Pre-Modern Inscriptions and the Shaping of Self-Conception and Self-Representation

Writing History and Blending Media at The Augustinian Canons of Klosterneuburg

Klösterliche Gemeinschaften als vereinbarte soziale Gruppen sind auf Strategien der Selbstvergewisserung und -repräsentation, also der identitätsstiftenden Deutung des eigenen Seins und Tuns nach innen wie nach außen, angewiesen. Zu den Bild- und Textmedien, in denen dieses Selbstbild stabilisiert wurde, gehören auch Inschriften des Mittelalters und der Frühen Neuzeit. Da Inschriftentexte generell kürzer ausfallen als historiographische Erzählungen in Drucken oder Manuskripten, vermitteln sie Botschaften bewusst komprimiert, auch wenn sie nur das Ende eines breiteren Kompilationsprozesses darstellen.

Um sich innerhalb der durchaus kompetitiv gestalteten vormodernen Klosterlandschaft einerseits nach außen zu behaupten und andererseits ein konsistentes Selbstbild zu entwerfen, nutzte das sich selbst im landesfürstlichen Umfeld als politische Kraft verortende Augustiner-Chorherrenstift Klosterneuburg auch epigraphische Schriftträger. Seine Inschriften sind somit zugleich ein Teil des Wettbewerbs um Teilhabe an der Macht.

Inschriften als Instrument der Repräsentation

Anhand der Medialität der epigraphischen Überlieferung können Phänomene von Performanz, Intermedialität und Intertextualität in den Blick genommen werden und Strategien der Kommunikation mit einem angesichts der Raumgebundenheit von Inschriften differenziert zu betrachtenden Publikum nachvollzogen werden.

Epigraphische Quellen besitzen eine narrative Funktion, an der Traditionen und Innovationen von Themen, Erzählstrategien und Medien monastischer (Haus-)Geschichtsschreibung sichtbar werden. Methodisch setzt das Projekt auf eine umfassende Quellenheuristik, die als Fundament einer Inschriftenedition dient. Letztere berücksichtigt nicht nur die original erhaltenen Inschriftenträger, sondern auch die kopiale, abbildliche und abschriftliche Überlieferung. Zudem fließen in den Historischen Kulturwissenschaften etablierte theoretische und analytische Zugänge ein – vor allem die Medialitäts- und Raumparadigmata.

Ziel des Projekts

Zum Ende der Laufzeit wird das Projekt einen vollständigen Katalog der vormodernen Inschriften des Stiftes Klosterneuburg bis zum Jahr 1683 im Rahmen des einschlägigen Editionsunternehmens der Deutschen Inschriften (DI) erstellen, der über die selektive und überholte Literatur zum epigraphischen Erbe des Stiftes weit hinausgeht. Erstmals werden die epigraphischen Quellen im Kontext der räumlichen und medialen Rahmenbedingungen als Instrumente der Selbstvergewisserung nach innen und der Selbstdarstellung nach außen interpretiert.

FWF-Projekt: P 35635

Projektleiter:

PD Dr. Andreas Zajic, MAS
 

Projektmitarbeiter/innen:

Dr. Edith Kapeller, MA MA

Mag. Dr. Sabine Miesgang, MA

Mag. Dr. Julia Anna Schön, MA
 

Laufzeit:

1.8.2022-31.7.2026