Im März 2002 wurde die damalige Diplomata-Arbeitsgruppe des Instituts für Mittelalterforschung von der Zentraldirektion der MGH in München mit der Vorbereitung der Edition der Diplome Philipps von Schwaben beauftragt. Die Arbeiten wurden im Sommer 2014 mit dem Erscheinen des Bandes abgeschlossen.

Die Edition umfasst 181 Urkunden und 33 Deperdita Philipps, sowie eine Urkunde und einen Musterbrief seiner Gemahlin, der Königin Maria (Irene). 108 Urkunden sind im Original erhalten, der Rest in mittelalterlichen und neuzeitlichen Abschriften unterschiedlicher Qualität.

Nach der Übernahme der von Paul Zinsmaier und Rainer Maria Herkenrath gesammelten Materialien begann der systematische Aufbau eines Apparats, basierend auf den in der Literatur zu findenden Hinweisen auf handschriftliche Überlieferungen, Drucke, Regesten und Sekundärliteratur zu den einzelnen Urkunden.

Diese Materialsammlung wurde durch Archivreisen systematisch ergänzt. Die Kenntnis von der handschriftlichen Überlieferung der einzelnen Stücke wurde dabei maßgeblich vervollständigt. Dies trifft vor allem auf die heute als verloren geltenden Stücke (Deperdita) zu, sowie auf jene, die bisher nur unzureichend – etwa fehlerhaft, nur in Auszügen, in neuzeitlichen Abschriften oder Drucken – überliefert waren. Damit konnte die Grundlage für die zu erstellenden Urkundentexte wesentlich verbessert werden.

Neben der Erstellung der Texte mit kritischem Anmerkungsapparat spielte, wie bei den Diplomata-Editionen der MGH üblich, die kanzleigeschichtliche Einordnung der Stücke, basierend auf den Vorarbeiten Zinsmaiers, eine wesentliche Rolle. Weiters findet in den kommentierenden Vorbemerkungen die rechts- und verfassungsgeschichtliche Interpretation der durch die Urkunden festgehaltenen Rechtsvorgänge ihren Niederschlag.

Eine zusammenfassende kanzleigeschichtliche Einleitung analysiert den Urkundenbestand und behandelt sowohl das Kanzleiwesen als auch die inneren und äußeren Merkmale der Urkunden Philipps, etwa die Siegel.

Vorarbeiten


Grundlage für die Edition der Urkunden Philipps von Schwaben bildeten die 1881 bis 1901 erschienenen Regesten des Kaiserreiches von Böhmer-Ficker-Winkelmann für den Zeitraum 1198 bis 1272 (Regesta Imperii V, vgl. Auswahlbibliographie). Um die Mitte des vorigen Jahrhunderts widmete sich Paul Zinsmaier dem Urkundenwesen Philipps von Schwaben. In mehreren Arbeiten ergänzte und vervollständigte er die bei Böhmer-Ficker-Winkelmann verzeichneten Regesten und legte schließlich 1983 einen Nachtragsband (vgl. Auswahlbibliographie) vor. Bereits mehrere Jahre davor, 1969, war seine bis heute maßgebliche Arbeit über das Kanzlei- und Urkundenwesen Philipps und Ottos IV. erschienen. Die von Zinsmaier gesammelten Materialien gingen aus seinem Nachlass an Rainer Maria Herkenrath, der von der Zentraldirektion der MGH mit der Herausgabe der Urkunden Philipps von Schwaben und Ottos IV. beauftragt worden war. Herkenrath ergänzte diese Sammlung weiter, trat jedoch 1998 offiziell von der Bearbeitung der Diplome Philipps von Schwaben und Ottos IV. zurück.

In den letzten Jahrzehnten haben Person und Urkundenwesen Philipps von Schwaben in der Forschung wieder verstärkt Interesse gefunden. Bernd Schütte konnte mit seiner Monographie über Itinerar, Urkundenvergabe und Hof Philipps von Schwaben wesentliche Vorarbeiten für die chronologische Reihung der Urkunden, personengeschichtliche Zuordnungen in der persönlichen Umgebung des Königs sowie zum Empfängerkreis der Urkunden vorlegen. Peter Csendes zeichnete in einer modernen Ansprüchen genügenden Biographie das Lebensbild Philipps. Eine Zusammenführung der neuesten Forschungsfelder erfolgte mit dem 2010 von Andrea Rzihacek und Renate Spreitzer herausgegebenen Tagungsband zu Philipp von Schwaben (vgl. Auswahlbibliographie).