Das APIS-Teilprojekt „Pressenetzwerke in der Donaumonarchie“ verfolgt das Ziel der Kartographierung der Verbindungen zwischen Institutionen und jenen im Österreichischen Biographischen Lexikon1815–1950 (ÖBL) erfassten Personen, die zwischen 1867 und 1918 im Bereich des Pressewesens tätig waren. Anhand der Lemmata des ÖBL wird nach Dynamiken und Strukturen der Verwobenheit von Medien, Gesellschaft und Politik in der Monarchie gefragt. Ausgehend von Daten über die grenzüberschreitende Mobilität von Personen wird auch die Rolle transnational agierender Akteure untersucht.

I. Personen
In der APIS-Datenbank sind die ÖBL-Lemmata stets mindestens einer der insgesamt 18 Hauptberufsgruppen (z. B. „Literatur-, Buch- und Zeitungswesen“, „Medizin“, „Militär“ usw.) zugeordnet und mit frei kombinierbaren Berufsbezeichnungen versehen (z. B. „Historiker“, „Schriftsteller und Journalist“, „Schriftsteller, Übersetzer, Politiker und Bischof“, „Fabrikant, Mäzen und Sportler“ usw.). Obwohl die Angabe mehrerer Berufsbezeichnungen generell den Vorteil bietet, nicht nur den Hauptberuf oder die Hauptaktivität einer Person zu erfassen, funktioniert diese Systematisierung im Falle der Journalisten nur bedingt. Denn die Anzahl der in das ÖBL aufgenommenen journalistisch tätigen Personen ist weitaus höher als dies die Berufsbezeichnungen vermuten lassen. Informationen über das Wirken dieser Persönlichkeiten im Bereich des Pressewesens erhält man erst aus den Biographien selbst. Deshalb wird die ursprünglich aus 633 Journalisten-Biographien bestehende Presse-Collection mit den in diesen Biographien miterwähnten, zum Teil in einem eigenen ÖBL-Artikel behandelten Personen sukzessive erweitert. Die Antworten auf die ersten in diesem Zusammenhang gestellten Fragen – In welchen Bereichen des öffentlichen und kulturellen Lebens war diese Personengruppe aktiv? Welchen Hauptberufsgruppen bzw. Berufsbezeichnungen wurden ihre ÖBL-Biographien zugeordnet? Wie hoch ist der Anteil der Miterwähnten an der Gesamtheit der Presse-Collection? – stellen eine der Grundvoraussetzungen für das Verständnis der Struktur und inneren Dynamik der Pressenetzwerke in der Österreichisch-Ungarischen Monarchie dar.

II. Institutionen
Ein weiterer Teil der Presse-Collection besteht aus den Institutionen, die nach Bereichen (z. B. „Medien“, „Politik“, „Bildungswesen“, „Vereinswesen“ usw.), Art (z. B. „Tageszeitung“, „Partei“, „Universität“, „Verein“ usw.), Sitz („Ort“), Start- und Enddatum sowie der politisch-ideologischen Ausrichtung kategorisiert werden. In diesem Fall ist zunächst die Frage nach den einzelnen Institutionstypen oder nach der geographischen Verteilung von Interesse.

III. Die Vernetzung der Akteure in Communities
Eines der zentralen Themen dieses Vorhabens ist die Erforschung der von den Akteuren der Netzwerke (Personen und Institutionen) über unterschiedliche Relationen gebildeten Communities. Communities von Orten entstehen beispielsweise durch gemeinsame Aufenthalts-, Ausbildungs- oder Wirkungsorte von Personen. Diese können anhand von Relationen wie „Geburtsort“, „ausgebildet in“, „wirkte in“, „reiste nach“, „hielt sich auf in“ etc. identifiziert werden. Institution-Communities lassen sich unter anderem geographisch, aus den jeweiligen Sitzen („located in“), aber auch aus den Person–Institution-Verbindungen herleiten („war Student“, „war Mitarbeiter“, „war Redakteur“ etc.). Schließlich können über ihre Relationen zu Orten, Institutionen und anderen Personen Netzwerke bzw. Communities von Personen konstruiert werden.


Kontakt:

Mag. Ágoston Zénó Bernád