Eine Analyse der Gebete zum Wochenbett in byzantinischen Gebetbüchern

(Herta Firnberg-Stelle T 884-G25, ab 01.01.2018)


Ziel des Projektes ist, das Potenzial der Gebete zum Wochenbett, die in byzantinischen Gebetbüchern (Euchologion, Pl. Euchologia) überliefert sind, in Hinblick auf Fragen zu Gender und Reinheit mithilfe von Diskursanalyse zu erschließen. Diese wenig erfassten Texte bieten neue Perspektiven für die Konstruktion der Gender-Identität in Byzanz, denn ihr Fokus ist auf einen Aspekt des Lebens der meisten byzantinischen Frauen gerichtet, der in anderen Quellen außer Betracht bleibt: Die vierzig Tage zwischen Geburt und Wiedereingliederung in die Kirche, in denen die Frau als unrein galt. Die Gebete sind normative Texte, das heißt, sie beschreiben nicht das Leben und die Erfahrungen „realer“ Byzantinerinnen. Sie konnten aber eine Wirkung gehabt haben, denn sie boten Identitäten, die die Rezipienten annehmen oder auf andere projizieren konnten. Das vorliegende Projekt beabsichtigt, die Gebete, die sich auf diese Zeit der Liminalität beziehen, zu untersuchen, um die Repräsentation der Frauen und die Konzeptualisierung von Gender und Reinheit im kirchlichen Diskurs zu erfassen.

Die Forschung wird sowohl auf edierten, als auch auf unedierten Gebeten basieren. Methoden und Begriffe aus der Soziolinguistik und den Sozialwissenschaften, insbesondere in Bezug auf Gender, Reinheit und Ritual, bieten den theoretischen Rahmen. Die Diskursanalyse wird das Sprachregister der Gebete in ihrem literarischen und sozialen Kontext, sowie den Wortlaut in Bezug auf Gender und Reinheit erfassen. Intertextuelle Beziehungen sowohl mit anderen Gebeten zu einschlägigen Themen (Reinheit, Frauen, Haushalt usw.), als auch mit ausgewählten weiteren Texten werden erforscht. Die Gebete zum Wochenbett werden in den Kontext byzantinistischer Forschung zu Gender, Familie und religiösem Leben gestellt.

Die Projektarbeit steht in engem Zusammenhang mit dem Euchologia-Projekt.

KooperationspartnerInnen


  • Ass.- Prof. Dr. Eva Synek, Universität Wien, Rechtswissenschaftliche Fakultät, Institut für Rechtsphilosophie
  • Univ.-Ass. Dr. Daniel Galadza, Universität Wien, Katholisch-Theologische Fakultät, Institut für Historische Theologie