Gentzgasse 112, Karte
Text: Marion Gollner, Johann Heiss, Johannes Feichtinger
Der ,Türkenhof‘ in der Gentzgasse 112 (=Türkenschanzstraße 1) wurde im Jahr 1912 errichtet.
Im Wiener Gemeindebezirk Währing nahe der so genannten Türkenschanze gibt es insgesamt drei ,Türkenhöfe‘: neben dem ,Türkenhof‘ in der Gentzgasse 112, befinden sich zwei weitere in der Gentzgasse 19 und in der Bäckenbrünnlgasse. Sie wurden so benannt, um an die Belagerung Wiens durch die Osmanen zu erinnern.
Die Legende von den türkischen Minengängen
Die Legende von den türkischen Minengängen
Zu dem Haus gehört ein Turm mit Walmdach, der von einer Kugel bekrönt wird. Für die Bezeichnung des Hauses war eine Aufschrift ausschlaggebend, die jedoch bei der Renovierung der Hausfassade schon vor 1983 entfernt wurde. Um das Gebäude rankt sich nach wie vor eine Legende:
Als man dieses Haus erbaute, dachte man, daß man auf einige türkische Minengänge gestoßen wäre. In Wirklichkeit handelte es sich aber nur um das alte Flußbett des Währinger Baches. (Tomenendal 2000: 243)
Währing zur Zeit der Türkenbelagerungen
Währing zur Zeit der Türkenbelagerungen
Die Dörfer des heutigen 18. Wiener Gemeindebezirks dürften beim ersten Versuch der Osmanen, Wien 1529 einzunehmen, weitgehend verschont geblieben sein. Zumindest ist darüber in den Aufzeichnung nichts zu finden.
1582 bestand der Ort Währing aus 42 Häusern, wobei 28 davon am linken Ufer des Währinger Baches in der heutigen Gentzgasse standen. Bei der zweiten Belagerung Wiens wurde Währing jedoch schwer in Mitleidenschaft gezogen:
Am 13. Juli 1683, als die Türken Schwechat erreichten, sollen auf kaiserlichen Befehl die Vorstädte und Vororte Wiens niedergebrannt werden, damit sie den Türken nicht als Schutz und Unterkunft dienen können. Es ist heute nicht mehr feststellbar, ob die vier Dörfer auf diese Weise zugrunde gegangen sind oder erst von den Türken dem Erdboden gleichgemacht wurden. Auch die Weingärten wurden vernichtet. Einem Teil der Bewohner gelang es, nach Wien zu fliehen. Andere verbargen sich in den Wäldern. Aber viele wurden getötet oder, sofern sie jung und kräftig waren, als Sklaven verschleppt. (Klusacek/Stimmer 1992: 15f.)
Literatur
Literatur
Csendes, Peter (1983): Erinnerungen an Wiens Türkenjahre. Wien/München.
Klusacek, Christine/ Stimmer, Kurt (1992): Währing. Vom Ganserlberg bis zum Schafberg. Wien.
Tomenendal, Kerstin (2000): Das türkische Gesicht Wiens. Auf den Spuren der Türken in Wien. Wien/Köln/Weimar.