Stephansplatz 1 , Karte
Text: Simon Hadler
Bis nach dem Ende der Belagerung Wiens im Jahr 1683 war die Turmspitze des Stephansdoms von einem Stern und einer Mondsichel bekrönt. Um diesen so genannten ,Mondschein‘ ranken sich bis heute eine Vielzahl von Legenden. Seine ursprüngliche Bedeutung war schon zu Zeiten der Türkenbelagerung in Vergessenheit geraten und man sah darin ein Symbol des Islam und der feindlichen Osmanen. Aus diesem Grund wurde er 1686 durch ein Kreuz ersetzt.
Die Legende von der Abmachung mit Sultan Süleyman
Die Legende von der Abmachung mit Sultan Süleyman
Die bekannteste Geschichte über den ,Mondschein‘ erzählt von der ersten Türkenbelagerung Wiens im Jahr 1529. Damals sollen der Stern und der Halbmond auf die höchste Spitze des Stephansdoms aufgesetzt worden sein, um das Bauwerk von den Angriffen der osmanischen Truppen zu verschonen. Eine ähnliche Variante der Legende findet sich auch in türkischen Quellen, dort ist jedoch Sultan Süleyman, der mit seiner Armee die Stadt belagerte, für die Errichtung des ,Mondscheins‘ verantwortlich. In einem Bericht des Reisenden Evliyâ Çelebi, der 1665 im Gefolge des Großbotschafters der Hohen Pforte in Wien war, liest man Folgendes:
Und auf der höchsten Spitze dieses Turmes ist eine massive goldene Kugel aus zwei Zentnern puren Goldes befestigt, die angeblich zehn Scheffel Weizen fassen könnte.
Als nämlich Sultan Süleyman im Jahr 936 die Festung Wien belagerte, da brachte er es nicht über das Herz, diesen hohen Turm zu beschießen, und er sprach:
,Eines Tages wird dieser Turm ja doch ein Minare für den muhammedanischen Gebetsruf an einem Gotteshaus der Muslims sein. Also soll er auch mein Wahrzeichen tragen!‘
Und so ließ Sultan Süleyman vor den Mauern der Festung die oben erwähnte Goldkugel anfertigen und schickte sie dann dem König hinein. Der irrgläubige König wiederum ließ noch in der nämlichen Nacht die goldene Kugel auf der höchsten Spitze dieses Kirchturmes anbringen, und seither heißt die Festung Wien eben wegen dieser goldenen Kugel ,Der goldene Apfel von Deutschland und Ungarn‘.
Später aber, als Sultan Süleyman die Belagerung der Festung aufgehoben hatte und abgezogen war, ließ König Ferdinand über dieser Goldkugel, dem Goldapfel Sultan Süleymans, einen goldenen Mond und eine Sonne aus Silber aufpflanzen. (Kreutel 1963: 122ff.)
Das Rätseln über den Ursprung des ,Mondscheins‘
Das Rätseln über den Ursprung des ,Mondscheins‘
Weder den Wiener Sagen noch dem türkischen Reisenden ist zu glauben. Denn der ,Mondschein‘ wurde bereits einige Jahre vor dem Auftauchen osmanischer Truppen vor den Mauern der Stadt montiert, genauer im Jahr 1519. Davor fehlte dem höchsten der Türme der Stephanskirche, der 1433 fertiggestellt worden war, entweder jeglicher Schmuck (Zyklan 1981: 98; Pötschner/Brauneis 1979: 3) oder aber er war von einem zweiarmigen Kreuz gekrönt (Kassal-Mikula/Pohanka 1997: 230).
Erst als Renovierungsarbeiten notwendig wurden, kam es zur Errichtung des achtzackigen Sterns, um den sich der Halbmond drehte, über einer vergoldeten Kugel. Warum aber gerade diese Symbole gewählt wurden und wer dafür verantwortlich war, darüber herrschen bis heute unterschiedliche Ansichten vor.
Der populäre Historiograph Karl August Schimmer (1800–1863) fasste 1845 die verschiedenen Erklärungsansätze zusammen. Er stellte fest, dass die meisten, wie etwa jener des Theologen und Geschichtsschreibers Matthias Fuhrmann (1697–1773) oder Gottfried Uhlichs (1743–1794), der nach seinem Werk über die zweite Türkenbelagerung auch eines über die erste verfasst hatte (Uhlich 1784: 111f.), von einem Vertrag mit Sultan Süleyman ausgingen. Andere, wie der Historiker und Politiker Joseph von Hormayr (1781/82–1848), seien der Meinung gewesen, dass die Mondsichel zu jener Zeit eine gängige Art der Verzierung von Kirchtürmen gewesen war. Schimmer, ein leidenschaftlicher Sammler historischer Abbildungen, konnte dieser Vermutung nichts abgewinnen und ging davon aus, Mond und Stern seien zwar tatsächlich 1529 aufgestellt worden, jedoch ohne Vereinbarung mit den Osmanen. (Schimmer 1845: 318f.) Auch eine weitere Theorie, der ,Mondschein‘ sei erst 1591 montiert worden, lehnte er wegen fehlender Quellen und weil es ihm dafür an plausiblen Gründen fehlte, ab – im Gegensatz zum auch historiographisch sich betätigenden Priester Ludwig Donin (1810–1876). (Donin 1873: 49) Dieser stützte sich auf eine Inschrift auf einem der beiden Messingringe, mit denen Stern und Mond verbunden waren. Die eingravierte Jahreszahl 1591 verweist jedoch auf den Abschluss einer Renovierung der Turmspitze, die nach einem Erdbeben im Jahr 1590 notwendig geworden war.
1530 – Die Wiener Bürger fordern die Abnahme des „haidnisch Zaichen“
1530 – Die Wiener Bürger fordern die Abnahme des „haidnisch Zaichen“
Bei dieser Gelegenheit wäre es ein Leichtes gewesen, dieses mutmaßliche Symbol des türkischen Feindes zu ersetzen. Denn als solches war es tatsächlich schon während der ersten osmanischen Belagerung Wiens wahrgenommen worden. Aus dem Jahr 1530 ist ein Ansuchen der Wiener Bürgerschaft an den Kaiser überliefert, den ,Mondschein‘ durch den heiligen Georg mit Fahne zu ersetzen:
Wie man aber nachuolgend als der Turck, Rhodis, auch die Cron Hungern und nun die Stat Wien angetast, und vberzogen, auf seinen Zelden befunden hat, das er solh Stern vnd halb Monschein als fur seine Jnsignia fueert, haben wir gedacht dieselben Stern vnd Monschein von ermeltem Thurn herab zuthun vnd ynndert Sannd Georgen fan an die Stat zemachen, Aber doch solcher eur. Ku. Mt. vor und ee anzaigen wellen, [...] ob wir vorermelt haidnisch Zaichen wieuor beleiben lassen oder herab thun und ain annders Christenlich Zaichen hinauf machen sollen [...]. (zit. nach Camesina 1865: XXXVI)
Warum das weder 1530 noch 1590/91 getan wurde, führt zurück zur Frage nach der Bedeutung der Symbole von Sonne beziehungsweise Mond und Stern zum Zeitpunkt der Errichtung dieser Turmbekrönung.
Die Vieldeutigkeit der „Mondschein“-Symbolik
Die Vieldeutigkeit der „Mondschein“-Symbolik
Die am häufigsten genannte Erklärung dürfte das erste Mal vom Wiener Grafiker und Altertumsforscher Albert von Camesina (1806–1881) genannt worden sein, der in seinem umfangreichen Werk zur zweiten Türkenbelagerung auch ausführlich auf die Turmbekrönung eingeht. Er betrachtete es als sehr wahrscheinlich, „dass Sonne (Stern) und Mond Papst und Kaiser vorstellen.“ (Camesina 1865: XXXVI) Diese Erklärung findet sich bis heute in den meisten Abhandlungen zum Thema (z.B. Bermann 1878: 93; Scheidl 1908: 19; Pötschner/Brauneis 1979: 3). Die Kombination von Sonne und Mondsichel ist jedoch in der christlichen Ikonographie weit verbreitet und findet sich besonders häufig in spezifischen Typen von Mariendarstellungen. Dazu zählt die Mondsichel- oder Strahlenkranzmadonna, die auf die Beschreibung einer Vision aus der Offenbarung des Johannes zurückgeht:
Eine Frau, mit der Sonne bekleidet; der Mond war unter ihren Füßen und ein Kranz von zwölf Sternen auf ihrem Haupt. (Offb., 12,1)
Auch im Stephansdom gab es seit dem Ende des 15. Jahrhunderts mit dem Gnadenbild ‚Maria in der Sonne‘ eine entsprechende Darstellung der Muttergottes. Aus der Mondsichelmadonna wurde später der Typ der Maria Immaculata. Auch sie trägt einen Sternenkranz über ihrem Kopf und steht auf einer Mondsichel. Entsprechende Monumente wurden in verschiedenen Varianten ab der Mitte des 17. Jahrhunderts nicht nur in den Besitzungen der Habsburger errichtet – vorzugsweise, um an den Sieg gegen feindliche Heere zu erinnern, seien dies die Schweden (1638 in München, 1647/1667 in Wien, 1650 in Prag) oder die Türken (ab 1664 u.a. in Graz und Fürstenfeld, 1787 in Ofen). (vgl. Born 2013: 397–400; Feichtinger 2013)
Dem ,Mondschein‘ und den Mariendarstellungen ist gemein, dass sie im Zusammenhang mit den Erfahrungen mit den Osmanen eine Umdeutung erfahren haben. Während Sonne und Mond auf dem Stephansdom dem Kreuz weichen mussten, verstand man die Marienikonographie seit dem Ende des 17. Jahrhunderts vermehrt als bildlich sehr eindeutigen Ausdruck des Sieges gegen den muslimischen Feind. Besonders deutlich wurde dies in Darstellungen wie jener in Krems, wo eine steinerne Muttergottes mit den Füßen auf einen am Boden liegenden Türken tritt. In diesem Motiv wird der Wandel des Türken vom bedrohlichen Feind zum erniedrigten Barbaren besonders deutlich.
Der Kosmos und das universale Kaisertum
Der Kosmos und das universale Kaisertum
Die Autoren des Katalogs zur Ausstellung „850 Jahre St. Stephan. Symbol und Mitte in Wien 1147–1997“ im Historischen Museum der Stadt Wien vertreten eine weitere Theorie zur Bedeutung des Turmschmucks. Ihnen zufolge war das Verhältnis zwischen Kaiser und Papst zu jener Zeit zu angespannt und die lutherischen Lehren mittlerweile auch in Wien verbreitet, sodass die symbolisierte Überlegenheit des Papsttums (im Zentrum der Stern, um den sich der für das Kaisertum stehende Mond dreht) auf wenig Verständnis gestoßen wäre. Stattdessen stünden Mond, Stern und der vergoldete Knauf als Sonne für den Kosmos oder für Tag und Nacht. Schließlich erlebten Humanismus und Astronomie gerade ihre Blüte und die Habsburger herrschten über Gebiete, in denen „die Sonne nicht unterging“. (Kassal-Mikula/Pohanka 1997: 230f.)
Die Abnahme des „gottlosen Waffenzeichens der Türken“
Zu Zeiten der zweiten Wiener Türkenbelagerung war das Wissen um die ursprüngliche Bedeutung der Turmbekrönung bereits verschüttet und bereits von der Wahrnehmung als Symbol der Türken überlagert. Kaiser Leopold I. soll, während die Osmanen vor Wien standen, die Abnahme von Stern und Mond versprochen haben, wenn die Gefahr mit göttlicher Hilfe abgewehrt würde. Nach dem erfolgreichen Entsatz erinnerte ihn der Wiener Bischof Emerich Sinelli daran, „dieses gottlose Waffenzeichen der Türken“ (hæc impia Turcarum arma) (Vælckeren 1683: 88 ; Übersetzung Johann Heiss) zu entfernen.
Bis es so weit war, dauerte es noch ein paar Jahre – sei es, weil man der Legende folgend sichergehen wollte, dass die Gefahr tatsächlich gebannt war, oder weil es sich als schwierig herausstellte, jemanden zu finden, der den nicht ungefährlichen Umbau wagte. Schließlich waren es der Dachdecker Nicolaus Ressytko und seine zwei Söhne, die am 14. Juli 1686 Stern und Mondsichel abnahmen und am 14. September – kurz nach der Eroberung von Ofen und genau drei Jahre nach dem kaiserlichen Einzug in das befreite Wien – ein spanisches Doppelkreuz auf die Spitze des Turms setzten. Beide Ereignisse hatten den Charakter von Volksfesten und wurden in ausführlichen Abhandlungen und bildlichen Darstellungen festgehalten (abgedruckt u.a. bei Camesina 1865: XXVIII).
Der ,Mondschein‘ wurde nach der Abnahme zuerst dem Bischof von Raab, Kardinal Leopold Karl von Kollonitsch, übergeben. Nachdem man auch dem Volk gestattet hatte, ihn zu besichtigen, brachte man ihn an den Hof. Der Kupferstecher Johann Martin Lerch versah die Mondsichel schließlich noch mit der spöttischen Inschrift „Haec Solimane memoria tua. Ao.1529“ (Dies Soliman zu deinem Andenken) und einer Neidfeige als zusätzlichen Ausdruck der Verhöhnung. Nach seiner Aufbewahrung im Bürgerlichen Zeughaus kam der „Mondschein“ 1885/86 ins neue Rathaus, wo er in das bald darauf eröffnete Historische Museum der Stadt Wien (heute: Wien Museum) überging, in dessen Besitz er sich auch gegenwärtig noch befindet.
Die Erinnerung an 1683 auf den Nachfolgern des ,Mondscheins‘
Die Erinnerung an 1683 auf den Nachfolgern des ,Mondscheins‘
Dem spanischen Kreuz, das die Ressytkos am 14. September 1686 auf die Spitze des Südturm setzten, war kein langes Leben beschieden. Bereits im Dezember desselben Jahres stürzte es infolge eines Sturmes herab. Beim nächsten Anlauf achtete man darauf, die Turmbekrönung beweglich zu gestalten und so wurde am 29. Oktober 1687 erneut ein Doppelkreuz, diesmal über einem Doppeladler, auf dem Stephansdom montiert. Für die Inschriften war erneut der Kupferstecher Lerch verantwortlich, wobei zum Teil der auf dem ersten Kreuz bereits verwendete Wortlaut übernommen wurde:
I. N. R. I. In hoc Signo vinces. 1683. Jesus, Maria
(I. N. R. I. In diesem Zeichen wirst du siegen. 1683.)
[darunter:] Vienna a Turcis obsessa Die Decima quarta July / Anna (sic!) 1683 / Et Duodecima Septembris regnante Imperatore / Leopoldo Primo liberata.
(Wien wurde von den Türken den 14. Juli 1683 belagert, und den 12. September unter der Regierung Kaisers Leopold I. befreit.)
[auf der Rückseite:] In te domine etc. luna desposita et crux exaltata Anno quo capta est Buda a Christianis 1686. Aquila vero addita anno 1687.
(In dir, Herr, usw. wurde der Mond abgenommen und das Kreuz aufgesetzt im Jahre 1686, als die Christen die Stadt Buda eingenommen hatten; der Adler aber ist 1687 hinzugekommen.)
[Auf dem Szepter:] Lunae loco ab Augusto Caesare Leopoldo Signo Crucis victae, atque ex turri S. Stephani 15 Julii positae Crux ista erecta et exaltata est, sub Consule Simone Stephano Schuester Consiliario, et inclyto Civitatis Viennensis Senatu, Praefecto vero huius Cathedralis Ecclesiae Ferdinando Philippo à Radeck, Caesaris Consiliario, Inventore, in Vigilia Omnium Sanctorum erecta est, (et) ab Augustissimo Caesare Leopoldo Primo prius approbata.
(Anstelle des Mondes, der von Augustus Caesar Leopoldus im Zeichen des Kreuzes besiegt und vom Turm von Sankt Stephan am 15. Juli entfernt wurde, wurde dieses Kreuz errichtet und angebracht unter dem consul [Bürgermeister, Stadtrichter] Simon Stephan Schuester, dem Ratsherrn, und dem berühmten Senat der Wienerischen Stadt, unter dem Vorsteher dieser Kathedralkirche Ferdinand Philipp von Radeck, Kaiserlichem Rat und Erfinder, an der Vigil [Vorabend] von Allerheiligen wurde es errichtet [und] vom Allerhöchsten Kaiser Leopold I. genehmigt.)
[Auf der Fläche des Schwertes:] Defendit Civitatem hanc contra Turcas Anno MDCLXXXIII Excellentissimus Dominus Ernestus Rudiger Comes â Starenberg, Generalis Campi Marschallus, et Commendans Viennae, ex benigno mandato Caesareo, et Cura Eminentissimi Domini S. R. E. Cardinalis Leopoldi à Kolloniz Episcopi Jaurinensis, qui obsidioni interfuit, Turri huic Aquila cum Cruce imposita est.
(Verteidigt hat diese Stadt gegen die Türken im Jahr 1683 seine Exzellenz, Herr Ernst Rüdiger Graf von Starhemberg, Generalfeldmarschall und Kommandant von Wien, auf gnädigen kaiserlichen Befehl, und unter der Obsorge seiner Eminenz, des hochwürdigsten Herrn Kardinals Leopold von Kollonitz, des Bischofs von Győr, der bei der Belagerung zugegen war, wurde diesem Turm der Adler mit dem Kreuz aufgesetzt.)
[Zu Füßen des Ringes, auf deutsch:] Der Johann Georg Kuchler, Steinmetz und Huttenknecht bei St. Stephan nebst seinem Gehulffen Michael Kohl Steinmetz-Gesellen, haben den Adler und das Creutz auff den Thurn gesetzt, dess Adlers und dess Creutzes Höhe ist 6 Schuch 7 Zoll, halt am Gewicht 120 Pfund.
(zit. nach Camesina 1865: XL; Übersetzung Johann Heiss)
Die neue Turmspitze diente mit ihren Inschriften der Festschreibung der Erinnerung an die Belagerung und den Entsatz Wiens. Ausdrücklich wurden darin der Kaiser, der Stadtkommandant Ernst Rüdiger Graf Starhemberg und Kardinal Leopold von Kollonitsch, also Dynastie und Kirche, verherrlicht. Auch das Datum der Aufrichtung der neuen Bekrönung kann nicht als zufällig angenommen werden, galt doch der am 29. Oktober verehrte Erzengel Michael als Beschützer der katholischen Kirche und als Krieger gegen den Antichristen am Tag des Jüngsten Gerichts. (vgl. Kassal-Mikula/Pohanka 1997: 232f.)
In den folgenden Jahrhunderten musste die Turmspitze mehrmals renoviert werden und 1842 erhielt der Südturm eine neue Bekrönung. Für den neuerlichen Doppeladler mit Kreuz wurden die bestehenden Inschriften übernommen und nur um eine Erwähnung des aktuellen Kaisers Ferdinand I. ergänzt. Auch dieses Denkmal war nicht für die Ewigkeit bestimmt, denn 1864 musste die Spitze erneut abgetragen werden. Ersetzt wurde sie wieder durch einen Doppeladler mit Kreuz, diesmal jedoch fehlten die schriftlichen Verweise auf die Türkenbelagerung. (Camesina 1865: XLI) Dieser bis heute bestehende Turmschmuck wurde zuletzt im Jahr 2008 renoviert und, ebenso wie die Turmkugel, neu vergoldet. Anders als in den vergangenen Jahrhunderten benötigte man dafür keine wagemutigen Dachdecker, sondern konnte die Montage mit Hilfe eines Hubschraubers vollziehen. (Diem 2015)
Literatur
Literatur
Bermann, Moriz (1878): Der Wiener Stefans-Dom und seine Sehenswürdigkeiten in Geschichte, Kunst, Legenden- und Sagengebilde. Wien, Pest, Leipzig.
Born, Robert (2013): Marien- und Dreifaltigkeitssäulen. In: Bahlcke, Joachim; Rohdewald, Stefan; Wünsch, Thomas (Hg.): Religiöse Erinnerungsorte in Ostmitteleuropa. Konstitution und Konkurrenz im nationen- und epochenübergreifenden Zugriff. Berlin, 396–409.
Camesina, Albert (1865): Wien‘s Bedrängniß im Jahre 1683. In: Berichte und Mittheilungen des Alterthums-Vereines zu Wien. Band 8. Wien.
Diem, Peter (2015): Der Stephansdom und seine politische Symbolik. In: Austria-Forum. 20.09.2020.
Donin, Ludwig (1873): Der Stefansdom und seine Geschichte. Wien.
Feichtinger, Johannes (2013): Maria Hilf! Türkengedächtnis und Marienkult in Wien (16.-21. Jahrhundert). In: Ders.; Heiss, Johann (Hg.): Geschichtspolitik und „Türkenbelagerung“. Wien, 24–57.
Kassal-Mikula, Renata; Pohanka, Reinhard (Red.) (1997): 850 Jahre St. Stephan. Symbol und Mitte in Wien 1147–1997. 226. Sonderausstellung. Historisches Museum der Stadt Wien. Dom- und Metropolitenkapitel Wien. 24. April bis 31. August 1997. Wien.
Kreutel, Richard F. (Hg.) (21963): Im Reiche des Goldenen Apfels. Des türkischen Weltenbummlers Evliyâ Çelebi denkwürdige Reise in das Giaurenland und in die Stadt und Festung Wien anno 1665 (= Osmanische Geschichtsschreiber. Hg. v. Richard Kreutel. Bd. 2). Graz/Wien/Köln.
Pötschner, Peter; Brauneis, Walther (1979): Die Bekrönung des Stephansturmes im Wandel der Zeiten. In: Der Dom. Mitteilungsblatt des Wiener Domerhaltungsvereins. Folge 2, 3–8.
Scheidl, Franz (1908): Denkmale und Erinnerungszeichen an die Türkenzeit in Wien. Wien.
Schimmer, Karl August (1845): Wien’s Belagerungen durch die Türken und ihre Einfälle in Ungarn und Österreich. Mit einer kurzen, aber vollständigen Geschichte des Ursprunges, der wachsenden und sinkenden Macht der Osmanen, ihres Eindringens in Europa, der Eroberung von Konstantinopel, und ihrer Kriege mit Österreich von der frühesten bis auf die neuere Zeit. Wien.
Uhlich, Gottfried (1784): Geschichte der ersten türkischen Belagerung Wiens im Jahre 1529 aus gleichzeitigen Schriftstellern und Tagebüchern. Wien.
Vælckeren, Johann Peter von (1683): Vienna à Turcis Obsessa à Christianis Eliberata: Sive Diarium Obsidionis Viennensis, Inde à sexta Maii ad decimam quintam usque Septembris deductum.
Zykan, Marlene (1981): Der Stephansdom. Wien, Hamburg.