Bildmedien der europäischen Rechtsgeschichte


Ein Projekt der Karl-Franzens-Universität Graz und dem Institut für Mittelalterforschung

Die digitalen Arbeitsoberflächen machen es möglich, dass Kunsthistoriker und historische Hilfswissenschaftler erstmals gemeinsam eine Quellengattung bearbeiten können, deren Erforschung keine der beiden Disziplinen alleine leisten könnte.

Die Kunstgeschichte profitiert von Kunstwerken, die bisher meist unbeachtet oder unverstanden geblieben sind und die in den meisten Fällen lokalisiert und datiert sind.

Urkunden sind Rechtsdokumente und nur ein Bruchteil der illuminierten Stücke benötigt die graphischen oder malerischen Elemente für ihre Rechtswirksamkeit. Bei allen anderen dient der Dekor einem Zweck, den die Projektmitarbeiter erforschen wollen: Oft steht die Selbstdarstellung des Ausstellers oder der Empfänger im Zentrum, vielfach dienen die Urkunden auch als Identifikationsobjekte für Gruppen, sowohl nach innen als auch als Repräsentationsstücke nach außen.

Der „Sitz im Leben“, den die illuminierten Urkunden für die beteiligten mittelalterlichen Menschen hatte, lässt sich bei dieser multimedialen Quellengattung auch heute noch gut erkennen und ermöglicht viele neue und neuartige Forschungsperspektiven.

Der zeitliche Rahmen erstreckt sich vom 9. Jahrhundert bis ins frühe 16. Jahrhundert (neuzeitliche Beispiele müssen derzeit noch ausgeklammert bleiben). Geographisch betrachtet können alle Regionen Europas spannende Urkunden beisteuern.

Dieser verbindende Charakter – oft sind Hochzeits- und Friedensverträge besonders prunkvoll ausgestattet – soll auch bei der Forschungsorganisation spürbar werden. Schon im Vorfeld wurden viele Kooperationen mit unseren europäischen Partnern auf den Weg gebracht.

Die Forschungen werden am Institut für Mittelalterforschung der Österreichischen Akademie der Wissenschaften an den Abteilungen für Schrift- und Buchwesen sowie Editionsunternehmen und Quellenforschung und dem Zentrum für Informationsmodellierung der Karl-Franzens-Universität Graz durchgeführt.

Die Ergebnisse stehen unter http://monasterium.net/mom/IlluminierteUrkunden/collection online.

Das Teilprojekt "Digital Humanities" leitet Georg Vogeler, das Teilprojekt "Diplomatik" Andreas Zajic, jenes zur "Kunstgeschichte" Martin Roland. Mitarbeiterinnen sind – neben vielen Externen –  Martina Bürgermeister, Markus Gneiß und Gabriele Bartz, die ein eigenes Projekt zum französischen Material leitet: Macht und Diplomatie. Die illuminierte Urkunde in Frankreich 1120–ca. 1420.