Ein Maler der Berge: Otto Barth

„Die Brust voll Ideale, voll lodernder Begeisterung für die Bergwelt, hat seine Künstlerhand mit Stift und Pinsel den Zauber der Alpennatur gerühmt“ (Aus: „Der Naturfreund 20, 1916“)

Jugend und Ausbildung

Otto Barth wurde am 3. Oktober 1876 in Wien-Wieden, Schleifmühlgasse 11, als zweiter Sohn des Gärtners Johann Barth und dessen Frau Anna Barth geboren; sein Bruder war der Alpinist Han(n)s Barth (geboren Wien, 22. Februar 1873; gestorben Wien, 27. Februar 1944).

Ursprünglich sollte Barth eine Ausbildung in Elektrotechnik erhalten, musste diesen Plan aufgrund seiner schwächlichen Gesundheit aber aufgeben. Daher lernte er vorerst an der Akt- und Malschule Stephan in der Wienzeile bzw. an der Zeichenschule Schäffer in Wien-Margareten, 1892–96 studierte er an der Wiener Akademie der bildenden Künste bei Siegmund L’Allemand und Franz Rumpler.

Barth – der Bergsteiger, Maler der Alpen und Plakatkünstler

Bereits mit 15 Jahren wurde Barth von seinem Bruder in die Alpinistik eingeführt und sein Gesundheitszustand besserte sich in der Folge so sehr, dass er die anstrengendsten Hochtouren unternehmen konnte. Seine erste Bergfahrt war der Unterberg in den niederösterreichischen Voralpen, seine letzte der Hohe Sonnblick (1909). Als Bergsteiger führte er mehrere Erstbesteigungen durch, meist mit seinem Malerkollegen und Freund Gustav Jahn, unter anderem 1901 die Begehung des nach ihnen benannten Malersteigs in der Preiner Wand (Raxalpe).

Barths künstlerisches Œuvre thematisiert fast ausschließlich das Alpine. Als Mitglied des elitären Österreichischen Alpenklubs sowie des Österreichischen Winter-Sport-Clubs schuf er sowohl für den Alpenverein als auch für die Naturfreunde, die gänzlich verschiedene ideologische Ausrichtungen hatten, Werke mit einschlägigen Motiven. Seine Bergbilder mit feinen Farbstimmungen, teils mit lichtdurchfluteten Szenerien, waren zwischen 1905 und 1911 in Wien auf den Ausstellungen im Künstlerhaus und im Hagenbund häufig vertreten. Er war auch Mitglied der Künstlergruppe Phalanx (danach Jungbund), die sich später dem Hagenbund (dessen Mitglied er 1907–16 war) anschloss.

Auch seine Kunstdrucke und Schulwandtafeln in Form von Originallithographien waren äußerst beliebt. Weiters entstanden nach seinen Vorlagen 1909 auch drei Fliesenbilder für die neue Halle des Salzburger Hauptbahnhofs und 1910 ein großes Wandbild (Helenental mit Weilburg) für das Hotel Herzoghof in Baden.

Auf dem Gebiet der Plakatkunst war er – gemeinsam mit seinem Freund Gustav Jahn - ein führender Vertreter des frühen malerischen Reiseplakats, vor allem für die Österreichischen Staatsbahnen.

Die letzten Jahre

Ab 1912 zog sich Barth krankheitsbedingt zunehmend vom Kunstbetrieb zurück. Anfänglich vermuteten die Ärzte als Ursache für sein Krankheitsbild eine schleichende Vergiftung durch Bleiweißfarben-Dünste, da er immer wieder in seinem Atelier auch schlief.

Eines seiner letzten Werke war eine Postkarte für das Kriegshilfskomitee bildender Künstler (1915). 1916 hielt er sich als Reserveoffizier in Waidhofen an der Ybbs auf und wurde aus Krankheitsgründen Ende Juni nach Wien transferiert, wo er am 9. August 1916 verstarb. Seine letzte Ruhestätte fand er am Dornbacher Friedhof.

Seine Arbeiten befinden sich unter anderem in der Albertina, dem Museum für angewandte Kunst, der Österreichischen Galerie Belvedere, der Österreichischen Nationalbibliothek und der Wienbibliothek im Rathaus (alle Wien) sowie im Alpenverein-Museum in Innsbruck und im Alpinen Museum in München.


Weitere Werksangaben: Aufbruch im Morgengrauen zum Fiescher Gletscher, um 1900; Großglockner und Pasterze, um 1900; Monte Rosa, um 1905; Nebelmeer, um 1905; Neuschnee, um 1905; Winterabend, um 1905; Zermatt, um 1905; Dolomiten im Frühling, um 1906; Die Geburt des Tages, Abend in den Dolomiten, Motiv aus Kolfuschg, Kolfuschg mit La Barella, Neuschnee (Valtournache), alle um 1908; Aus der Sellagruppe, um 1908; Morgengebet der Kalser Bergführer auf dem Großglockner, um 1910; Abend in Mitterndorf, um 1911; Der letzte Gang, 1912; etc. - Plakate: Ehrenberger & Comp. Leihbibliothek, um 1900; Langkofel-Hütte, um 1905; Karawankenbahn, 1906; Wocheinerbahn, 1906; Krain, 1906; 27. Ausstellung des Hagenbundes, 1908; Salzkammergut, 1910; Tauern-Express Paris–Triest, 1911; Winterausstellung, 1912; etc.


Literatur: Österreichs Illustrierte Zeitung, 23. 10. 1910, 23. 4. 1911; Neue Freie Presse, 12. 8. 1916; Die Kunst 25, 1912, S. 449, 457; G. Schmidt, in: Österreichische Alpenzeitung 38, 1916, S. 129f.; Der Naturfreund 20, 1916, S. 197f. (m. B.); O. Mascha, Österreichische Plakatkunst, 1916, S. 76ff.; E. Mayer, in: Jahrbuch des Österreichischen Touristenklub, 1930, S. 3ff.; J. Soyka, in: Zeitschrift des Deutschen und des Österreichischen Alpen-Vereins, 1931, S. 1ff. (m. B.); H. Fuchs, Die österreichischen Maler des 19. Jahrhunderts 1, 1972; M. Pizzinini, Alt-Tirol im Plakat, 1983, S. 120f.; H. Zebhauser, Alpine Exlibris, 1985, S. 26, 30, 33, 65, 138ff.; F. Czeike, Historisches Lexikon Wien 1, 1992; Die verlorene Moderne, red. T. Natter, Schloss Halbturn 1993, S. 238 (Kat.); Allgemeines Künstlerlexikon. Die Bildenden Künstler aller Zeiten und Völker 7, 1993; Alpinismus in Wien, ed. P. Sova, 1999, S. 254; Schnee von gestern, ed. Ch. Maryška, Wien 2004, S. 22, 24 (Katalog); Schnee. Rohstoff der Kunst, ed. T. Natter, Bregenz – Lech am Arlberg 2009, S. 69 (Katalog); Willkommen in Österreich, ed. Ch. Maryška - M. Pfundner, Wien 2012, S. 79, 87, 89, 242 (Katalog).

(Christian Maryška)


Für die Überlassung sowie Erlaubnis zur Veröffentlichung des Bildmaterials danken wir dem Bildarchiv der Österreichischen Nationalbibliothek (Wien).