Ein Forschungsschwerpunkt der Wiener Arbeitsstelle der Johannes Brahms Gesamtausgabe (JBG) gilt der systematischen Auswertung der Brahms-Rezeption in der Wiener Presse im Zeitraum von 1862 bis 1902. Dieses Vorhaben wird seit 2016 von der Magistratsabteilung 7 – Kultur, Wissenschafts- und Forschungsförderung der Stadt Wien finanziert.

Zeitgenössische Zeitschriften und Tageszeitungen erwähnen und dokumentieren Aufführungen, anhand derer sich Erstaufführungen, Aufführungsorte und -daten sowie Mitwirkende zurückverfolgen lassen; zudem bieten sie in Form umfangreicher Werkbesprechungen und Kritiken eine aufschlussreiche Informationsquelle, um Aufführungsprofile und die Rezeption der Werke durch die Zeitgenossen zu skizzieren. Auch bislang unbekannte biographische Einzelheiten zu Brahms’ Leben und (Nach-)Wirken kommen in Zeitungsmitteilungen zum Vorschein. Mithilfe des laufenden sowie vergangener, von der Stadt Wien finanzierter Projekte zum Thema „Wiener Brahms-Rezeption“ konnten inzwischen neun maßgebliche Wiener Zeitungen und Zeitschriften vollständig ausgewertet werden: die Blätter für Musik, Theater und Kunst, die Wiener Zeitung, das Neue Fremden-Blatt, die Neue Wiener Musik-Zeitung, das Neue Wiener Tagblatt, Die Presse, Das Vaterland, die Arbeiter-Zeitung und das Deutsche Volksblatt. Somit wird auch der überaus relevanten Inklusion politisch polarisierender Medien – etwa durch katholisch-konservative, deutsch-nationale und sozialdemokratische Blätter – Rechnung getragen.

Die Ergebnisse werden in der bestehenden internen Rezeptions-Datenbank dokumentiert, was bisher nicht nur zu zahlreichen neuen Datensätzen, sondern auch zu bislang unbekannten Daten geführt hat. Ausgewählte, aus dieser Dokumentation resultierende Neuerkenntnisse erscheinen zudem in den aktuellen gedruckten Bänden der Gesamtausgabe. Das laufende Forschungsprojekt (2021­–2022) soll einen Teil dieses breiten Datencorpus der Öffentlichkeit präsentieren. Dies geschieht mittels einer datenbankbasierten Applikation auf MEI-Basis (Music Encoding Initiative), die open access auf der Plattform brahms-online.at zur Verfügung stehen wird. Die bereits vorgenommene umfassende Systematisierung und Kategorisierung verspricht eine zuverlässige Grundlage für weitere Forschungen – sei dies auf dem Gebiet der Rezeption von Brahms’ Werken in Wien, von Veranstaltungen, an denen der Komponist mitgewirkt hat, ferner in Bezug auf beteiligte Interpret*innen und allgemein den Konzertbetrieb in Wien, aber auch auf all jene soziokulturellen wie politischen Fragen, die sich im Zusammenhang mit Brahms als Schlüsselfigur des damaligen Musiklebens der Stadt Wien stellen.

 

 

Projektleitung und Kontakt

Vasiliki Papadopoulou PhD


Weitere Mitarbeitende

Mag. Monika Jaroš
Magdalena Weber, BA BEd


Laufzeit

10/201­6–02/2024


Finanzierung