Byzantinische Hymnen: Wahrnehmung, Interpretation, Lehre

(FWF-Projekt ESPRIT, ESP 269-G, 01.12.2022 - 28.02.2023; 01.09.2023 - 31.05.2026)

Die liturgischen Hymnen waren ein integraler Bestandteil der spirituellen, intellektuellen und ästhetischen Erfahrung der Byzantiner. Sowohl ihr theologischer Inhalt als auch ihr sprachlicher Ausdruck konnten jedoch Verständnisprobleme aufwerfen, was zur Entstehung von gelehrten Texten führte, die, in Form von Lexika, Paraphrasen, Scholien und eigentlichen Kommentaren, der Auslegung dienen sollten. Diese konnten sowohl dem privaten Studium als auch institutionalisierten Formen des Lernens dienen. Das vorliegende Projekt wird sich auf die drei Kommentare über liturgische Hymnen konzentrieren, die von dem produktiven spätbyzantinischen Autor Nikephoros Kallistou Xanthopoulos (gest. ca. 1335) – bekannt vor allem als Verfasser einer Kirchengeschichte – verfasst wurden.

Das Projekt zielt darauf ab, Xanthopoulos' Hymnenkommentare insbesondere als Zeugnisse für Aspekte der Bildung und Wissenschaft in Byzanz zu untersuchen und damit erstmals in einer umfassenden Fallstudie das Potenzial solcher Kommentare für ein besseres Verständnis byzantinischer Kontexte der Wissensvermittlung zu erschließen. In diesem Sinne wird sich das Projekt auf Folgendes konzentrieren: a) den Autor bei der Arbeit: seine komplexe Verwendung von Quellen, seine exegetischen Methoden und seine literarisch-kritische Terminologie; seine Stimme als Kommentator und seine Beziehung zu seinem Publikum; b) die Texte innerhalb der literarischen Gattung des Kommentars in Byzanz; c) die Handschriften, die Xanthopoulos' Traktate überliefern, als komplexe soziokulturelle Objekte, die Aufschluss darüber geben, wie die Texte zirkulierten und von Generationen von Benutzern gelesen und studiert wurden.