Die Schubert-Sammlung Anton Diabellis und ihre Diffusion: Ein Beitrag zur Provenienzforschung


Die genaue Feststellung der Provenienzen und der Nachweis der heutigen Standorte der Notenmanuskripte Franz Schuberts sind Ziele des von der Wiener Arbeitsstelle der Neuen Schubert-Ausgabe betreuten Datenbankprojekts Schubert digital, in dem nicht nur die Überlieferung und der heutige Zustand, sondern auch die ursprüngliche Gestalt eines jeden Autographs dokumentiert werden wird. Insbesondere die Rekonstruktion der bis in die jüngste Zeit wechselnden Besitzverhältnisse und Standorte stellt die Schubert-Forschung vor Herausforderungen, denn nicht nur Zeitläufte und Katastrophen wie Weltkrieg und Vertreibung trugen dazu bei, dass Überlieferungsstränge einzelner Manuskripte oder gar ganzer Sammlungen verwischt wurden.

Das Projekt nimmt eine wenig erforschte Sammlung von Schubert-Autographen im Besitz des Musikverlages August Cranz in den Blick. Im Jahr 1876 hatte Augusts Sohn Alwin Cranz (1834–1923) über Umwege das umfangreiche Notenarchiv von Schuberts Wiener Originalverleger Anton Diabelli erworben. Offenbar verblieb selbiges die nächsten Jahrzehnte im Besitz des Verlages, doch kurz nach dem Ende des Zweiten Weltkrieges begannen die Firmenerben, die Vettern Alwin jun. (Wien) und Albert Cranz (Brüssel), vor allem über Schweizer und US-amerikanische Antiquare und Zwischenhändler, Musikmanuskripte anzubieten und zu verkaufen. Die Handschriften wurden dabei teilweise auseinandergenommen und auf verschiedene Käufer aufgeteilt. Viele der knapp hundert Einzelmanuskripte befinden sich heute – durch Kauf, Weiterverkauf und Schenkung – in öffentlichen Sammlungen in aller Welt oder in Privatbesitz; andere gelten als verschollen.

Zunächst ist festzustellen, welche Autographe Anton Diabelli – bzw. sein Nachfolgeverlag Spina – konkret besaß und was davon nach zwei Generationen im Cranz-Archiv noch vorhanden war, bevor Informationen darüber zusammengetragen werden, wohin und an wen diese Manuskripte nach Auflösung und Zerstreuung des Archivs verkauft und weiterverkauft wurden. Ausgangspunkt sind die aktualisierten Kritischen Berichte der Neuen Schubert-Ausgabe, dazu treten Recherchen zur jüngeren Geschichte des Musikverlages August Cranz, um insbesondere den Verbleib der Manuskripte vor 1945 und die Vorgänge nach 1945 zu erhellen.

Die Forschungsergebnisse des Projektes sollen in Schubert digital integriert und schließlich publiziert werden.

 

 

Projektleitung

Katharina Loose-Einfalt

 

Projektlaufzeit

10/2023–09/2024

 

Finanzierung