Mit der Vortragsreihe „Talking Maximilian“ sollen besonders jüngere Wissenschaftler*innen die Möglichkeit erhalten, ihre Forschungsergebnisse aus dem Umfeld Maximilians in einem niederschwelligen Format einem interessierten Publikum vorzustellen und mit diesem darüber zu diskutieren.
Die Reihe wird kontinuierlich fortgesetzt



25. November 2025
... Mayster Gilgen aber zur Arbeit angehalten werde und nicht feiere …
Werkstattpraxis, Zahlungsflüsse und die Beziehung zwischen Künstler und Kaiser bei der Herstellung des Grabdenkmals in Innsbruck
Für das Grabdenkmal von Kaiser Maximilian I. in Innsbruck sind die 28 überlebensgroßen Messing- und Kupferstatuen, die den Kenotaph flankieren, von zentraler Bedeutung. Ihre Herstellung ist mit zwei Künstlern und Gießer besonders eng verknüpft: Gilg Sesselschreiber, der acht der heute erhaltenen Statuen verantwortete, und Stefan Godl, der 17 Statuen gegossen hatte. Die Arbeitsweise und die Interaktion der beiden Künstler mit dem Kaiser bzw. der Regierung könnten nicht unterschiedlicher gewesen sein. Im Laufe unseres Vortrags werden wir anhand von Originaldokumenten und den Statuen selbst Fragen zu ihrer Anstellung, amtlichen Kontrollen, der Flucht und Verhaftung Sesselschreibers, nicht realisierten oder eingeschmolzenen Statuen und dem Herstellungsprozess der Statuen nachgehen.
Marianne Mödlinger ist Archäologin und Materialwissenschaftlerin und beschäftigt sich mit der Herstellung und Verwendung urgeschichtlicher und historischer Objekte aus Kupferlegierungen und forscht zu deren Materialeigenschaften. Sie leitet das vom FWF finanzierte Projekt BRASSCARES zu den „Schwarzen Mandern“ in der Hofkirche Innsbruck.
Bastian Asmus ist Archäometallurge und gelernter Kunstgießer. Er widmet sich der Praxis technologischer Rekonstruktion des Metallgewerbes, auf Basis des Handwerks, der Materialwissenschaft und der Archäologie. Er rekonstruiert derzeit Gießereitechnologien im FWF Projekt zu den „Schwarzen Mandern“ in Innsbruck.
Im Anschluß an den Vortrag laden wir gemeinsam mit dem IMAREAL zur Buchpräsentation ein:
„Gates to Paradise. Metal Doors of the 11th and12th Century“
Herausgegeben von Marianne Mödlinger, Judith Utz, Martin Fera und Heike Schlie
Die Bronzetüren des 11. und 12. Jahrhunderts sind der einzige vollständig erhaltene Komplex monumentaler Bronzen des europäischen Mittelalters. Im Wachsausschmelzverfahren aus unterschiedlichen Kupferlegierungen gefertigt und teils mit farbigen Einlegearbeiten versehen, zeigen sie eindrucksvoll biblische Szenen und Heilige. Auf Basis hochauflösender Fotografien, 3D-Modelle und Materialanalysen präsentiert das Buch neue Erkenntnisse zu Herstellung, Materialwahl und Bedeutung dieser außergewöhnlichen Kunstwerke und eröffnet frische Perspektiven auf die mittelalterliche Bronzeplastik.

4. November 2025
Archive – Amtsbücher – Algorithmen:
Zu Stand und Perspektiven der Kanzlei- und Urkundenforschung im Spätmittelalter im Spiegel digitaler Zugänge
Der Vortrag gibt einen Überblick über die Entwicklung der Spätmittelalter-Diplomatik in den letzten Jahrzehnten. Ein besonderer Schwerpunkt wird dabei auf den Möglichkeiten und Problemen digitaler Methoden liegen. Der Vortrag schließt mit einem Ausblick auf mögliche zukünftige Betätigungsfelder der spätmittelalterlichen Kanzlei- und Urkundenforschung und stellt ein zukünftiges Forschungsprojekt zu den bislang unbeachtet gebliebenen Amtsbüchern aus der Kanzlei der österreichischen Landmarschälle im Spätmittelalter vor.
Der Vortrag ist gleichzeitig die Keynote Lecture des Workshops „Managing the Ruler in the Office. Neue Perspektiven auf die Kanzleipraxis im Spätmittelalter und in der Frühen Neuzeit“.
Daniel Luger ist als Historiker mit Schwerpunkt „Historische Hilfswissenschaften“ am Institut für Österreichische Geschichtsforschung an der Universität Wien tätig.

20. Mai 2025
Dürer ist fad. Gekrakeltes von Meisterhand
In Sammlungen und Museen, namentlich in jenen, die sich auf Arbeiten auf Papier spezialisiert haben, ist die Frage „Vorne oder hinten?“ Alltagsgeschäft. Drängt sich der so einfach zu handhabende Bildträger zum beidseitigen Gebrauch doch geradezu auf: sei es aus Zufall, Langeweile, aus dem Werkprozess heraus, aus ökonomischen oder sogar ökologischen Gründen. Konservatorische Ansprüche erfordern aber die Lösung des eingangs gestellten Problems, nämlich wie ein solches Blatt zu montieren und sicher zu deponieren ist. Traditionell wird die ästhetisch ansprechendere Darstellung zur Schokoladenseite, während das Verso erst aus dem Sichtfeld, dann nicht zu selten aus dem Bewusstsein verschwindet. Dabei bieten sich hier oft interessante Einblicke, etwa wie die Künstlerinnen und Künstler sich auf ein Detail kaprizieren oder in ferne Gedanken abschweifen. Der Beitrag stellt einige weitgehend unbekannte Bildnotizen Albrecht Dürers vor, die zwischen Spiel und Studium oszillieren. Zugleich ist er eine Hommage an Witz und Esprit eines Künstlers, der am 21. Mai seinen 555 weniger 1ten Geburtstag feiert.
Christof Metzger ist seit 2011 Kurator für Deutsche Kunst an der Albertina in Wien und beim SFB Leiter des Teilprojekts Depicting Maximilian. Er wurde mit einer Arbeit zum malerischen Werk Hans Schäufelins promoviert. Als Spezialist für die Kunst der Dürerzeit ist er Autor zahlreicher Publikationen zu Albrecht Dürer und seinem künstlerischen Umfeld.
30. Jänner 2025
Maximilian und die Jungfrau Maria. Eine klangvolle Allianz von Macht und Frömmigkeit in Burgund
Der geradezu ausufernde Lobpreis Mariens scheint beinahe ein selbstverständlicher Bestandteil der spätmittelalterlichen Frömmigkeit zu sein. Im Umfeld vieler (spät-)mittelalterlicher Herrscher erweist sich die Marienfrömmigkeit als wiederkehrendes Phänomen, das sich in unterschiedlichen Medien mit Verbindungen zu ihren Höfen ausmachen lässt. Aufgrund der Bedeutung der Marienverehrung für den maximilianischen Hof stellt sich zum einen die Frage, in welchen geographischen, politischen oder kulturellen Kontexten die Rezeption Marias besonders hervortritt. Zum anderen fragt man – möglicherweise aus purer Neugier heraus –, ob diese Marienfrömmigkeit eine individuelle Verbindung zur Tatsache aufweist, dass Maximilians erste Ehefrau diesen Namen trug. Bei ersten Recherchen nach maximilianischen Quellen, die eine marianische Komponente aufweisen, wird schnell die unübersehbare Rolle und Funktion der Marienfrömmigkeit bei Maria von Burgund sichtbar, die der Herzogin zu ihren Lebzeiten als politisches Hilfsmittel zu Einfluss und Handlungsspielraum verhalf. Zwischen der Jungfrau Maria, eine der Landesheiligen Burgunds, und der Herzogin Maria bestand ein bewusst geschaffener, inszenierter Assoziationsraum. Maximilians Rezeption dieser marianischen Frömmigkeitspraxis und ihren Funktionen in Burgund (insbesondere in der Region Flandern), soll erstmals Gegenstand der Untersuchung und anhand ausgewählter Beispiele beleuchtet werden.
Raphaela Beroun hat Musikwissenschaft in Wien studiert. Seit 2021 lehrt und forscht sie als Universitätsassistentin (prae doc) für historische Musikwissenschaft vor 1600 am Institut für Musikwissenschaft an der Universität Wien und schreibt ihre Dissertation zum gleichnamigen Thema. Im Zuge ihrer Recherchen war sie von Mitte November bis Mitte Dezember als Visiting Scholar an der KU Leuven zu Gast.
19. November 2024
Die Rolle der Patientinnen und Ärztinnen am habsburgischen Hof. Eine Genderperspektive in der medizinischen Praxis des 16. Jahrhunderts
Maximilian I. (1459–1519) hatte an der Entwicklung einer neuen Gesundheitsversorgung am Hofe einen bemerkenswerten Anteil. Unter ihm legte man erstmalig großen Wert auf die Betreuung durch medizinische Fachkräfte, während seine Vorgänger sich bei Gesundheitsfragen auf Universalgelehrte verließen. Dieses Muster wurde von Maximilians Nachfolgern weiterentwickelt und seither wurden sowohl akademische Ärzte als auch handwerklich ausgebildete Mediziner in die Gesundheitspflege der Habsburger Familienmitglieder eingebunden. Bei der Ausbildung spielte vermehrt die Medizinische Fakultät in Wien eine wichtige Rolle.
Ziel dieses Vortrages ist herauszufinden, welche Rollen Frauen bei der Gesundheitsvorsorge spielten. Die Analyse verschiedenster Archivmaterialien gewährt einerseits einen Blick auf die Ansprüche der weiblichen Mitglieder der Habsburger in Bezug auf Selbstbestimmung und ihr eigenes Urteilsvermögen während ärztlichen Untersuchungen. Daraus lässt sich ein dynamisches Verhältnis zwischen Patientinnen und Ärzten ableiten. Andererseits zeigen die historischen Quellen eine stark ausgeprägte Neigung der am Hofe beschäftigten Ärztinnen, ihre Meinungen zur Gesundheitspflege kundzutun, ihre Kompetenzen gegenüber männlichen Kollegen durchzusetzen, und damit einen eigenen Beitrag zur frühneuzeitlichen Körperdarstellung und -repräsentation zu leisten.
Alessandra Quaranta promovierte 2016 mit einer Dissertation über die Beziehungen zwischen Medizin und fides christiana. Anschließend erhielt sie verschiedene Post-doc Forschungsstipendien an den Universitäten in Trient, Berlin, Wien und Lüttich. Die Themenspannbreite, mit denen sie sich beschäftigt, umfasst die frühneuzeitliche Sozialgeschichte der Medizin und Geschlechterrollen. Sie veröffentlichte zwei Monographien und verschiedene Artikel in renommierten Zeitschriften und nahm als Vortragende an zahlreichen Tagungen teil.
30. April 2024
Herrschaft kommunizieren: Österreichische Fürsten im Chor des Aachener Mariendoms
Der in der Regierungszeit Kaiser Friedrichs III. kanonisierte Markgraf Leopold III. aus der Dynastie der Babenberger wurde von den Habsburgern als regional identitätsstiftender Heiliger und Projektionsfläche für eine sakral konnotierte landesfürstliche Identität vereinnahmt. Dass dem Heiligen allerdings auch eine Rolle in der Kommunikation des Anspruchs auf eine Vorrangstellung der österreichischen Fürsten und der Herrschaft im Reich zukam, zeigen die von Friedrich III. anlässlich der Krönung seines Sohnes Maximilian zum Römischen König im Jahr 1486 gestifteten Wandmalereien in der Chorhalle des Aachener Mariendoms.
Der Vortrag nähert sich den Malereien als konkrete Kommunikationsakte unter dem Aspekt der Medialität, um ihre wirklichkeitsgestaltende Wirkung zu erfassen. Herrschaftsrepräsentation kann somit als Ausübung von Herrschaft verstanden werden und als Strategie, Ordnungsstrukturen und Herrschaftsauffassung zu manifestieren. Dies trägt zum Verständnis des Auftretens Friedrichs III. und Maximilians I. vor der Reichsöffentlichkeit bei: Am Ort der Krönung selbst inszenierten sie eine Sakralisierung der eigenen Dynastie.
Sabine Miesgang studierte Geschichte, Klassische Archäologie sowie Journalismus und Neue Medien in Graz und Wien. 2021 promovierte sie mit einer Arbeit zur Verehrung des hl. Leopold in der Frühen Neuzeit. Ihre Forschungsschwerpunkte liegen in den Bereichen Frömmigkeitsgeschichte, Kulturgeschichte des Politischen und Materialität/Medialität.
22. Februar 2024
Nur bunter Prunk? Personen und Netzwerke hinter den illuminierten Urkunden und Handschriften im Umfeld Maximilians I.
In und um Wien entstand um 1500 eine Gruppe illuminierter Urkunden und Handschriften. Diese sind sowohl mit Kaiser Maximilian I. als auch mit einem Kreis einflussreicher Personen an dessen Hof und in der Verwaltung der österreichischen Erbländer auf mehreren Ebenen in Beziehung zu setzen. Es gibt aber neben der Nähe zu diesem dichten Personennetzwerk auch auf rein materieller Ebene Zusammenhänge: Verwendete Malstoffe sowie angewandte Techniken bilden ein Netz, von dessen Beschreibung man erhoffen kann, dass es bestehende Verbindungen stärkt und bislang nicht wahrnehmbare Verbindungen aufdeckt. Über den Weg der vielschichtigen Materialanalyse ausgewählter Stücke mit interdisziplinären Methoden soll eine eng verflochtene Gruppe einflussreicher Personen um den Kaiser erforscht und deren Interaktion beispielhaft nachverfolgt werden.
Katharina Maria Hofer ist am Institut für Geschichte an der Universität Wien als PraeDoc Assistentin tätig und Mitglied des Instituts für Österreichische Geschichtsforschung. Ihre Dissertation mit dem (Arbeits)Titel „Pinsel, Prunk und Pergamente. Vernetzte Illuminationen als Praktiken materieller Kultur um Kaiser Maximilian I. Eine kulturwissenschaftlich-technologische Studie“ wird von den ManMAX-Projektleitern Andreas Zajic und Stephan Müller betreut.