Grete-Rehor-Park, Karte
Text: Silvia Dallinger
Am 12. September 1983 wurde der Grundstein für ein Entsatz-Denkmal im Grete-Rehor-Park, links vom Parlament im 1. Wiener Gemeindebezirk, gesetzt. Die Idee zum Denkmal stammte von den ‚Freunden Sobieskis’, einer kleinen Gruppe rund um die St. Josefskirche am Kahlenberg. Ziel war es, allen am Entsatz und der Verteidigung Wiens 1683 Beteiligten ein Denkmal in Form eines Würfels zu setzen. Aufgrund finanzieller Schwierigkeiten konnte das geplante Denkmal jedoch nicht realisiert werden – es blieb beim Grundstein.
Ein „Erinnerungsmal für die tapferen Retter und Verteidiger von 1683“
Ein „Erinnerungsmal für die tapferen Retter und Verteidiger von 1683“
Die Idee für das Entsatz-Denkmal stammte vom Diplom-Graphiker Prof. Otto Swoboda, einem Ehrenmitglied des Komitees ‚300 Jahre Entsatz von Wien mit König Jan III. Sobieski‘. Gemeinsam mit P. Rektor Piotr Kaglik (damaliger Rektor der St. Josefskirche am Kahlenberg und ebenfalls Mitglied des Sobieski-Komitees) verfolgte er mit der Gründung eines weiteren Vereins, den ‚Freunden Sobieskis’, folgendes Ziel:
Der Entsatz von Wien vor genau 300 Jahren zählt zu den bedeutendsten Ereignissen in der Geschichte Österreichs und Europas, wurde doch damals in gemeinsamer Anstrengung mehrerer Völker nicht nur Wien, sondern die gesamte christlich-europäische Kultur vor dem Untergang gerettet. Und gerade hier in Wien sucht man noch immer vergeblich nach einem Erinnerungsmal für die tapferen Retter und Verteidiger von 1683, denen wir soviel verdanken. Also wollen wir heuer das jahrhundertelang Versäumte nachholen und ein würdiges Entsatz-Denkmal errichten und der Stadt zum Geschenk machen. (Swoboda/ Kaglik 20.04.1983: 2)
„Schnell noch ein würdiges Denkmal für alle, die damals an der Verteidigung und dem Entsatz Wiens teilgenommen haben, zu errichten“, war also das Ziel der „erst kürzlich konstituierten ‚Freunde Sobieskis vom Kahlenberg’“, das über freiwillige Spenden „aller traditionsbewussten Österreicher und Europäer“ bis zum 12. September umgesetzt werden sollte (Swoboda, in: Die Presse 21./22./23.05.1983: II. Tribüne der Leser). Diese Kurzfristigkeit des Unterfangens und die fehlende finanzielle Basis sollten sich jedoch als problematisch erweisen.
Schwierigkeiten bei der Finanzierung des Denkmals
Der Entwurf des Denkmals stammte von Prof. Otto Swoboda, die Kosten wurden auf rund 250 000 Schilling geschätzt. In verschiedenen Zeitungen wie der katholischen Wochenzeitung ‚Die Furche’ oder der Tageszeitung ‚Die Presse’ wurden regelmäßig Spendenaufrufe geschaltet.
Im April 1983 gab es Verhandlungen über den Aufstellungsort des Denkmals: In Erwägung gezogen wurden der Stock-im-Eisen-Platz, der Robert-Stolz-Platz und der Platz vor der Votivkirche im 1. Bezirk.
Trotz erheblicher Schwierigkeiten, die nötige Summe aufzutreiben, kündigte Otto Swoboda bereits am 24. August an, dass die Errichtung des Denkmals gesichert sei:
Das völkerverbindende Entsatz-Denkmal 1683–1983 zur Verbreitung des europäischen Einigungsgedankens und friedlichen Zusammenlebens, an dessen Realisierung bis vor kurzem kaum jemand glaubte, für das anfangs niemand Geld geben wollte, wird nun Wirklichkeit. (‚Freunde Sobieskis‘ 24.08.1983: 2)
Das Denkmal sollte nun am 12. September 1983 im 7. Bezirk, also einem Ort, der vorher (noch) nicht im Gespräch gewesen war, aufgestellt werden. Die Stadtverwaltung hatte eingewilligt, das Grundstück zur Verfügung zu stellen und das Fundament auf eigene Kosten zu legen.
Obwohl die Errichtung des Denkmals mit Überzeugung angekündigt worden war, war seine Finanzierung noch nicht gänzlich abgedeckt. Die größte Summe von 50 000 Schilling steuerte die Genossenschaftliche Zentralbank des Raiffeisen-Verbandes bei. Die Privatspenden beliefen sich zwischen 100 und 2500 Schilling. Wie groß der fehlende Betrag allerdings war, ist aus den zur Verfügung stehenden Quellen nicht eruierbar.
Bis zur geplanten Fertigstellung des Denkmals am 12. September konnte nur der Grundstein gelegt werden. Als Aufstellungsort wurde der Grete-Rehor-Park im 1. Wiener Gemeindebezirk, also keiner der vorher diskutierten Orte, gewählt.
Noch am 20. Oktober 1983 steht in der ‚Wiener Zeitung‘ zu lesen, dass das Denkmal in „absehbarer Zeit ausgeführt und aufgestellt werden soll“ (Wiener Zeitung 20.10.1983: 4).
Im weiteren Verlauf der Finanzierungsdebatten sei sogar die Polnische Volksrepublik bereit gewesen, die Kosten mitzutragen. Die Endsumme, die für die Errichtung des Denkmals nötig gewesen wäre, habe schließlich jedoch mit drei Millionen Schilling die veranschlagten 250 000 Schilling bei weitem überschritten (laut Gespräch mit Dr. Theodor Kanitzer am 25.05.2009). Das Denkmalprojekt musste aufgegeben werden.
So sollte das Denkmal aussehen
Das Entsatz-Denkmal sollte die Form eines 2x2x2 Meter großen steinernen Würfels haben, worauf die Namen „aller am Entsatz beteiligten Völker und Heerführer nebst Jahreszahlen und kurzer geschichtlicher Einführung“ eingemeißelt sein sollten (Swoboda/ Kaglik 20.04.1983: 2).
In der Ausgabe der ‚Furche’ vom 24. August 1983 (Seite 2) wurden Skizzen des Denkmals und der für die vier Seiten des Würfels geplanten Inschriften abgedruckt:
PAPST INNOCENZ XI.
ALBERT CAPRARA
KAISER LEOPOLD I.
MARCO D’AVIANO
E. RÜDIGER STARHEMBERG
JOH. ANDREAS LIEBENBERG
KASPAR ZDENKO KAPLIŘ
LEOPOLD KARL KOLLONITSCH
PRINZ EUGEN VON SAVOYEN
GEORG FRANZ KOLSCHITZKY
1683
12. SEPTEMBER
1983
KÖNIG VON POLEN
JAN III. SOBIESKI
JABŁONOWSKI.SIENIAWSKI.LUBOMIRSKI
POLNISCHE FLÜGELHUSAREN
KARL v. LOTHRINGEN
JOH. GEORG III. v. SACHSEN
MAX II. EMANUEL v. BAYERN
GEORG FRIEDR v. WALDECK
SACHSEN-LAUDENBURG
LUDWIG WILHELM v. BADEN
DEN RETTERN WIENS
UND DER ABENDLÄNDISCHEN KULTUR
· ZUM DANK ·
300 JAHRE NACH DEM ENTSATZ VON
WIEN AM 12. SEPTEMBER 1683-1983
—
DIE OSMANEN UNTER GROßWESIR
Kara Mustapha
BELAGERTEN WIEN VOM 14.7.-12.9.1683
IHRER KULTUR VERDANKEN WIR DIE
MILITÄRMUSIK DER NEUZEIT·KAFFEE
MAIS·KASTANIEN·FLIEDER·TULPEN·TABAK
DENKMAL-ENTWURF: OTTO SWOBODA
Der Text des einzig realisierten Grundsteins lautet dahingegen schlicht:
GRUNDSTEIN
FÜR DAS
ENTSATZ-DENKMAL
1683–1983
PROVISORISCH GESETZT
VON DEN
FREUNDEN SOBIESKIS
WIEN AM 12. SEPT. 1983
Eine „gemeinsame Leistung der europäischen Völker“
Eine „gemeinsame Leistung der europäischen Völker“
Obwohl das Komitee dezidiert den Namen Sobieskis im Titel führte, sollten doch „alle Namen der Verteidiger, Retter und Völker ohne Unterschied verewigt werden“. Das Denkmal sollte
künden, daß hier vor 300 Jahren in beispielloser gemeinsamer Anstrengung eines der bedeutendsten Ereignisse der Weltgeschichte abrollte, das in der Folge so überaus segensreiche Auswirkungen auf die Entwicklung des gesamten Abendlandes hatte. Es war zweifelsohne eine der schönsten, versöhnlichsten und gemeinsamen Leistungen der europäischen Völker! (Swoboda, in: Die Presse 21./22./23.05.1983: II. Tribüne der Leser)
Den polnischen ‚Helden’ von 1683, Sobieski, seinen Feldherren – Stanislaw Jan Jablonowski (rechter Flügel), Mikołaj Hieronim Sieniawski und Hieronim Augustyn Lubomirski (linker Flügel) – und den Flügelhusaren wurde zwar etwas mehr Platz eingeräumt; alles in allem war man aber um eine ausgeglichene Darstellung bemüht. Als Zeichen der Freundschaft gegenüber dem damaligen ‚Feind’ sollte eine Seite des Denkmals sogar jenen ‚Kulturgütern‘ gewidmet werden, die Österreich dem Osmanischen Reich zu verdanken habe. Dass nur wenige Zeilen darüber davon die Rede ist, dass die vereinten Truppen nicht nur Wien, sondern die ‚abendländische Kultur gerettet’ hätten, irritiert jedoch.
Literatur
Literatur
Die Presse (13.04.1983): Ein Denkmal für die Retter des Abendlandes, 13.
Freunde Sobieskis (24.08.1983): Entsatz-Denkmal in Wien. In: Die Furche, Nr. 34, 2.
Swoboda, Otto (05.01.1983): Den Rettern von Wien. In: Die Furche, Nr. 1, 2.
Swoboda, Otto/ Kaglik, P. Rektor Piotr (20.04.1983): Ein Denkmal für 1683. In: Die Furche, Nr. 16, 2.
Swoboda, Otto (21./22./23.05.1983), in: Die Presse, II. Tribüne der Leser.
Wiener Zeitung (20.10.1983), 4.