Jenseits von Ost und West: die Geokommunikation der „Heiligen Landschaften“ (Sacred Landscapes) von „Duklja“ und „Raška“ durch Raum und Zeit (11.-14. Jahrhundert)

[FWF Projekt I 4330-G in Zusammenarbeit mit der DFG]

Im aktuellen Diskurs über die Integration des Westbalkans in die EU scheinen die laufenden und geplanten Verhandlungen mit den Republiken Montenegro, Serbien und Albanien für die zeitgenössische Medienberichterstattung von bemerkenswertem Interesse zu sein. Sie umfassen eine Region, die in der Vergangenheit unter dem Namen Illyricum (Illyrikon) eine entscheidende Rolle in den strategischen und administrativen Überlegungen des Byzantinischen Reiches gespielt hat.

Dieses Projekt baut auf einer Zusammenarbeit zwischen den wissenschaftlichen Fächern der Byzantinistik, Mittelalterlichen Geschichte, Historischen Geographie, Kunstgeschichte, Geographie und Geokommunikation (GIScience und Kartografie) auf und konzentriert sich auf die zwei historischen Regionen von „Duklja“ und „Raška“, die Teil des Illyricum waren. Die Forschungshypothese geht davon aus, dass beide historischen Regionen eine „Heilige Landschaft“ (Sacred Landscape) bildeten, die wir mit den vereinten Mitteln der Historischen Geographie, Kunstgeschichte und Geokommunikation sowohl der Wissenschaft als auch der interessierten Öffentlichkeit entschlüsseln und kommunizieren wollen.

Daher befasst sich das Projekt systematisch mit den folgenden drei Hauptfragen:

(1) Auf welche Art und Weise haben die lokalen Herrscher und die Kirchen von Rom und Konstantinopel vom 11. bis zum 14. Jahrhundert in den historischen Regionen von „Duklja“ und „Raška“ interagiert, und wie spiegelt sich diese Interaktion im Verteilungsmuster von Denkmälern (das heißt von Kirchen und Klöstern) in dieser „Heiligen Landschaft“ wider?

(2) Hatte die wechselnde Religionszugehörigkeit der örtlichen Herrscher Auswirkungen auf die „Heilige Landschaft“ und wo wurden lateinische bzw. byzantinische Kultstätten im Laufe der Zeit verändert oder überlagert?

(3) Kann der religiöse und kulturelle Einfluss des lateinischen und byzantinischen (orthodoxen) Glaubens durch lateinische („westliche“) sowie byzantinische und slawische („östliche“) Gegenstände der Kleinkunst nachverfolgt werden, nicht nur in dem Küstengebiet, sondern auch im Hinterland und in Italien?

Beide historischen Regionen könnten sich als Zone „Jenseits von Ost und West“ erweisen, die bemerkenswerten Transformationsprozessen vom 11. bis zum 14. Jahrhundert ausgesetzt waren, und könnten das große Potenzial sowohl für Visualisierungen als auch für die Formalisierung durch GIScience Daten anbieten. Die Integration und Darstellung der Forschungsdaten (aus den schriftlichen Quellen, zu Denkmälern und Kunstgegenständen) des Projekts wird durch eine bereits vorhandene Datenbank und durch eine Online-Kartenapplikation ermöglicht. Das Projekt ist ausschließlich durch einen multidisziplinären Ansatz und die Zusammenarbeit zwischen drei Projektpartnern aus Österreich (Österreichische Akademie der Wissenschaften; Universität Wien) und Deutschland (Hochschule für Technik, Wirtschaft und Kultur Leipzig) zu verwirklichen.

Dauer: 1. März 2020-28. Februar 2023

Doz. Mag. Dr. Mihailo Popović (Projektleiter)

Dorota Vargová, BA MA (Projekmitarbeiterin)

Bernhard Koschicek-Krombholz, BSc BA (Projektmitarbeiter)