Wie lokales Wissen die Historische Grundlagenforschung stützt

Das FWF-Projekt PREMISES (P 35635) untersucht die Strategien der (Selbst-)Repräsentation der klösterlichen Gemeinschaft des Stiftes Klosterneuburg anhand ihrer Inschriften. Mittels des vom FWF neu bewilligten Top-Citizen-Science-Projekts CIVIS (Communities Intertwined: Visualising Inscribed Space) kann das Programm nun erheblich erweitert werden – mit Hilfe der lokalen Bevölkerung werden auch die Inschriften der Stadt Klosterneuburg gesammelt und erschlossen. Das ermöglicht einen Blick auf die Repräsentation des Stifts im städtischen Umfeld zu werfen und Interaktionen zu erfassen.

258 vormoderne Inschriften bis 1683 konnte das Projektteam von PREMISES bereits erfassen. Einige von diesen dienen der Selbstdarstellung der Gemeinschaft nach außen, andere der Selbstdarstellung und memoria von Verstorbenen, vor allem durch Grabdenkmäler; so wird ein Austausch zwischen „innen“ und „außen“, Klostergemeinschaft und Stadt, greifbar.

Das Top-Citizen-Science-Programm (TCS) ermöglicht es, das Forschungsfeld des zugrunde liegenden FWF-Projekts PREMISES zu erweitern und die epigraphische Präsenz des Klosters in seinem städtischen Umfeld als ergänzende Perspektive zu untersuchen. Inschriften, die in Klosterneuburg in und an Privatgebäuden gefunden wurden (wie etwa Texte, die an den Bau eines Hauses erinnern), sind in der Regel kaum zugänglich, nicht systematisch erfasst und der Wissenschaft weitgehend unbekannt. Kenntnisse aus erster Hand über Existenz und Standort vormoderner Inschriften sind jedoch von den Bewohnerinnen und Bewohnern der Stadt selbst zu erwarten. Durch die Einladung dieser lokalen Expertinnen und Experten zur aktiven Mitarbeit am Forschungsvorhaben kann CIVIS die Inschriften der Stadt Klosterneuburg bis 1800 sammeln, dokumentieren und im Kontext mit den Inschriften des Stiftes erschließen.

CIVIS beschäftigt sich mit folgenden Fragen: Welche Inschriften (Textsorten und Artefakte) finden sich in der Stadt Klosterneuburg und welche Formen und Funktionen klösterlicher Repräsentation lassen sich im umgebenden Stadtraum beobachten? Lassen sich Gemeinsamkeiten oder Unterschiede in den epigraphischen Gewohnheiten von Stifts- und Stadtbewohnerinnen und -bewohnern feststellen? Lassen sich im Untersuchungszeitraum Rückschlüsse auf die Beziehungen zwischen Kloster und Stadt ziehen? Gibt es spezifisch klösterliche oder städtische Merkmale in den Inschriften?

Durch die bereits bestehende Kooperation von PREMISES mit dem Stift Klosterneuburg können zahlreiche Einzelpersonen und Gruppen (z. B. Schulklassen, Pfarrgemeinderat, Klosterneuburger Kulturgesellschaft etc.) zur Teilnahme am Projekt angeregt werden. Indem Citizen Scientists dem PREMISES- und CIVIS-Team relevante Funde mitteilen, entsteht ein völlig neues Inschriftenkorpus. Dieses sammelt bisher unzugängliches Material und erweitert nicht nur den Blick von PREMISES erheblich, sondern fördert auch die Reflexion historischer Quellen im öffentlichen Raum in einer

Projekt:
TCS 149

Fördersumme:
45.402 EUR

Projektleitung:
PD. Dr. Andreas Zajic, MAS

Projektmitarbeiterin:
Sarah Deichstetter, BA BA MA