Franz-Schubert-Straße/Hintergasse, Mattersburg, Karte
Text: Simon Hadler
In Mattersburg, an der Ecke Hintergasse und Franz-Schubert-Straße, befindet sich das so genannte Frischherzkreuz. Es trägt den Namen seines Stifters, welcher der Legende nach im Jahr 1683 in osmanische Gefangenschaft geriet, nach einigen Jahren zurückkehrte und 1711 den Bildstock errichten ließ.
Das Denkmal eines Fassbinders
Das Frischherzkreuz besteht aus einer Dreifaltigkeitsdarstellung in Form eines Gnadenstuhls, die sich auf einer toskanischen Säule befindet. Auf dem annähernd kubischen Sockel ist folgende Inschrift zu lesen:
ANNO 1711 DEN 6 MEII
HAB ICH MAISTER PAVL
FRISCHHERZ VASPINTER
VNT MITNACHPAHR IN MARCKH
MÖTERSTARF VRSCHVLA
MEINE EHEBIERTIN TER ALER
HEIHLIGSTEN TREJFALTIG
KEITH ZV EHREN TISES
CREUZ MACHEN
LASEN
Auf der Rückseite befindet sich das Zunftzeichen der Fassbinder – ein Fass und darüber ein Zirkel.
Wo der Bildstock ursprünglich errichtet wurde, ist nicht bekannt. Jedenfalls wurde er im Jahr 1896 gotisiert und im Zuge dessen an die Wiener Straße versetzt, wo sich bis dahin das auf das Jahr 1446 datierte Halterkreuz befand. Den heutigen Standort nimmt das Denkmal seit 1938 ein. Da es sich gegenüber dem so genannten Krüglerhaus befindet, wird das Frischherzkreuz gelegentlich auch als Krüglerkreuz bezeichnet. (Eidler 2003: 64)
Die Sage vom Frischherzkreuz
Paul Frischherz soll aus dem niederösterreichischen Trautmanndsorf an der Leitha stammen, in dessen Umgebung der Familienname Frischherz in den kirchlichen Aufzeichnungen der damaligen Zeit (Matriken) auch nachzuweisen ist. Der Legende nach geriet er im Zuge der Zweiten Wiener Türkenbelagerung in osmanische Gefangenschaft. Er wurde zum Sklaven eines Paschas, der ihm jedoch gut gesinnt war und ihn sogar zum Vorsteher zweier ägyptischer Ortschaften machte. Dort soll Frischherz zu einigem Wohlstand gekommen sein, doch als sich ihm die Gelegenheit bot, an einem Feldzug gegen die Habsburger teilzunehmen, nutzte er diese Chance auf eine Heimkehr. Im Durcheinander der Kämpfe verlor er jedoch seinen Pascha, vor allem aber auch sein Pferd mit dem türkischen Sattel, in welchen er all sein Gold einnähen hatte lassen. So konnte er zwar zur feindlichen Seite überlaufen, musste den Heimweg jedoch völlig verarmt antreten. In Mattersburg arbeitete er schließlich bei einem Fassbinder und heiratete nach dessen Tod die Witwe. (Bauer 1982: 103 bzw. Schattauer 1980: 102–105)
Die Legende lebt weiter
Die Legende lebt weiter
Die Geschichte vom Frischherzkreuz findet sich nicht nur in Sagenbüchern, sondern wurde gerade auch in der jüngeren Vergangenheit mehrmals künstlerisch aufgegriffen. Anlässlich des 300. Jahrestages des Entsatzes von Wien schuf etwa der Mattersburger Maler Anton Götz eine Bilderserie, die auch in der volksbildnerischen Regionalzeitschrift „Volk und Heimat“ abgedruckt wurde. Die Zeichnungen dienten darin zur Illustration einer sehr freien Interpretation der Legende. (Mayer 1983) 2002 hatte außerdem im Mattersburger Kulturzentrum der Zweiakter „Das Frischherzkreuz in Mattersburg“ der Zemendorfer Mundartdichterin Herta Schreiner Premiere. (Eidler 2003: 58)
Literatur
Literatur
Bauer, Josef (1982): Die Türken in Österreich. Geschichte Sagen Legenden. St. Pölten.
Eidler, Christian (2003): Kulturelle Spuren der Türkenkriege in der Landesgeschichte des Burgenlandes unter besonderer Berücksichtigung des Bezirkes Mattersburg. Fachbereichsarbeit aus Musikerziehung. Mattersburg.
Mayer, Josef (1983): Das Frischherzkreuz in Mattersburg oder der Paul-Veida erzählt den Steyger-Kindern von den Türken. In: Volk und Heimat. Zeitschrift für Kultur und Bildung. 2/1983. 34–37.
Schattauer, Friedrich (1980): Burgenland – Sagen und Legenden. Waidhofen/Thaya.