Das Projekt versucht die verschiedenen Typologien von buddhistischen Institutionen näher zu beleuchten und mögliche gemeinsame Charakteristika unter den als »Bedeutend« überlieferten Klöstern aus dem Tarimbecken des 1. Jahrtausends unserer Zeitrechnung zu finden. Hauptaugenmerk liegt auf den Oasen des Tarimbeckens, die in diesem Zeitraum eine zentrale Rolle bei der Verbreitung des Buddhismus in Zentralasien spielten. In der Geschichte des Buddhismus spielt der klösterliche Betrieb eine vielfältige Rolle. Die Klöster waren und sind bis heute nicht nur Wohnstätten für Mönche und Nonnen, sondern auch Zentren der Bildung und Bewahrung von Wissen und der buddhistische Lehren; sie sind Plätze der Interaktion zwischen der religiösen Gemeinschaft und den Laien-Anhängern sowie Bollwerke der staatlichen Ordnung – verbunden und nutzbringend koexistent mit politischen Einrichtungen. Über die Jahrhunderte entwickelten sich Klöster, welche in den buddhistischen Glaubenstexten und historischen Berichten eine Rolle spielten, zu bedeutenden Pilgerstätten für die Glaubens­gemeinschaft. Ihr Ruf inspirierte die Gründung buddhistischer Institutionen in vielen Teilen Asiens.

Methodologisch basiert die Arbeit des Projekts auf einer fächerübergreifenden Studie und Kontextualisierung vorhandener archäologischer, kunsthistorischer sowie historisch-literarischer Quellen. In indischen Quelltexten gibt es für die Beschreibung klösterlicher Wohnstätten viele Bezeichnungen. Neben saṃghārāma, vihāra, lena und guhā finden sich für einige auch mahāvihāra und mahāsaṃghārāma, übertragen »Bedeutendes Kloster« und »Bedeutendes Konvent«. Vergleichbares findet sich in chinesischen Quellen, wo Begriffe wie dasi, da(seng)jialan oder dajingshe den indischen entsprechen. Während die chinesischen Begriffe eindeutig von dem indischen mahāvihāra inspiriert wurden, ist die tatsächliche Beeinflussung dieser Lokaltradition durch indische Konzepte bisher unerforscht.

Das Projekt wird die relevanten archäologischen, künstlerischen und literarischen Quellen systematisch analysieren, zueinander in Beziehung setzten und auf Basis neuer Materialfunde in einen umfassenden Kontext bringen. Exemplarisch untersucht werden sollen hier drei der historischen Oasen des Tarimgebietes – Khotan, Kucha und Turfan – die neben ihrer bedeutenden Rolle als Zentren des Buddhismus auch enge Beziehungen zu China pflegten und für das gegenwärtige Forschungsvorhaben daher auch aufgrund ihre zahlreichen Erwähnung und Beschreibung in den unterschiedlichsten chinesischen Originalquellen prädestiniert sind. Die resultierende Studie soll einerseits das Wissen über Wirken und Einflussnahme bedeutender buddhistischer Klöster im östlichen Zentralasien vertiefen und andererseits das Verständnis um die in Erscheinung tretenden Dynamiken der Ausbreitung des Buddhismus mithilfe der religiösen Institutionen verbessern.

Projektdaten