Die Forschungen zur Stadtgeschichte Korneuburgs widmen sich zum einen dem gut erhaltenen Bestand an spätmittelalterlichen Stadtbüchern und zum anderen - in Zusammenarbeit mit der Bauforschung und dem Stadtarchiv - der bislang nur unzureichend erforschten Geschichte der Stadt von den Anfängen um 1100 bis in die frühe Neuzeit. Themenfelder sind u. a. Gründung und Stadtwerdung, Stadtrecht, Stadtmauer, Bürgerschaft und Reformation.
Gemeinsam mit dem Stadtarchiv wird aktuell die Online-Stellung der städtischen Urkunden auf Monasterium.net vorbereitet. In Zusammenarbeit mit den Stakeholdern vor Ort (Stadtgemeinde, Museumsverein, Pfarrgemeinden, Schulen) erfolgt die Vermittlung einer auf wissenschaftlicher Grundlagen basierenden Regional- und Stadtgeschichte in Form von Vorträgen, Publikationen, Ausstellungen (Stadtmuseum) und der Erstellung von Informationsmaterial zu den Sehenswürdigkeiten Korneuburgs.
Stadtbücher (statpuch, liber civitatis) zählen neben dem urkundlichen Material zu den wichtigsten Quellen der spätmittelalterlicher Stadtgeschichte. Sie wurden im Auftrag des Rats vom Stadtschreiber geführt und sind als Verwaltungsschriftgut Niederschlag der im Spätmittelalter einsetzenden Professionalisierung der Verwaltung.
Diese im Zuge sich intensivierender Schriftlichkeit europaweit feststellbare Entwicklung setzte seit Ende des 14. Jahrhunderts auch in den Kleinstädten der Herzogtums Österreich ob und unter der Enns ein, auch wenn die Überlieferung überaus lückenhaft ist. Der hohe Quellenwert der Stadtbücher resultiert - im Unterschied zu den Urkunden - aus der fortlaufenden Führung und seriellen Dichte der Einträge. Dadurch wird das städtische und stadtbürgerliche Gefüge über längere Zeiträume hinweg analysierbar, sowohl in städtebaulich-materieller Hinsicht (Bau, Häuser etc.) als auch strukturell und personell in Bezug auf Schichtung, Netzwerke und städtische Ämter.
Mit den beiden für das 15. Jahrhundert überlieferten Testamentsbüchern ("Geschäftbücher") verfügt die Stadt Korneuburg über einen lückenlos erhaltenen und daher sehr wertvollen Bestand an Stadtbüchern. Die im Stadtarchiv verwahrten Handschriften (Sign. Hss. 3/159, 3/160) bilden mit über 500 letztwillige Verfügungen (zeitgenössisch „Geschäfte“) nach Wien einen der größten spätmittelalterlichen Bestände dieser Quellengattung im ostösterreichischen Raum.
Zur Erschließung der für diese Quellengattung typischen Materialfülle zur städtischen Lebenswelt erfolgte zunächst eine Analyse der Vergaben zum Seelenheil hinsichtlich alltagsreligiöser Denk- und Handlungsmuster sowie Personenkreise und Interessenslagen im kleinstädtischen Kontext. Danach konnte die Edition des ältesten Korneuburger Testamentsbuchs, zugleich das älteste erhaltene Stadtbuch, für die Jahre 1401 bis 1444 abgeschlossen werden.
Bearbeiterin:
MMag. Dr.
Kornelia
Holzner-Tobisch. MAS