Die im 16. Jahrhundert für den Münchner Herzogshof angefertigten Chorbücher stellen eine für die Buch- und Musikkultur der Renaissance zentrale künstlerische Gattung dar. Im Anschluss an das mittlerweile abgeschlossene Forschungsprojekt zum  Chorbuch der Münchner Jahrhunderthochzeit von 1568 soll der komplexe intermediale Verbund aus Musik, Bildern und Texten im berühmten ‚Bußpsalmencodex‘ der Bayerischen Staatsbibliothek München durch eine digitale Forschungsumgebung näher erschlossen werden. Selbiger umfasst zwei von Hans Mielich (1516–1573) bebilderte Prachtbände mit den acht Psalmvertonungen Orlando di Lassos (1532–1594), dazu eine von dem Gelehrten Samuel Quicchelberg (1529–1567) verfasste zweibändige Declaratio.

Neben einem Catalogue raisonné der Miniaturen und einer digitalen Textedition (mitsamt Übersetzung) setzt die projektierte Datenplattform insbesondere auf Formen der digitalen Bildannotation. Eine große Bedeutung kommt hierbei den Quicchelberg’schen Erläuterungen zu, die durch einzelne Features wie Kartierung der Bildseiten, Verwendung von Kurztexten (durchaus nach Art heutiger Teaser) sowie typographische Differenzierung, abhängig von der im Kommentar berührten semantischen Ebene, erstaunlich modern anmutet, als Handreichung zur Interpretation jedoch selbst wiederum hochgradig interpretationsbedürftig ist.

Den lateinischen Text gilt es zunächst unter Anwendung von Techniken der Handwritten Text Recognition (Transkribus) in einer Arbeitsausgabe (mit Stellennachweisen und deutscher Übersetzung) vorzulegen. In späteren Projektmodulen sollen den einzelnen Miniaturen dann punktgenaue Annotationen (Beschreibungen, Normdaten zu Bildthemen und -gegenständen, Vorlagennachweise u. a.) zugewiesen werden.

Ein Kooperationsprojekt hierzu mit Partnern in Deutschland ist in Vorbereitung.

Publikationen und Vorträge

 

 

Finanzierung


Laufzeit

seit 2022


Links zu Digitalisaten der BSB München

Mus.Ms. A I(1

Mus.Ms. A I(2

Mus.Ms. A II(1

Mus.Ms. A II(2