Die Bedeutung des Stephansdoms als Wiener und als österreichisches Identifikationssymbol war seit jeher groß. Das erkennt man auch an der beeindruckenden Dichte an inschriftlichen Denkmälern, die im Laufe der Jahrhunderte in seinem Inneren und an seinen Außenmauern angebracht wurden. Die rund 300 original erhaltenen Inschriften, sind aber nur mehr einen Bruchteil dessen, was ursprünglich einmal da gewesen sein muss. Seit dem späten 16. Jahrhundert wurden aber umfangreiche Sammlungen von Inschriftentexten angelegt. Diese lassen das Material auf knapp über 1.000 Denkmäler anschwellen. Damit gehört der Stephansdom zu den reichsten Inschriften-Einzelstandorten im ganzen deutschsprachigen Raum. Ein so umfangreicher und komplexer Bestand muss auf zwei Editions-Teilbände aufgeteilt werden. Der erste, „Die Inschriften der Dom- und Metropolitankirche St. Stephan I (bis 1520)“, gesammelt und bearbeitet von Renate Kohn, wird in absehbarer Zeit erscheinen.

Die inschriftlichen Denkmäler von St. Stephan dienen hauptsachlich dem Totengedenken. Ihre Gestaltung reicht von einfachen, schmucklosen Grabplatten über Epitaphien mit kunstvollen bildlichen Darstellungen bis zum prunkvollen, reichgeschmückten Hochgrab Kaiser Friedrichs III. Stifter dieser Denkmäler waren neben dem üblichen Kreis – dem an der Kirche selbst tätigen Klerus und den Mitgliedern der Pfarrgemeinde – auch Angehörige der Universität, des Beamtenadels und des Hauses Habsburg sowie viele Fremde, die oft ohne näheren Bezug zur Stadt an ihrem Sterbeort Wien beigesetzt wurden. Die Liste all dieser Namen liest sich wie ein „who is who“ der Geschichte (nicht nur) der Stadt Wien.