Das Epigramm nimmt innerhalb der byzantinischen Literatur, anknüpfend an die antike Tradition, eine nicht unbedeutende Stellung ein. Zahlreiche Dichter haben prägnante Gedichte verschiedener Länge verfasst, meist für einen bestimmten Zweck. Epigramme geben Aufschluss über die literarischen Ambitionen der byzantinischen Dichter durch ihre Sprache, Metrik, rhetorische und poetische Form, und sind zudem wichtige Quellen für die religiöse und materielle Kultur der Byzantiner.

Während die handschriftlich als Teil des Oeuvres der Dichter überlieferten Epigramme relativ gut bezeugt sind, stellt sich die Lage hinsichtlich der „nichtliterarisch“ oder „inschriftlich“ bezeichneten Stücke wesentlich ungünstiger dar.

Das Projekt, das auf Vorarbeiten von Wolfram Hörandner beruht, wird seit 2005 systematisch ausgeführt. Es strebt die vollständige Erfassung der inschriftlich überlieferten byzantinischen Epigramme (600–1500 n. Chr.) an, d.h. all jener Verse, die auf dem Gegenstand, für den sie geschaffen wurden, erhalten sind.

Das gesammelte Material (aus Publikationen und in situ) wurde auf vier Bände aufgeteilt: A. Rhoby, Epigramme auf Fresken und Mosaiken (Wien 2009), A. Rhoby, Epigramme auf Ikonen und Objekten der Kleinkunst (Wien 2010), A. Rhoby, Epigramme auf Stein (Wien 2014), A. Rhoby (nach Vorarbeiten von R. Stefec), Epigramme in illuminierten Handschriften (Wien 2018).

Der vierte Band behandelt byzantinische Epigramme in illuminierten Handschriften, die dort quasi als Inschriften erscheinen, so als Rahmengedichte von Darstellungen, als Szenen begleitende Verse, als Figurengedichte usw. Diese Arbeit stellt auch einen Beitrag zur Aufarbeitung von Fragen zu Stifterwesen, Mäzenatentum und „self fashioning“ dar.

Die Bände sind nach folgendem Schema aufgebaut: Einleitung, Beschreibung des Objektes, kritische Edition des griechischen Textes, deutsche Übersetzung, inhaltlicher und sprachlich-philologischer Kommentar, bildliche Dokumentation. Begleitende Publikationen widmen sich vor allem den vielfältigen Fragen der Interaktion von Wort, Bild und Betrachter.

Das Endziel des Unternehmens ist eine Verbesserung der Kenntnis des byzantinischen Epigramms, d.h. seiner Inhalte, Formen und Funktionen sowie seiner soziokulturellen Bedeutung.

Inschriftliche Epigramme wurden aber auch in postbyzantinischer Zeit geschaffen, wobei die Tradition bis in das 19. Jahrhundert reicht. Ein Incipitarium / eine Checklist, die ein regelmäßiges Update erfährt, dokumentiert dies eindrucksvoll: doi.org/10.1553/Postbyzantinische_Epigramme

Starke Interaktion besteht mit dem Projekt „Epigraphik“.

PROGRAMM ZUM VORTRAGSABEND ANLÄSSLICH DES ABSCHLUSSES DES PROJEKTS AM 6. JUNI 2018

Bilder zum Vortragsabend am 6. Juni 2018 ((c) A. Rhoby, E. Schiffer)

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