Institut für kunst- und musikhistorische Forschungen (2013–2019)

Das Institut für kunst- und musikhistorische Forschungen (IKM) ging mit 1. Jänner 2013 aus der Kommission für Kunstgeschichte und der Kommission für Musikforschung hervor. Die Direktion übernahmen 2013–2017 zwei langjährige Mitarbeiter der ÖAW – der Kunsthistoriker Werner Telesko als Direktor und die Musikwissenschaftlerin Barbara Boisits als seine Stellvertreterin. Zwischen April und Dezember 2017 war Elisabeth Hilscher als zweite stellvertretende Direktorin tätig. 2018–2019 lag die interimistische Leitung des IKM bei Barbara Boisits als Direktorin und Herbert Karner als ihrem Stellvertreter.

Bereits in der Vergangenheit hatten beide Forschungseinrichtungen im Rahmen des Zentrums Kulturforschungen erfolgreich gemeinsame Projekte zur Geschichte von bildender Kunst und Musik in Österreich und Zentraleuropa unter dem Fokus ihrer europäischen Vernetzung durchgeführt. An dieser Stelle setzte die Arbeit des IKM an, um inhaltliche Synergien in Richtung einer inter- und transdisziplinären Grundlagenforschung auszubauen und als Schwerpunkte zu etablieren. Einige der Forschungsvorhaben waren abteilungsübergreifend (u. a. zur Repräsentationsforschung und Wissenschaftsgeschichte) formuliert – unter Wahrung der methodischen Kernkompetenzen der beiden Disziplinen Kunstgeschichte und Musikwissenschaft. Daneben wurden fachspezifische Großprojekte fortgeführt – etwa die Publikationsreihen zur Wiener Hofburg und zur mittelalterlichen Glasmalerei, die Editions- und Dokumentationsunternehmungen zu mittelalterlichen Musik- und Liturgiequellen und zu einigen der bedeutendsten österreichischen Komponisten (Johann Joseph Fux, Anton Bruckner, Wiener Arbeitsstellen der Gesamtausgaben von Franz Schubert, Johannes Brahms und Anton Webern) sowie die Onlineversion des Oesterreichischen Musiklexikons.

Die wissenschaftliche Arbeit des IKM begleitete ein sechsköpfiges Scientific Advisory Board, zuletzt bestehend aus Eva-Bettina Krems (Münster), Birgit Lodes (Wien, Sprecherin), Matthias Müller (Mainz), Barbara Murovec (Ljubljana), Cristina Urchueguía (Bern) und Joachim Veit (Detmold/Paderborn).

Zum 1. Jänner 2020 wurde das IKM aufgelöst. Die bisherige Abteilung Kunstgeschichte bildet nunmehr einen Forschungsbereich am Institut für die Erforschung der Habsburgermonarchie und des Balkanraumes, die Abteilung Musikwissenschaft ist hingegen Teil des Austrian Centre for Digital Humanities and Cultural Heritage – unter Wahrung des Status einer eigenständigen Forschungsabteilung.

 

Kommission für Musikforschung (1944–2012)

Bereits mit der 1849 erfolgten Wahl von Raphael Georg Kiesewetter zum k. M. wird das Interesse der Akademie an der Musikforschung dokumentiert. Ihm folgte bis zum Ende der Monarchie nur Charles Edmond Henri de Coussemaker, der 1862 ebenfalls zum k. M. gewählt wurde. Jedoch entstand mit der Einsetzung der Phonogrammarchivs-Kommission 1899 (heute Phonogrammarchiv, 1972 kam es zur Abspaltung der Kommission für Schallforschung [seit 1999 Institut]) noch im 19. Jahrhundert die erste musikwissenschaftlich arbeitende Forschungsabteilung der ÖAW.

1919 wurde Robert Lach als erster Musikwissenschaftler im modernen Sinn zum k. M. gewählt, 1921–38 gab es die Kommission zur Herausgabe der in den Kriegsgefangenenlagern aufgenommenen Gesänge und Texte, in der Lach mitwirkte.

Am 21. Juni 1944 beschloss man die Errichtung der Kommission für Musikforschung, die zunächst als Zentralstelle für Schubert-Forschung, die sich auch mit einer Gesamtausgabe der Werke von Franz Schubert befassen sollte, konzipiert war. Nach Kriegsende wollte man sich zunächst vorwiegend der Herausgabe von Materialien zur Geschichte der Musik in Wien zuwenden, beschloss aber dann am 14. November 1946 die Erstellung eines bio-bibliographischen Lexikons für Österreich. Verschiedene Umstände verhinderten jedoch die tatsächliche Umsetzung dieses Vorhabens, das erst zu Beginn des 21. Jahrhunderts realisiert werden konnte.

Bereits ab 1947 wurde die Arbeit der Kommission durch eine Hilfskraft unterstützt, ab 1961 war sie durchgehend personalführend, wobei es zu einem Anstieg von anfangs einem wissenschaftlichen Mitarbeiter bis zuletzt 19 kam. Auch die Zahl der Kommissionsmitglieder stieg im Laufe der Zeit an, von acht Mitgliedern 1944 bis zuletzt zwölf im Jahr 2012. 2009–12 bestand ein fünfköpfiger, international besetzter wissenschaftlicher Beirat, der die Arbeit der Kommission begleitete.

Die Kommission für Musikforschung entwickelte sich im Laufe der Zeit zur wichtigsten außeruniversitären Forschungseinrichtung des Faches Musikwissenschaft in Österreich. Ihre Arbeit konzentrierte sich v. a. auf die österreichische Musiküberlieferung und Musikgeschichte in zentraleuropäischer Perspektive. Das zentrale Betätigungsfeld umfasste daher zunächst die umfangreichen Vorarbeiten zur Erstellung eines Oesterreichischen Musiklexikons, das 2002–06 fünfbändig erscheinen konnte und seit 2002 auch online verfügbar ist.

Bis 2006 war das von der ÖAW 1978 mitbegründete Anton Bruckner Institut Linz – ABIL eng mit  der Kommission für Musikforschung verwoben. 2007 wurde als Ersatz dafür eine Bruckner-Arbeitsstelle an der Kommission installiert.

Die 1989–94 bestandene Kommission für Kunst- und Musiksoziologie war dagegen eine von der Kommission für Musikforschung unabhängige Einrichtung der ÖAW, wenngleich es aber Akademiemitglieder gab, die in beiden Kommissionen mitwirkten.

Zu Beginn des 21. Jahrhunderts erfolgte die Anbindung mehrerer Gesamtausgaben-Projekte an die Kommission für Musikforschung: Seit 1978 wurde von der ÖAW die Neue Schubert-Ausgabe subventioniert. Die in der Folge an ihr angesiedelte Wiener Arbeitsstelle der Neuen Schubert-Ausgabe wurde im Herbst 2006 in die Kommission integriert. Mit 1. April 2008 kam es zur Errichtung einer Arbeitsstelle für die Gesamtausgabe der Werke von Johann Joseph Fux, ihr folgten mit 1. Oktober 2008 die Wiener Arbeitsstelle der Anton Webern Gesamtausgabe und mit 1. Dezember 2011 die Wiener Arbeitsstelle der Johannes Brahms Gesamtausgabe. Vor allem diese groß angelegten Editionsprojekte waren (und sind) mit nationalen und internationalen Kooperationen verbunden.

Weitere Projekte beschäftigten sich mit kulturwissenschaftlichen (Musik – Identität – Raum, Musik in habsburgischer Repräsentation), wissenschaftsgeschichtlichen und musikikonographischen Fragestellungen bzw. dienten der Quellenerschließung (mittelalterliche Handschriften, Musikzeitschriften, Kirchenmusikarchive in Oberösterreich [ab 2009 Kooperation mit dem Répertoire International des Sources Musicales – RISM]), wobei hier eine hohe Drittmittelquote zu verzeichnen war.

Seit 1947 publizierte die Kommission Forschungsergebnisse aus allen Bereichen der Musikgeschichte in insgesamt drei Publikationsreihen. Ab 1979 traten noch weitere, Anton Bruckner und seinem Umfeld gewidmete Reihen hinzu. 2012 wurde die CD-Reihe Klingende Forschung – Konzertdokumentationen begründet.

Die Kommisson war 2006–2012 dem Zentrum Kulturforschungen zugeteilt und ist seit 1. Jänner 2013 eine von zwei Abteilungen des neu gegründeten Instituts für kunst- und musikhistorische Forschungen.

Kommissionsobleute:

  • 1944–1946: Dietrich von Kralik-Meyerswalden
  • 1946–1974: Erich Schenk
  • 1974–1981: Franz Grasberger
  • 1981–1998: Othmar Wessely
  • 1998–1999: Franz Födermayr
  • 1999–2006: Rudolf Flotzinger
  • 2006, März – Oktober: Birgit Lodes (interimistisch)
  • 2006–2012: Gernot Gruber

Stellvertretende Kommissionsobleute:

  • 1974–1981: Othmar Wessely
  • 1981–1992: Theophil Antonicek
  • 1993–1998: Hans-Dieter Klein
  • 1998–1999: Rudolf Flotzinger
  • 1999–2005: Franz Födermayr
  • 2005–2012: Birgit Lodes

Wissenschaftliche Leiter des Anton Bruckner Instituts Linz an der ÖAW:

  • 1978–1981: Franz Grasberger
  • 1982–1998: Othmar Wessely
  • 1998–2006: Theophil Antonicek

Stellvertretende wissenschaftliche Leiter des Anton Bruckner Instituts Linz an der ÖAW:

  • 1988–2000: Uwe Harten
  • 2000–2006: Moritz Csáky