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Der Prajñāpradīpa (PPr) des indischen Mönchs Bhāviveka (ca. 490/500−570) ist eines von mehreren Kommentarwerken zu Nāgārjunas (ca. 150−250) Mūlamadhyamakakārikā (MMK). Der Urtext in Sanskrit ist heute nicht mehr erhalten, es existieren jedoch eine tibetische und eine chinesische Übersetzung: Die tibetische wurde unter dem Namen Śes rab sgron ma Anfang des neunten Jahrhunderts von Klu’i rgyal mtshan und Jñānagarbha angefertigt, während die chinesische, das Bān ruò dēng lùn shì 般若灯論釈, vom indischen Mönch Prabhākaramitra (565−633) stammt und zwischen 630 und 632 angefertigt wurde.
Seit der japanische Buddhologe Tsukinowa Kenryū in den Jahren 1929–1931 entdeckte, dass zwischen diesen Übersetzungen gravierende Unterschiede bestehen, und meinte, dass der tibetischen der Vorzug zu geben sei, wird der PPr vorwiegend auf der Grundlage der tibetischen Version untersucht. 2006 wies allerdings Prof. Leonard W. J. van der Kuijp (Harvard) auf die Notwendigkeit hin, den Wert der chinesischen Version zu überprüfen, während Helmut Krasser (IKGA) auf Fragen aufmerksam machte, die sich hinsichtlich der Entstehung der Sankrit-Version stellen, wenn man die jeweiligen Exkurse der beiden Versionen vergleicht. Daher schien eine genauere Untersuchung der chinesischen Version angezeigt.
Unter Berücksichtigung des genannten Forschungsstandes und der zur Verfügung stehenden Quellen in Sanskrit, Tibetisch und Chinesisch soll nun durch einen detailierten Vergleich konkret geklärt werden, worin die Gemeinsamkeiten und Unterschiede der beiden Übersetzungsversionen bestehen. So soll etwa untersucht werden, ob sich die Unterschiede durch differierende Sanskrit-Versionen erklären lassen oder auf unvollständige Manuskript-Kopien zurückzuführen sind. Daraus sollen letztlich Rückschlüsse auf den Entstehungsprozess des Originals gezogen werden.
Zunächst werden jene elf Abschnitte, in denen Krasser bereits Exkurse festgestellt hat, herausgegriffen und hinsichtlich ihrer Unterschiede und deren Ursachen analysiert. Zugleich wird eine Textedition erstellt, anhand derer sich Abweichungen und Gemeinsamkeiten der beiden Versionen leicht feststellen lassen. Schließlich wird auch eine Übersetzung ins Englische erstellt, die Nicht-Sinologen Zugang zur chinesischen Version des Ppr ermöglichen soll. Angesichts des gewaltigen Umfangs des Ppr werden zunächst nur jene Kapitel, die Exkurse enthalten, in Angriff genommen, letztlich werden jedoch Versionsvergleiche des gesamten Textes angestrebt.