Edition und Erforschung der südlangobardischen Fürstenurkunden, 774–1077

Seit nunmehr beinahe 100 Jahren werden die Urkunden des frühmittelalterlichen italischen Langobardenreiches im Rahmen des von Luigi Schiaparelli begründeten und vom Istituto Storico Italiano per il Medioevo (ISIME) herausgegebenen Codice Diplomatico Longobardo (CDL) kritisch ediert. Diese Arbeiten, die in den 1960er Jahren in die Hände von Carlrichard Brühl gelegt und von dessen Schüler Herbert Zielinski weitergeführt wurden, kamen im Jahr 2003 zu einem vorläufigen Abschluss, der zeitlich durch das Jahr 774 markiert wird, in dem das (norditalische) Langobardenreich vom Frankenherrscher Karl dem Großen und seinen Heeren unterworfen wurde.

Eine Fortsetzung der von Zielinski begonnenen Edition der Urkunden der südlangobardischen Herzöge von Benevent, die im Jahr 774 der politischen Unterwerfung entgehen konnten und die fortan als Fürsten (principes) über große Teile Süditaliens herrschten, war zwar immer schon geplant. Sie konnte aber von Zielinski nicht mehr realisiert werden und ist somit bis heute ein wissenschaftliches Desiderat geblieben.

Primäres Ziel dieses von Bernhard Zeller geleiteten ÖAW-Langzeitprojektes ist deshalb die vollständige, kritische und umfangreich kommentierte Edition und die diplomatisch-grundwissenschaftliche Erforschung der Urkunden der südlangobardischen Fürsten von Benevent, Capua und Salerno im Rahmen des CDL. Editions- und Forschungsgegenstand sind die rund 400 von diesen Herrschern ausgestellten Urkunden aus der Zeit von 774–1077, die im Unterschied zu den älteren Langobarden-Urkunden zu einem großen Teil im Original erhalten sind.

Das Projekt, das sich auf wichtige Vorarbeiten von Jean-Marie Martin (†) und Herbert Zielinski stützen kann, wird in enger Kooperation mit dem Istituto Storico Italiano per il Medioevo (ISIME) und dem Institut de Recherche et d’Histoire des Textes (IRHT) durchgeführt, von den Monumenta Germaniae Historica (MGH) unterstützt und von einem wissenschaftlichen Beirat von internationalen Expertinnen und Experten begleitet. Neben der engeren Editions- und diplomatischen Forschungstätigkeit werden – dem wissenschaftlichen Paradigma des Instituts für Mittelalterforschung (IMAFO) folgend – auch breitere historische Fragestellungen im Blick behalten.


 

Projektleiter

Priv.-Doz.
Bernhard Zeller
(ÖAW-IMAFO)