Mogersdorf 172, Mogersdorf, Karte
Text: Simon Hadler
Nach der Schlacht bei Mogersdorf/Szentgotthárd am 1. August 1664 ließ der Oberbefehlshaber der siegreichen alliierten Truppen Raimondo Montecuccoli angeblich in der Kirche von Mogersdorf eine Messe für die Gefallenen und ein Te Deum für den Sieg feiern. Das 1775 errichtete heutige Bauwerk erhielt mehrmals eine künstlerische Ausgestaltung, die auf die militärische Auseinandersetzung Bezug nimmt.
Die Kirche auf dem Schlachtfeld
Die Kirche auf dem Schlachtfeld
Im Zuge des seit 1663 andauernden Krieges zwischen dem Osmanischen Reich und den Habsburgern versuchte Großwesir Ahmed Köprülü mit seinen Truppen über die Raab zu übersetzen. Dieses Bemühen wurde am 1. August 1664 von den unter dem Oberkommandanten Raimondo Montecuccoli kämpfenden alliierten Einheiten mit großer Mühe vereitelt. Nachdem sich nämlich am frühen Morgen erste Janitscharen-Abteilungen am anderen Flussufer festsetzen konnten, gerieten die Alliierten schnell in die Defensive. Die osmanischen Elitesoldaten trieben das Zentrum der gegnerischen Linie auseinander und besetzten den Ort Mogersdorf. Ob dabei und in den nachfolgenden Kämpfen die Kirche weitgehend unbeschädigt blieb, ist nicht ganz klar. Der Historiker Johannes Sachslehner schreibt, dass auch die Kirche „ein Raub der Flammen“ wurde (Sachslehner 2009: 90). Andere Autoren behaupten, die Kirche sei als einziges Gebäude unbeschadet geblieben (Volk und Heimat 18/1950: 5; Brunner 1987: 47). Dies würde jedenfalls dazu passen, dass Montecuccoli am nächsten Tag an diesem Ort ein Seelenamt für die Gefallenen und ein Te Deum für den Sieg feiern ließ.
Das Fresko und der göttliche Beistand
Ob die Kirche in Mogersdorf infolge der Kampfhandlungen nun zerstört wurde oder nicht, heute existiert sie jedenfalls nicht mehr. Sie wurde 1775 durch ein neues Gotteshaus ersetzt. Doch auch dieses erinnert an die Schlacht von 1664 mittels eines Freskos am Triumphbogen der Pfarrkirche. Die Arbeit stammt laut Signatur von Josef Rösch und wurde 1912 (Brunner 1987: 60) geschaffen. Sie zeigt offenbar einen Moment der Schlacht, an dem sich das Blatt bereits zugunsten der Alliierten gewendet hat. Osmanische Fahnen fallen aus dem Bild und ein Reiter auf einem weißen Pferd, bei dem es sich um General Sporck handeln soll, sprengt heran. Ein über seinem Kopf schwebendes weißes Kreuz soll wohl den Sieg der Christenheit symbolisieren (ebd.). In der rechten Bildhälfte sieht man die hl. Maria mit Kind, der man die Verantwortung für den militärischen Erfolg zuschrieb.
Eine überraschende Entdeckung
Eine überraschende Entdeckung
Das Deckengemälde von Rösch war jedoch nicht die erste künstlerische Auseinandersetzung mit der Schlacht von Mogersdorf/Szentgotthárd in der Kirche. Im Zuge von Renovierungen des Innenraums stellte sich vielmehr heraus, dass die Schlacht bereits 1857 von einem bis dato unbekannten Künstler in einem Deckenfresko zum Thema gemacht, im Jahr 1900 jedoch wieder übermalt wurde. Die Arbeiten, die bis zum 350. Jahrestag der Schlacht am 1. August 2014 freigelegt und der Öffentlichkeit zugänglich gemacht werden sollen, lehnen sich in ihrer Ausgestaltung offenbar an die von István (Stephan) Dorffmeister gestaltete Stiftskirche (heute: Pfarrkirche) von Szentgotthárd an, wenn sie auch rein formal volkstümlich zu interpretieren sind. Ergänzt wird die Deckenmalerei durch vier Bildmedaillons, welche zum einen die ungarischen Könige Stephan und Ladislaus, zum anderen Kaiser Leopold I und Montecuccoli zeigen (BDA 03/2014).
Literatur
Literatur
BDA (Bundesdenkmalamt) (2014): Denkmal des Monats. März 2014: „Alles ist hell, aber es ist kein Tag. Alles ist laut, aber es sind nicht Vogelstimmen“ (Rainer Maria Rilke)
Brunner, Karl; u.a. (Hg.) (1987): 800 Jahre Mogersdorf unter Berücksichtigung der Ortsteile Deutsch Minihof und Wallendorf. Mogersdorf.
Sachslehner, Johannes (2009): Schicksalsorte Österreichs. Wien, Graz, Klagenfurt.
Volk und Heimat (18/1950): Kametler, R.: Die Schlacht bei Mogersdorf am 1. August 1664, 5f.