg/Vasvár ebneten. Erst 1984 sollte mit dem Friedensstein auch ein Denkmal zur Erinnerung an die osmanischen Gefallenen errichtet werden.
Kriegsverlauf
Thronstreitigkeiten und die Stationierung kaiserlicher Truppen in Siebenbürgen sowie Provokationen des Banus von Kroatien Nikolaus Zrinski (Nikola Zrinski/Miklós Zrínyi) führten 1663 zu einem von Großwesir Ahmed Köprülü geführten Feldzug gegen das habsburgische Ungarn. Der Verlust der Festung Neuhäusel (Nové Zámky (ungarisch Érsekújvár, osmanisch Uyvar, südliche Slowakische Republik) und die Unterlegenheit der eigenen Kräfte brachten Kaiser Leopold I. dazu, unter anderem beim Reichstag in Regensburg um Hilfe zu bitten. Tatsächlich war man im Jahr 1664 besser gerüstet. Nach einem wechselhaften Kriegsverlauf kam es schließlich am 1. August bei Mogersdorf zum Zusammentreffen der osmanischen Hauptarmee mit den unter dem Oberbefehlshaber Raimondo Montecuccoli stehenden Truppen. Den Osmanen gelang zuerst durch Sipahis und Janitscharen das Übersetzen über die Raab und die Eroberung von Mogersdorf, in weiterer Folge konnten die Alliierten den Angriff jedoch abwehren und den Gegner in den Hochwasser führenden Fluss zurückdrängen.
Weder Köprülü noch Montecuccoli zeigten Interesse an einer Fortführung der Kriegshandlungen und auch Leopold I. suchte den Friedensschluss, der schließlich wenige Tage später im Waffenstillstandsvertrag von Vasár/Eisenburg realisiert wurde.
Denkmäler, Denkmäler
Am Ort der Schlacht erinnert heute eine ganze Reihe von Denkmälern an die damaligen Ereignisse. Neben der Gedächtnisstätte am Schlösslberg, der Annakapelle oder den Fresken in der ehemaligen Stiftskirche in Szentgotthárd und der Pfarrkirche von Mogersdorf zählt auch das Weiße Kreuz – manchmal auch Türkenkreuz genannt – dazu. Zu seiner Errichtung im Jahr 1840 schrieb dreißig Jahre später der Richter Franz Dax:
Etwa 100 m von der Annakapelle befanden sich zwei mächtige Hügel, die sich bis zum Jahre 1839 erhielten, ohne daß im Laufe der Jahrhunderte jemand an die Bedeutung derselben gedacht hätte. Erst im genannten Jahre ließ der damalige Prior und Administrator des Zisterzienserordens in St. Gotthard, Pater Daniel Küzmics, die Hügel abgraben und fand eine ungeheure Masse menschlicher Gebeine. Der Prior ließ die Gebeine ausheben und etwa 300 m von der Kapelle entfernt an der Fahrtstraße zusammenführen, woselbst dann ein schönes Monument errichtet und das im Jahr 1840 mit großem Pomp eingeweiht wurde. (zit. nach Brunner 1987: 52)
Den für Gott, Kaiser und Vaterland gefallenen, internationalen Helden
Das Weiße Kreuz befindet sich heute am so genannten Türkenfriedhof an der Straße in Richtung Wien, wo 1984 auch der Friedensstein errichtet wurde. Es handelt sich dabei um eine steinerne Christusfigur am Kreuz, das auf einem Sockel mit quadratischer Grundfläche steht. An jeder Seite dieses Sockels ist eine Inschrift eingemeißelt, jeweils in deutscher, lateinischer, ungarischer und französischer Sprache:
Den tapferen Helden
allen,
die im Jahre 1664 hier
gefallen,
durch bewaffnete
Türkenhand,
kämpfend für Gott,
Kaiser und Vaterland.
Die Mehrsprachigkeit der Inschrift entspricht der Heterogenität der alliierten Truppen. Vor allem die Beteiligung französischer Truppen (als Kontingent des Rheinischen Bundes) war bemerkenswert, da in der Regierungszeit Ludwig XIV. die Spannungen zwischen Frankreich und dem Kaiser einen neuen Höhepunkt erreichen sollten. Insofern ist dem Militärhistoriker Hubert Michael Mader Recht zu geben, wenn er bemerkt, dass die französischen Soldaten wohl kaum für „Kaiser und Vaterland“ gestorben sind (Mader 2006).
Die Türken und das Weiße Kreuz in der Mundartdichtung
Die Türken und das Weiße Kreuz in der Mundartdichtung
Der burgenländische Mundartdichter Hans Ponstingl widmete dem Denkmal eines seiner Gedichte:
1664
Bei Mogersdorf, an des Ortes End’,
Da steht ein schlichtes Monument;
Aus Stein gehauen, ein graues Kreuz,
Vom Moos bewachsen und ohne Reiz.
Ein lebender Zaun umschließt es sacht,
Daneben halten drei Fichten Wacht.
So blickt es hinein in unsere Zeit
Und kündet laut von einstigem Leid,
Nach Süd und Nord und West und Ost,
Daß hier die blutige Schlacht getost,
Daß hier manch Braver mit seinem Schwert
Den wilden Sarazenen gewehrt,
Daß er geopfert sein Leben und Gut,
Zu hemmen des Türken verheerende Flut.
Und wenn auch schon Jahre vorüber sind,
Das Kreuz steht fest in Sturm und Wind.
Und wer nicht weiß, was hier geschah,
Dem bringt’s die verblichene Inschrift nah:
„Den tapfern Helden allen,
Die im Jahre 1664 hier gefallen
Durch bewaffnete Türkenhand,
Kämpfend für Religion und Vaterland.
Gott gebe ihnen den ewigen Frieden!“
(zit. nach Brunner 1987: 53)
Ponstingl thematisiert in seinem Werk mehrmals die historische Epoche der „Türkennot“. Neben einem Gedicht über den „Türken von Purbach“ (Ponstingl 1970: 77–80) geht er auch in seiner „Reimchronik“ darauf ein und greift dabei auf jahrhundertealte Bilder vom „beutelüsternen“ und schonungslosen „Muselmann“ zurück:
Da bedroht die Türkenflut
beutelüstern Hab und Gut.
Muselmann und Janitschar
bringen neuerlich Gefahr.
Von dem Krummschwert und dem Mond
wird nicht Gut und Blut geschont. [...]
Über öde Wüstenei
schallt des Moslems Feldgeschrei.
(ebd.: 74)
Literatur
Literatur
Brunner, Karl; u.a. (Hg.) (1987): 800 Jahre Mogersdorf unter Berücksichtigung der Ortsteile Deutsch Minihof und Wallendorf. Mogersdorf.
Mader, Hubert Michael (2006): Raimund Fürst Montecuccoli und die Schlacht von St. Gotthard-Mogersdorf im Jahr 1664: Eine Bewährungsprobe Europas. In: Österreichische militärische Zeitschrift. 3.
Ponstingl, Hans (1970): Burgenländische Wanderungen. Wien.