Kulturgeschichte der Natur im mittelalterlichen Europa (4. - 9. Jahrhundert)


Die Bedeutungen, die aus christlicher Sicht der natürlichen Umwelt gegeben wurden, beruhten auf komplexen kulturellen Konstruktionen, in denen biblische Muster, monastische Askese, die Lehre der Kirchenväter, die Ausdeutung symbolischer Räume, poetische Idealisierung und apokalyptische Dämonisierung der Natur und vieles andere eine Rolle spielen. In den Klöstern, die Zentren der Schriftlichkeit waren, lässt sich manches an ihrem Umgang mit Natur rekonstruieren. Gerade die verstärkte Bedeutungsproduktion in der Auseinandersetzung mit der Umwelt bereitete ihre wirksamere Aneignung vor.

Das war die Ausgangsthese des Projektes, die in einer Untersuchung monastischer und anderer Quellen überprüft werden sollte. Dabei wurde die Interaktion verschiedener Quellengattungen, die spezifische Terminologie, die verschiedenen Arten des „Sehens“, der soziale Raum „Natur“, aber auch die Art und Weise, wie der Mensch als Subjekt/Objekt der Natur verstanden wurde, untersucht.

Bisherige Ansätze beschäftigten sich vor allem mit der Geschichte der Nutzungsaspekte (Geschichte der grundherrschaftlichen Organisation, des Waldes, des Wassers, des Ackerbaus etc.) oder mit theologischen Überlegungen der Kirchenväter (das „Buch der Natur“, „natura lapsa“ etc.). Eher literaturwissenschaftliche Ansätze hatten die Auflistung von Topoi zum Ergebnis. In der Verbindung von Ansätzen der mediävistischen Quellenforschung, postmoderner Textkritik, von Fragestellungen der Cultural Studies und der Umweltgeschichte liegt der Zugang des vorliegenden Projektes.

Forschungsauftrag im Rahmen des Forschungsschwerpunkts Cultural Studies/Kulturwissenschaften der Abteilung Gesellschaftswissenschaften des BMWV

Laufzeit: 01.10.1998 - 1.12.2000