Projektdaten


Projekt-beschreibung

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Im siebzehnten Jahrhundert führten radikale Methoden der Christenverfolgung in Japan zur Entstehung des sogenannten tera-uke Systems (wtl. System der Tempel-Zertifikate), das durch die Zwangsmitgliedschaft in buddhistischen Tempelgemeinden gekennzeichnet war. In manchen Landesteilen wurden diese Tempel allerdings zeitweise durch Shintō-Schreine ersetzt. Diese Maßnahme der religiösen Kontrolle ist u.a. als shintō-uke (Zertifikation durch Shintō-Schreine) bekannt. Shintō-uke wurde von Mitte der 1660er Jahre bis in die späten 1680er Jahre in mindestens drei bedeutenden Daimyaten – Mito, Aizu und Okayama – systematisch angewandt. Im Zuge dessen kam es zur institutionellen Trennung von Tempeln und Schreinen sowie zu anti-buddhistischen Ausschreitungen, wie wir sie auch vom Beginn der Meiji-Zeit kennen. Allerdings untersagte die Shōgunats-Regierung schließlich das shintō-uke und akzeptierte fortan nur noch von Tempeln ausgestellte Zertifikate der Rechtgläubigkeit.

Das bislang in der westlichen Japanologie kaum bekannte Phänomen shintō-uke steht in diesem Projekt erstmals im Mittelpunkt einer wissenschaftlichen Untersuchung. Auf Basis von Vorarbeiten in der Region Okayama wurden drei Faktoren als besonders relevant für die Entstehung von shintō-uke identifiziert:

  1. ein anti-buddhistischer Diskurs neo-konfuzianischer Prägung;
  2. der Zugewinn von Reichtum und Macht buddhistischer Tempel im Zuge ihrer administrativen und ideologischen Kontrollfunktionen; und
  3. der Konflikt mit „häretischen“ Gruppen des Buddhismus (in Okayama mit der Fujufuse-ha, einer Schule des Nichiren Buddhismus) bzw. die generelle Politisierung des Häresie-Konzepts.

Diesen drei Faktoren gilt nicht nur bei der Untersuchung von Okayama, sondern auch von Mito und — in eingeschränktem Maße — von Aizu und anderen Regionen besondere Aufmerksamkeit. Insgesamt steht das Projekt im Zusammenhang mit der Frage, wie sich Shintō als eigenständige Religionsform etablierte. Während z.B. viele heutige Forscher die Meiji-Zeit als den Zeitpunkt ansehen, zu dem Shintō als unabhängige Religion entstand, weist das Projekt auf Präzedenzfälle hin, die mehr als 200 Jahre davor stattfanden.