Interessengeflechte auf dem Westfälischen Friedenskongress (1643–1649)

Die aktuelle weltpolitische Lage zeigt klar, wie schwierig es ist, Frieden zu schließen. Dies ist kein Phänomen der Moderne. Gerade das 17. Jahrhundert ist bekannt für seinen kriegerischen Charakter, aber auch für seine vielfältigen Bemühungen Frieden zu schließen. Mit Blick auf die aktuellen Konflikte im Nahen und Mittleren Osten erhalten diese frühneuzeitlichen Friedensprozesse erneutes öffentliches Interesse; so werden etwa Parallelen zwischen dem Dreißigjährigen Krieg und den Auseinandersetzungen in Syrien gezogen. Entsprechend sucht man Anregungen beim Westfälischen Friedenskongress (1643–1649), schließlich waren hier strukturell ähnliche, ineinander verwobene Konfliktlagen zu lösen.

Die Friedensverhandlungen in Münster und Osnabrück sind – auch wegen ihres Stellenwerts für die Entwicklung der Diplomatie – ein ausgezeichnetes Fallbeispiel, um die sozialen, kulturellen, politischen und ökonomischen Rahmenbedingungen des Friedenschließens zu untersuchen. Das Projekt nähert sich diesem Themenfeld, indem es die Interessen der Gesandten vor Ort untersucht: Wie versuchten Sie die Interessen ihres jeweiligen Dienstherren, aber auch ihre eigenen durchzusetzen? Welche Bedeutung hatten überhaupt ihre persönlichen Interessen für die Verhandlungen, wie etwa finanzielle Schwierigkeiten, Gesundheitsprobleme, familiäre Verpflichtungen, etc.? Wie verhielten sie sich im Fall von Interessenkonflikten? Welche Prioritäten setzten sie? Exemplarisch werden die Interessengeflechte einer Auswahl von kaiserlichen und reichsständischen Gesandten untersucht – das Hauptaugenmerk liegt auf dem kaiserlichen Prinzipalgesandten Maximilian Graf von Trauttmansdorff und dem kursächsischen Gesandten Dr. Johann Leuber, wobei diese im europäischen Kontext verortet werden.

Damit verortet sich das Projekt in den aktuellen Forschungsdiskussionen der Neuen Diplomatiegeschichte, die ihr Augenmerk unter anderem auf die Handlungsspielräume, Netzwerke und Klientelbeziehungen frühneuzeitlicher Gesandten legt. Der Fokus auf den Interessen hilft dabei Akteur und Gesellschaft, Diplomat und Herrscher sowie den diplomatischen Alltag mit der „großen“ Politik des 17. Jahrhunderts in Verbindung zu setzen.


Kontakt

Dr. Lena Oetzel


Projektlaufzeit

2020–2022


Finanzierung

Fonds zur Förderung der wissenschaftlichen Forschung (FWF): Projektnummer V 748 (zugleich Habilitationsprojekt)

Elise-Richter-Programm (Karriereentwicklungsprogramm für hervorragend qualifizierte Wissenschaftlerinnen)