Schlossberg, Graz, Karte
Text: Zsuzsa Barbarics-Hermanik
Die so genannte „Türkenglocke“, die ursprünglich „große Glocke“, „Siebnerglocke“ oder „Lisl“ genannt wurde, befindet sich – ähnlich wie der ‚Türkenbrunnen‘ – auf dem Grazer Schlossberg. Sie ist die drittgrößte Glocke in der Steiermark und erhielt ihren Namen, da sie der Legende nach aus „101 von den Türken eroberten Kanonenkugeln gegossen“ wurde (vgl. Popelka 1959: 294).
Zum Dank für die Abwendung der ,Türkengefahr‘
Zum Dank für die Abwendung der ,Türkengefahr‘
Der Glockenturm, in der die ‚Türkenglocke‘ aufgehängt wurde, wurde auf Anordnung Erzherzog Karls II. 1588 als Abschluss der Befestigungsarbeiten am Grazer Schlossberg nach den Plänen von Domenico dell`Allio errichtet (vgl. Popelka 1959: 293).
Die Glocke selbst wurde vom Bildhauer Jeremias Franck modelliert und bereits 1587 vom Geschütz- und Glockengießer Martin Hilger in dessen Gießhütte, die sich vor dem inneren Paulustor in Graz befand, gegossen. Darauf sind die Auftraggeber, Erzherzog Karl II. von Innerösterreich sowie seine Frau Maria, vor einem Kreuz kniend, mit den Wappen der Steiermark und von Bayern abgebildet (vgl. Strahalm/Laukhardt 2003: 135). Die deutsche Übersetzung der Inschrift der „Türkenglocke“ lautet:
Auf Kosten Karls errichtet, […] ich rufe zur Kirche, verkünde Feste, Frieden, Krieg und Tod (zitiert nach: Steiner 1951: 48).
Nach dem Entsatz Wiens im Jahre 1683 soll angeordnet worden sein, die Glocke als Danksagung für die Abwendung der ‚Türkengefahr‘ und als Bitte für zukünftigen Schutz täglich dreimal, morgens, mittags und abends, mit je 101 Schlägen zu läuten. Dabei sollten jedes Mal fünf Vaterunser und Ave Maria gebetet werden (vgl. Steiner 1951: 48).
Mit Ausnahme der Periode zwischen 1784 und 1790 wird diese Tradition, die vom Sieg der Habsburger über die Osmanen bei Wien (1683) und vom damit verbundenen ‚Türkenkrieg‘ (1683–1699) abgeleitet wurde, bis heute weitergeführt, indem die ‚Türkenglocke‘ jeden Tag um 7:00, 12:00 und 19:00 Uhr mit je 101 Schlägen läutet (vgl. Stahalm/Laukhardt 2003: 135)
Literatur
Literatur
Popelka, Fritz (1959): Geschichte der Stadt Graz. Graz.
Steiner, Konrad (1951): Vom alten Graz. Graz.
Toifl, Leopold (1999): Zur Schleifung der Grazer Schloßbergfestung vor 190 Jahren. In: Blätter für Heimatkunde, Jg. 73, Heft 4, 123–143.