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Ziel dieses Projekts ist es, eine vollständig dokumentierte kritische Ausgabe mit einer englischen Übersetzung des Abschnitts der Nyāyamañjarī (Kapitel 6, Teil 2) zu erstellen, in dem die Theorien zur Satzbedeutung aus Sicht der Nyāya- und Mīmāṃsā-Traditionen besprochen werden.

Die Nyāyamañjarī wurde in der zweiten Hälfte des neunten Jahrhunderts in Kaschmir von Bhaṭṭa Jayanta verfasst. Sie ist eine enzyklopädische Darstellung der Thesen betreffend Ontologie, Erkenntnis- und Sprachtheorie, die in der klassischen Periode der indischen Philosophie entwickelt wurden. Aufgrund der Genauigkeit, mit der die rivalisierenden Theorien in der Nyāyamañjarī präsentiert werden, wird sie oft von Historikern der indischen Philosophie verwendet, um sich mit den Lehren der klassischen Nyāya-Tradition und anderen philosophischen Traditionen vertraut zu machen. Darüber hinaus wurde das Werk zu einem wichtigen Orientierungspunkt bei der Rekonstruktion der Geschichte der indischen Philosophie, da es anhand interner und externer Indizien annäherungsweise datiert werden konnte. Somit ist die Nyāyamañjarī ein ausgesprochen wichtiges Werk für die Forschung im Bereich der Ideengeschichte und der relativen Chronologie verwandter Werke und deren Autoren. Trotz seiner Bedeutung wurde die Nyāyamañjarī nur teilweise ins Englische übersetzt und bezüglich der Geschichte seiner Überlieferung ist nur wenig bekannt.

Die neue kritische Ausgabe wird sich auf eine umfassende Auswertung aller bekannten Quellen, auf eine detaillierte Beschreibung der Handschriften, auf eine genealogische Untersuchung der Textüberlieferung und auf eine umfangreiche Darstellung der indirekten Überlieferung stützen. Somit wird die neue Ausgabe unsere Kenntnisse über die Nyāyamañjarī deutlich verbessern. Die kritische Ausgabe wird durch eine englische Übersetzung ergänzt, um dem Leser die redaktionellen Entscheidungen bei der Rekonstruktion des Sanskrit-Textes transparent zu machen. Die englische Übersetzung dieses Abschnitts umfasst einerseits den Text der Nyāyamañjarī, andererseits den Granthibhanga-Kommentar – der einzige erhaltene Kommentar zur Nyāyamañjarī. Die Übersetzung wird durch ein detailliertes Glossar der Fachbegriffe ergänzt, das auf Jayantas Definitionen der Begriffe und deren Anwendung in der Nyāyamañjarī basiert. Die Struktur des Sanskrittexts und der englischen Übersetzung wird sich an der Struktur der Argumente und Gegenargumente orientieren, da die Identifikation der Ansichten der verschiedenen Traditionen, die in die Debatte involviert waren – Nyāya, Mīmāṃsā und Vyākaraṇa –, eine notwendige Voraussetzung für das Verständnis des Textes darstellt. Die Ergebnisse dieses Projekts werden für Philologen, Historiker des Sanskrits und der Sprachwissenschaft, Historiker der indischen Philosophie (insbesondere der Sprachphilosophie), Nyāya-, Mīmāṃsā- und Vyākaraṇa-Forscher von Bedeutung sein. Die kritische Ausgabe und die englische Übersetzung schaffen eine solide Grundlage für weitere Forschungen zum philosophischen Inhalt dieses Abschnitts, insbesondere für Forschungen im Bereich des semantischen Atomismus und Holismus. Somit werden von diesem Projekt vor allem philosophische und sprachtheoretische Diskurse profitieren, die mit historisch, geografisch und sprachlich fernen Ideen im Zusammenhang stehen.

 

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