Als "erkenntnistheoretisch-logische Tradition des Buddhismus" bezeichnet man eine Schulrichtung, die sich im Rahmen der buddhistischen Erlösungslehre mit der Entwicklung von Theorien über die Gewinnung und Absicherung von Wissen befasst und dabei auch Kriterien für Gültigkeit von Schlussfolgerungen und Beweisen festlegt. In den mehr als 800 Jahren ihrer Geschichte in Indien (ca. 500–1300 u.Z.) zählt diese Tradition große Denker zu ihren Vertretern und erarbeitet eine Reihe von einflussreichen philosophischen und logischen Theorien, in Dialog und Auseinandersetzung mit nicht-buddhistischen – brahmanischen und jinistischen – Strömungen des indischen Spätmittelalters.

Durch die Rezeption des Buddhismus in Ostasien (China, Japan) und Tibet findet die Tradition auch dort Fortsetzung. Tibetische Denker entwickeln im Rahmen der aus Indien übernommenen Theorie spezifische Methoden der Analyse und vor allem eine besondere Dialektik (Debattenlehre), die Teil der Bildungsstruktur der meisten philosophischen Schulen Tibets ist und einen der Schlüssel zum Verständnis der tibetischen Kulturgeschichte darstellt.

Viele Werke dieser Tradition galten in ihrer Originalsprache, dem Sanskrit, lange Zeit als verloren, darunter auch Hauptwerke der beiden Gründerfiguren Dignāga (ca. 480–540) und Dharmakīrti (Mitte 6.–Mitte 7. Jh.); sie waren nur in chinesischen und/oder tibetischen Übersetzungen zugänglich. Erst im letzten Viertel des 20. Jahrhunderts konnten in tibetischen Klöstern erhalten gebliebene Sanskrithandschriften identifiziert werden, darunter auch solche von bis dato gänzlich unbekannten Werken und Denkern. Im Rahmen des Institutsschwerpunktes "Sanskrittexte aus Tibet" werden auf Basis eines Kooperationsvertrages mit dem China Tibetology Research Center (CTRC) ausgewählte Texte bearbeitet. Diese ermöglichen Fortschritte in der Kartierung einer Schlüsselperiode der indischen Philosophiegeschichte, die gleichzeitig eine Blütezeit buddhistischer Gelehrsamkeit darstellt.

Autoren und Werke


Die folgende Liste gibt einen Überblick über die wesentlichen Arbeiten des Instituts zur erkenntnistheoretisch-logischen Tradition sowie zu damit in Beziehung stehenden Autoren und Werken.