Bei diesem Projekt geht es darum, die Verhältnisse zwischen Imperien und anderen überregionalen politischen Strukturen einerseits, und kleineren Gemeinschaften (z.B. ethnischen Gruppen, religiösen Gemeinschaften, oder Peripherien) andererseits, besser zu verstehen. Die Hauptfragen wären, wie diese verschiedenen Gemeinschaftstypen in übergreifende imperiale Strukturen eingebettet wurden, und unter welchen Umständen die Dialektik zwischen Imperium und Gemeinschaft einen Zusammenbruch in einer oder beiden Strukturen verursachen könnte. Darüber hinaus wird die Frage gestellt, wie religiöse Diskurse und Bräuche die imperialen Ansprüche verstärkten, aber auch zerrütteten konnten, und wie Identitäten dabei (re)konstruiert wurden.

Das Projekt richtet sich auf die Periode zwischen etwa dem 5. und 11. Jahrhundert, einer Zeit, in der die Imperien um das Mittelmeer herum und in Europa einen besonderen Umbruch erlebten. Das Weströmische Reich erodierte langsam, während die Region um Byzanz eine fast überraschende Widerstandsfähigkeit zeigte ("the empire that would not die"). Die islamische Expansion führte zu einer Folge von Kalifaten, während im Westen die Franken versuchten, an die Tradition des ehemaligen Römischen Reiches zu bringen – wobei ihre Versuche nicht immer erfolgreich waren. Diese Periode ist also sehr gut geeignet, die Dynamik zwischen Imperien und kleineren Gemeinschaften in einem komparativen Rahmen zu erforschen.

  • Wie wurden Ägypter im Islamischen/Abbassidischen Reich integriert, oder die Aquitanier im Karolingischen Staat? Unter welchen Umständen akzeptierten Yemenis eine arabische Identität? Und auf welche Art und Weise wurde mit Juden im Fatimidischen Kalifat umgegangen?
  • Warum führte die Auflösung des Weströmischen Reiches zum Entstehen einer Reihe von nachrömischen Königreichen, die allesamt ethnisch definiert wurden, während aus dem Zerfall des Abbassidischen Kalifates eher dynastisch organisierte Staaten entstanden?
  • Wie schafften es die Byzantiner, ihr Imperium ins 7. Jahrhundert zu retten, und wie gestalteten die Franken ein "neues Rom" im 9. Jahrhundert?
  • Wie wurden Umzüge im frühmittelalterlichen Rom und Konstantinopel verwendet, um soziale Integration zu fördern und zu unterstützen, auf einer lokalen, regionalen und imperialen Ebene?

Diese und weitere Fragen werden diskutiert von einer internationalen komparativen Arbeitsgruppe, die im Rahmen vom SFB Visions of Community zwischen 2013 und 2017 an einer gemeinsamen Publikation gearbeitet hat.

Projektleiter:

Mitarbeiter:

  • Rutger Kramer

Publikation


  • Empires and Communities in the Post-Roman and Early Islamic World (forthcoming)

Der SFB ist affiliiert mit der Universität Wien und der Österreichischen Akademie der Wissenschaften

Für weitere Informationen besuchen Sie bitte die Projekt-Website.