St. Benedikten, Karte
Text: Marion Gollner
In der kleinen Filialkirche St. Benedikten bei Knittelfeld befindet sich eine 15 Meter hohe Pest- bzw. ‚Türkenkerze‘, die alljährlich bei einer feierlichen Prozession nach Fronleichnam von zwölf Trägern der umliegenden Bauernhöfe auf spektakuläre Weise mitgeführt wird. Die Legende besagt, dass die Kerze von den Bewohnern des Ortes aus Dankbarkeit für die überstandenen Plagen (Pest, Heuschrecken und ‚Türken‘) gestiftet und erst bei einem späten Einfall der Osmanen gegen eine mit Sprengstoff gefüllte Kerze ausgetauscht wurde, die die Kirche in die Luft sprengen sollte.
Die Prozession – ein waghalsiges Unterfangen
Die Pest- bzw. ‚Türkenkerze‘ von St. Benedikten zeichnet sich im Vergleich zu anderen Objekten dieser Art (z.B. ‚Türkenkerzen‘ von Maria Buch) – vor allem durch ihre beeindruckende Größe von nicht ganz 15 Metern aus. Genaugenommen handelt es sich bei der Kerze um einen mit weißgrünen Wachsfäden spindelförmig umwickelten Fichtenstamm, der an der Basis 15 und an der Spitze sechs Zentimeter im Querschnitt misst (vgl. Peinlich 1978: 225 bzw. Cronenberg 2011: 15).
Einmal im Jahr, am so genannten Herz-Jesu-Sonntag (zehnter Tag nach dem Fronleichnamsfest) wird die Kerze bei einer feierlichen Prozession auf dem Hochanger hinter der Kirche St. Benedikten mitgeführt. Die mit bunten Bändern und Blumen geschmückte Kerze wird dabei zu jedem einzelnen der vier Altäre auf dem Feld getragen, die – ähnlich wie bei Fronleichnam – mit Birkenbäumchen geschmückt sind (vgl. Senft 2000: 29). Elfi Lukas, die sich in einem Artikel, erschienen in den „Blättern für Heimatkunde“, mit dem geschichtlichen Hintergrund der Kerze auseinandergesetzt hat, schildert ihre persönlichen Eindrücke, die sie während einer solchen Prozession im Jahr 1975 gesammelt hat, folgendermaßen:
Nach dem Gottesdienst zieht die gesamte Gemeinde mit Pfarrer, Blasmusik, Himmel und Fahnen hinaus aufs Hochfeld. Dort hat man inzwischen mit viel Müh das Ungetüm aufgerichtet. Die Laterne, die an seinem hohen Ende baumelt, wurde angezündet, doch der Wind löschte sie – wie meist – wieder aus. Zum Aufrichten der Stange hieven acht Burschen die ebenso vielen Stangen empor. Sie sind in vier bzw. fünf Meter Höhe angebracht. Weitere vier Männer halten und tragen die Kerze an den vier Armen eines Tragkreuzes. Die Kerze selbst ist von Reisiggirlanden umwunden. Die Stützstangen sind mit bunten Bändern geschmückt. Jede dieser Stangen wurde von einem Bauern gestiftet, der sie verziert und auch einen Träger zu stellen hat. Gab es während der Zeit seit der letzten Prozession in der Familie des betreffenden Bauern einen Todesfall, so schmückt er seine Stange mit schwarzen Bändern. Die Umzugsmädchen tragen außerdem eine Muttergottesstatue auf einer Art Sänfte mit der Prozession her. (Lukas 1977: 55–56)
Wie die Prozession mit der 15 Meter hohen Stange heute von statten geht, zeigt folgendes Video.
Vorbereitung und Durchführung der Prozession fallen in den Zuständigkeitsbereich einiger ausgewählter Bauernfamilien. Während die Pest- bzw. ‚Türkenkerze‘ im Besitz der Familie Klob (Vulgoname des Gasthauses Albrecht am Fuße des Kirchenhügels) ist, übernehmen Angehörige der Bauernhöfe Albrecht, Steinwidder (vulgo Kühbrein bzw. Kielnprein), Rauscher (vulgo Moar) und Rüscher (vulgo Eberhard) die Funktion der so genannten „Jochträger“. Um das enorme Gewicht der Kerze zu stemmen, sind jedoch noch weitere Träger von Stützstangen aus der Nachbarschaft von Nöten (Details zur Prozession und zur Rolle der Kirchenbauern siehe Cronenberg 2011). Erlischt die Kerze während der Prozession, so sei dies ein „unheilvolles Zeichen“. Einmal, im Jahr 1902, soll sich bei dem Umzug ein tödlicher Unfall ereignet haben. Dabei wurde eine Klosterschwester von der umfallenden Kerze getroffen. Seither soll die Kerze ein Stück kürzer sein (vgl. Leitgeb 1987: 16).
Mit großer Wahrscheinlichkeit wurde die ca. einstündige Prozession seit beinahe 300 Jahren jährlich abgehalten. Lediglich ein oder zwei Mal soll der Umgang mit der Pestkerze im Ersten bzw. Zweiten Weltkrieg unterbrochen worden sein, wie einer der beteiligten Bauern sich zu erinnern glaubt (vgl. Cronenberg 2011: 39). Die Feierlichkeit fand jedoch nicht immer auf dem Feld hinter der Kirche statt, wie Peinlich berichtet, sondern wurde bis zum Jahr 1963 um den Kirchenhügel herum geführt. Wie Elfi Lukas berichtet, war dieser Umstand selbst dem ehemaligen Pfarrer Josef Schwögl von St. Lorenzen nicht bekannt. Da die meisten Prozessionsteilnehmer lieber „beim Gasthaus auf Pfarrer und Sänger unter der Devise ‚sie müssen ohnehin herunterkommen‘“ (Lukas 1977:54–55) warteten als die Messe in der Kirche zu besuchen, wurde die Prozession schlussendlich verlegt: „Der Gottesdienst wurde seither nicht mehr in der Kirche mit kaum 30 bis 50 Andächtigen, sondern als Feldmesse auf dem Hochfeld abgehalten und war ab da schlagartig gut besucht.“ (ebd.: 54)
Damals wie heute ist der Umgang mit der Pest- bzw. ‚Türkenkerze‘ von St. Benedikten „eine Mischung aus Danksagung auf Grund eines Gelübdes und Schutzbitte um Verschonung vor allem Übel, sowie Segensbitte für Mensch, Tier und Flur.“ (Cronenberg 2011: 6)
Aufbewahrung in der Kirche
Wenn die Pest- bzw. ‚Türkenkerze‘ nicht gerade bei der Prozession ausgeführt wird, befindet sie sich das restliche Jahr über im linken Seitenschiff der Filialkirche von St. Benedikten, die urkundlich bereits 1147 zum ersten Mal genannt wurde (vgl. Leitgeb 1987: 40). Dort ist sie aufgrund ihrer enormen Größe in waagrechter Position in ca. zwei Meter Höhe über den Kirchenbänken an Hacken befestigt, „was ausschaut wie ein Balken zum Wäscheaufhängen“, wie es in einem Zeitungsartikel von Maria Gornikiewicz (2004) treffend heißt.
Eine Kerze – zwei Entstehungsgeschichten
Eine Kerze – zwei Entstehungsgeschichten
Für den Entstehungskontext der Kerze von St. Benedikten gibt es zwei verschiedene Erklärungsansätze: Während eine Version der Geschichte die Existenz der Kerze auf eine Pestepidemie zu Beginn des 18. Jahrhunderts zurückführt, stellt eine andere Erzählung eine direkte Verbindung zu den Einfällen der Osmanen in die (Ober)Steiermark her. Daher existieren die Bezeichnungen Pest– und ‚Türkenkerze‘ auch parallel nebeneinander, wobei sich letztere fast nur noch in der Literatur und nicht mehr im alltäglichen Sprachgebrauch findet. Dementsprechend heißt es auch bei Isolde Cronenberg:
Betrachtet man die Sage, die als Grundlage für das Dankgelöbnis gilt, so muss festgestellt werden, dass sie zwei Komponenten miteinander verwebt, die beide historisch belegt sind. Sowohl die Türkeneinfälle, als auch die Pest, [sic!] haben Land und Leute devastiert, wobei die Pest eindeutig öfter und länger ihre Schreckensherrschaft ausübte. (Cronenberg 2011: 19)
Die Pestkerze
Die Pestkerze
Der Grazer Historiker, Lehrer und Priester Richard Peinlich, der u.a. auch am Gymnasium von Judenburg unterrichtete, führte die Existenz der überdimensionalen Kerze und der alljährlichen Dankprozession in seinem Werk „Geschichte der Pest in der Steiermark“ auf eine Pestepidemie im Jahre 1713 zurück. Aufgrund der großen Ansteckungsgefahr sei der „gothische Flügelaltar“ der Kirche – so erzählt es die Sage – auf das dahinterliegende Hochfeld verlegt worden, damit die „Pfarrkinder“ aus sicherer Entfernung der Messe beiwohnen konnten. Als die „gräßliche Krankheit“ trotz dieser Vorsichtsmaßnahme immer mehr um sich griff, habe man schließlich eine „Pestkerze“ angefertigt und diese neben den Altar gestellt. Erst dann soll die Seuche allmählich zurückgegangen sein. „Zum Andenken und Danke“ habe man später, „als der letzte von der Pest befallene genesen war“ (Peinlich 1878: 225), die Kerze bei einer großen Prozession herumgetragen. Ein Brauch, der sich bis heute gehalten habe, so Peinlich. Zwar nicht mehr – wie früher – am ersten Sonntag nach Fronleichnam, sondern genau eine Woche später.
Gleichzeitig bedauert Peinlich, dass „ein so bedeutendes Ereigniß auf den Blättern der vaterländischen Geschichte keine auch nur einigermaßen zureichende Beschreibung fand. So arg auch die Wuth der Seuche in manchen Gegenden gehaust hatte, so zahlreich das Todesopfer war, welches die Bevölkerung bringen musste […], so fand sich doch weder unter den Zeitgenossen, noch nachher eine heimische Feder, um die Leidensgeschichte wenigstens im allgemeinen näher zu verzeichnen“. Und fügt vermutlich auch in Anspielung auf Ungarnkriege und ‚Türkengefahr‘ hinzu: „Wären diese Tausende auf einem Schlachtfelde dahingesunken mit irgend einem blutigen Feldgeschrei auf den sterbenden Lippen, die Geschichte hätte ihrer nicht vergessen“ (Peinlich 1878: 181).
Die spärliche Quellenlage zum Pestjahr 1713, von der Peinlich berichte, lässt sich dadurch erklären, dass es zu diesem Zeitpunkt weder Pfarrmatriken noch Sterbebücher (erst ab 1722) gab. Wurde die Erinnerung daran in Form von volkstümlichen Traditionen mancherorts dennoch am Leben gehalten, so nur deshalb, weil sich „ein Sagenrest aus noch älterer und schwererer Zeit mit ihr verquickte“, so Peinlich (1878: 182). Im Falle der Kerze von St. Benedikten könnte dies die Erinnerung an das Jahr der gleichzeitig über die Steiermark hereinbrechenden ‚Gottesplagen‘ 1480 sein, das mit der später wiederkehrenden Pestepidemie des Jahres 1713 inhaltlich verknüpft wurde.
Die Pest suchte die Obersteiermark vom 14. bis zum 18. Jahrhundert in regelmäßigen Abständen immer wieder heim (vgl. Hammer 1959: 62–64). Am Florianitag (4. Mai) soll es jedes Jahr eigene Pest-Wallfahrten der Pfarren Feistritz, Kraubath, Kobenz, Rachau und Knittelfeld zur Kirche von St. Benedikten gegeben haben (vgl. Leitgeb 1987: 41). Die Tradition eines Pest- bzw. ‚Türkenkerzen‘-Umgangs könnte aber auch mit dem Fest Maria Lichtmess (früher: Maria Reinigung) in Verbindung stehen, bei dem heidnische Fackelläufe im Mittelalter von Kerzenprozessionen abgelöst wurden (Details zu Opfergaben aus Wachs siehe Stift Göttweig 2007).
Die ‚Türkenkerze‘
In einer zweiten, weniger bekannten Sage, die ebenfalls bei Peinlich (1878: 226) angeführt wird, kommt zwar nicht die Pest, dafür aber die zwei anderen ‚Gottesplagen‘ vor, die im steirischen „Schreckensjahr“ 1480 ein Drittel der Bevölkerung hinweggerafft haben sollen (vgl. Posch 1988: 132): die Heuschrecken und die ‚Türken‘. Die am weitesten verbreitete Version dieser Sage findet sich in der 1880 erschienenen Sagensammlung „Mythen und Sagen aus dem Steirischen Hochlande“ von Johann Krainz (Pseudonym: Hans von der Sann), die beinahe wortgleich in zahlreichen späteren Publikationen übernommen wurde. Krainz, der wie Richard Peinlich an Schulen unterrichtete, hatte – wie andere ‚Sagensammler‘ dieser Zeit – einen eindeutig deutschnationalen Hintergrund, der sich auch in seinen Publikationen niederschlug (vgl. Barbarics-Hermanik 2010: 13). In der Sage „Die Türken in St. Benedikten“ wird zuerst ein kurzer Abriss über die bisherigen Gräueltaten der Osmanen und die allgemeine Notlage der Bevölkerung vorangestellt, weshalb mit großer Wahrscheinlichkeit anzunehmen ist, dass damit das Jahr 1480 gemeint sein dürfte (vgl. Walter 1997: 182): „Heuschrecken hatten die Saatfelder verzehrt, darauf kam der türkische Bluthund ins Land und hauste am Murboden gar schrecklich; er metzelte Menschen und Thiere nieder, plünderte Arme und Reiche, verbrannte Häuser und Dörfer und zerstörte die Kirchen. Da entstand eine schwere Hungersnoth, daß die Leute Baumrinde statt des Brotes essen mussten.“ (Krainz 1880: 57)
Zu dieser Zeit sollen die ‚Türken‘ auch versucht haben, die Kirche von St. Benedikten zu zerstören, was ihnen jedoch nicht gelang, weil ihnen „ein hohes undurchdringliches Gebüsch“ den Blick darauf versperrte. Daraufhin gelobten die Bewohner „zur Abwendung der Gefahren, eine mehrere Zentner schwere Wachskerze zu opfern.“ Da sie sich eine so schwere Kerze aber nicht leisten konnten, überzogen sie eine lange Stange spindelförmig mit einem „Wachsstocke“. Soweit zur Vorgeschichte.
Ein Element der Sage, das sich in ähnlicher Weise auch in anderen Wallfahrtsorten wie z.B. Maria Buch bei Judenburg wiederfindet, soll sich bei einem historisch nicht belegten, späteren Einfall der Osmanen zugetragen haben. Dabei sollen die ‚Türken‘ die besagte Opferkerze in der Kirche von St. Benedikten entdeckt und diese gegen eine mit „Pulver gefüllte Blechröhre“ vertauscht haben, „in der Absicht, daß sie, angezündet, explodieren und die Kirche sammt den Andächtigen in die Luft sprengen sollte“ (Krainz 1880: 57). Der „ruchlose Anschlag“ sei jedoch rechtzeitig entdeckt und so Schlimmeres verhindert worden. Zur Erinnerung daran sei die Kerze noch viele Jahre aufbewahrt worden, so Krainz. Die heutige Kerze sei jedoch nicht das Original, sie wäre in den Jahren 1713 und 1855 durch eine neue ersetzt worden (vgl. ebd.).
Die Legende von den ‚Türkenkerzen‘
Die Legende von einer mit Schießpulver gefüllten Kerze (Details siehe ‚Türkenkerzen‘ Maria Buch) kommt nicht nur im Murtal, sondern auch in anderen Regionen Österreichs vor (vgl. Gugitz 1944). Womöglich handelt es sich dabei um eine Wandersage, die ihren Ursprung in der östlichen Mittelmeerregion hat und sich in Gegenden festsetzte, die ebenfalls unter osmanischen Einfällen zu leiden hatten (vgl. Hallgarten 1929: 60ff. bzw. Schmidt 1950) – so auch in St. Benedikten. In die Obersteiermark drangen die Osmanen – anders als in der Sage behauptet – jedoch nur ein einziges Mal im Jahr 1480 ein. Allein deshalb erscheint die Erzählung mehr als unglaubwürdig. Darüber hinaus sei die Kerze viel zu groß gewesen, um sie in der Kirche anzuzünden, geschweige denn aufzustellen, wie der ehemalige Pfarrer der Kirche, Josef Schwögl, hinzufügt (vgl. Lukas 1977: 55). Der damalige Schuldirektor Lois Hammer sah in der Prozession eine Verbindung zu so genannten „Prangerstangen“, wie sie im Salzburger Lungau beispielsweise eingesetzt wurden: „Es sind dies 4 m lange Kerzenstangen, mit Wachs umwunden, wie sie seinerzeit auch bei Beerdigungen mitgetragen wurden. Solche Gelübdekerzen – auch Wandelkerzen genannt – kannte man bereits im 15. Jahrhundert.“ (ebd.).
Karl Natiesta, der derzeitige Pfarrer von St. Lorenzen, weiß zudem von einem ähnlichen Brauch in der deutschen Gemeinde Holzkirchen, 17 Kilometer westlich von Passau, zu berichten. Dort wird alljährlich am Pfingstsonntag eine 13 Meter hohe Kerze – in diesem Fall ist es eine mit rotem Wachs umwickelte Holzstange – bei einer 75 Kilometer langen Wallfahrt zur Kirche auf dem Bogenberg (Bistum Regensburg) mitgeführt – zuerst in waagrechter und erst ab dem Berganstieg in senkrechter Lage, getragen von einem einzigen Mann. Anders als im steirischen St. Benedikten geht diese zweitägige Wallfahrt der Legende nach auf eine andere Plage, nämlich die Borkenkäfer, zurück. Diese sollen die Einwohner von Holzkirchen dazu veranlasst haben, der Muttergottes auf dem Bogenberg seit 1475 (bzw. 1492) ein Kerzenopfer darzubringen.
Ein verblassendes ‚Türkendenkmal‘
Ein verblassendes ‚Türkendenkmal‘
An die 15 Meter hohe Kerze von St. Benedikten, die gewissermaßen auch das Traditionsbewusstsein und das Zusammengehörigkeitsgefühl der BewohnerInnen der kleinen Ortschaft verkörpert, kommt das deutsche Äquivalent jedoch nicht heran. Im Vergleich zu anderen ‚Türkendenkmälern‘ der Obersteiermark zeigt dieses Beispiel sehr anschaulich, wie eine in Sagen und Legenden konstruierte Verbindung zu den Einfällen der ‚Türken‘ von einer anderen ‚Plage‘ in den Schatten gestellt wurde und allmählich verblasste. So ist der Ausdruck ‚Türkenkerze‘ und die dahinterliegende Erzählung beinahe niemanden mehr bekannt. In der Wallfahrtskirche Maria Buch, die nicht weit von St. Benedikten entfernt ist, hat sich der Mythos von der mit Pulver gefüllten Kerze – allein schon durch die bis heute gängige Bezeichnung ‚Türkenkerze‘ viel stärker gehalten, obwohl die Geschichte dort genauso wenig mit der historischen Realität zu tun hatte wie in St. Benedikten.
Literatur
Literatur
Barbarics-Hermanik, Zsuzsa (Hg.) (2010): Türkenbilder und Türkengedächtnis in Graz und in der Steiermark. Katalog zu einer Ausstellung aus Anlass des Jubiläums ‚40 Jahre südosteuropäische Geschichte an der Karl-Franzens-Universität Graz‘, 10. Juni–31. Oktober 2010. Graz.
Benediktinerstift Göttweig (2007): Festliche Gaben aus Wachs. Sonderausstellung des Stiftbestandes. 1 April bis 15. November 2007. Göttweig.
Cronenberg, Isolde (2011): Die Pestkerze von St. Benedikten : die sozio-kulturelle Bedeutung eines Brauchtums. Masterarbeit der Universität Wien.
Gollner, Marion (2012): „Der Türk‘ bricht wieder ein“– Erinnerungen an die osmanischen Einfälle im steirischen Mur- und Mürztal. In: Feichtinger, Johannes/ Heiss, Johann (Hg.): Geschichtspolitik und „Türkenbelagerung“. Wien.
Gornikiewicz, Maria (11.06.2004): Kerze, Pfeifer und die Kirchenbauern . Pestkerzenprozession von St. Benedikten, volkskundliche Rarität des oberen Murtals. In: Wiener Zeitung, 20.09.2020.
Gugitz, Gustav (1944): Das Türkenmotiv in den Gnadenstätten der Ostmark. In: Jahrbuch für Landeskunde von Niederdonau. Wien, 363–405.
Hallgarten, Paul (1929): Rhodos. Die Märchen und Schwänke der Insel. Frankfurt am Main.
Hammer, Lois (1959): Aus Knittelfelds Vergangenheit. Knittelfeld.
Jontes, Günter: Pestkerzenprozession in St. Benedikten bei Knittelfeld
Krainz, Johann (1880): Mythen und Sagen aus dem Steirischen Hochlande. Bruck an der Mur.
Leitgeb, Alex (1987): Mehr als 900 Jahre: S[ank]t-Lorenzen bei Knittelfeld im Wandel der Zeiten. St. Lorenzen bei Knittelfeld.
Lukas, Elfi (1977): Die Pestkerze von St. Benedikten. In: Blätter für Heimatkunde. 51. Jahrgang, Heft 2, Graz, 53–56.
Peinlich, Richard (1877–1878): Geschichte der Pest in Steiermark. Band 1 und 2. Graz.
Posch, Fritz (1988): Feindeinfälle vom Osten. Türken, Kuruzzen und Haiducken. In: Zitzenbacher, Walter (Hg.): LandesChronik Steiermark. Wien: Brandstätter, S. 132–133.
Schmidt, Leopold (1950): Die Legende von der mit Pulver gefüllten Kerze. Zu einem Türkenmotiv der innerösterreichischen Wallfahrten. In: Blätter für Heimatkunde. 24. Jahrgang, Heft 3. Graz, 75–80.
Senft, Hilde und Willi (2000): Steirischen Geheimnissen und Kuriositäten auf der Spur. Graz.
Walter, Sepp (1997): Steirische Bräuche im Laufe des Jahres. Trautenfels.