Ziel dieses Projekts ist die Untersuchung des Jātisamuddeśa-Abschnitts aus Bhartṛharis Vākyapadīya (5. Jh. u. Z.) samt Kommentar von Helārāja (10. Jh. u. Z.). Das in 2000 Versen verfasste und in drei Hauptkapitel gegliederte Vākyapadīya ist eines der einflussreichsten Werke des vormodernen Indien zur Thematik der Sprache. Es analysiert die Bedeutung der Sprache in der menschlichen Interaktion mit der Welt in unterschiedlichsten Aspekten, von einfachen grammatischen bis hin zu streng philosophischen Fragen. Der Jātisamuddeśa, einer von insgesamt vierzehn Unterabschnitten des dritten Kapitels des Vākyapadīya, widmet sich hauptsächlich der Frage, ob die Bedeutungseinheiten der Sprache Universalien ausdrücken.

Der Schwerpunkt des Projekts liegt auf der Erstellung einer neuen kritischen Edition des ersten Teils des Jātisamuddeśa gemeinsam mit Helārājas Kommentar. Dafür werden erstmals alle bekannten Manuskripte des Jātisamuddeśa, die auch Helārājas Kommentar enthalten (insgesamt einundzwanzig),  berücksichtigt, was den Text der bisherigen Editionen beider Werke erheblich verbessern und eine sichere Grundlage für zukünftige Forschungen bieten wird. Dies gilt insbesondere für den Kommentar, dessen bisherigen Editionen erhebliche Mängel aufweisen. Das Ziel ist, sich durch die Rekonstruktion des Textes beider Werke mithilfe der stemmatischen Methode der Fassung, die Helārāja im 10. Jahrhundert vorgelegen ist, so weit wie möglich anzunähern.

Darüber hinaus soll eine annotierte Übersetzung des ersten Teils des Jātisamuddeśa und des Kommentars dazu erstellt werden. Diese Verse des Jātisamuddeśa wurden zwar schon früher übersetzt, doch mangelt es den bisherigen Übersetzungen an einer kritischen Auseinandersetzung mit und einer breiteren Kontextualisierung von Helārājas Kommentar, was im vorliegenden Projekt geschehen soll.

Obwohl sich der Jātisamuddeśa vor allem mit der semantischen Frage beschäftigt, ob Spracheinheiten Universalien ausdrücken, werden im Rahmen der Diskussion dieser Thematik häufig auch andere philosophische Fragestellungen angesprochen. Das Projekt wird drei dieser philosophischen Probleme näher untersuchen, um Bhartṛharis und Helārājas Ideen im Kontext der indischen Philosophiegeschichte zu verstehen. Die erste dieser Fragen ist, ob es möglich ist, Universalien von Universalien zu denken. Die zweite bezieht sich auf die Existenz Gottes als der Garant dafür, dass zwischen Wort und Bedeutung eine feste Beziehung besteht. Die dritte und letzte Frage dreht sich um die Art und Weise, in der Bhartṛhari und Helarāja versuchen, die Idee, dass Spracheinheiten Universalien ausdrücken, mit dem semantischen Aspekt vedischer Anweisungen in Einklang zu bringen.

 

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