Online-Händler und Postunternehmen träumen von einer Welt, in der Drohnen Waren aller Art liefern. Was bedeutet das für den Luftraum und die Umwelt? Wie sicher kann ein "luftiger" Zustellservice sein? Und wie können wir sicher sein, dass diese Drohnen nicht auch für illegale Aktivitäten eingesetzt werden? Dieses Projekt beleuchtete das Thema erstmals aus österreichischer Sicht.
War das Thema Drohnen vor Jahren noch vom Militär dominiert, ist es längst im zivilen Bereich und im Alltag angekommen. Hunderttausende Spielzeugdrohnen sind weltweit im Einsatz, und wir haben uns an atemberaubende Filmaufnahmen aus bisher ungeahnten Perspektiven gewöhnt. Immer öfter begegnen uns auch Überwachungsdrohnen, oder wir haben gesehen, wie sich ein Tourist mit einem "fliegenden Selfie-Stick" filmt. In vielen Bereichen werden Pilotversuche durchgeführt, um den Nutzen von Drohnen zu testen: etwa in der Landwirtschaft, im humanitären und medizinischen Bereich, bei der Überprüfung von Anlagen und nicht zuletzt in der Forschung. Schließlich lassen die großen Online-Händler, einige Postunternehmen und zahlreiche Start-ups vor unserem geistigen Auge eine Welt entstehen, in der Lieferungen des täglichen Bedarfs durch die Lüfte erfolgen werden.
Die Vision eines drohnenbasierten Lieferverkehrs ist freilich nicht voraussetzungslos. Viele regulative und technische Hürden werden noch genommen werden müssen, um sie Wirklichkeit werden zu lassen. Aufgrund der großen Eingriffstiefe dieser Technologieentwicklung - immerhin sich der uns umgebende Luftraum, der bislang nur von Vögeln und gelegentlichen Hubschraubern benutzt wird, gravierend ändern - stellen sich eine Reihe von typischen Fragen der Technikfolgenabschätzung (TA): Sind Unfälle vorprogrammiert? Gibt es Umweltrisiken? Kann die Technologie für kriminelle oder terroristische Zwecke missbraucht werden? Besteht ein gesellschaftliches Konfliktpotenzial angesichts unterschiedlicher Interessen? Reicht die aktuelle Regulierung aus oder müssen neue Regeln geschaffen werden?
Noch ist die Technologie autonom fliegender Drohnen nicht ausgereift. Es lassen sich aber bereits erste Antworten auf die oben genannten Fragen finden, die einiges an Konfliktpotential in sich bergen:
Das Missbrauchspotenzial fliegender, mit Kameras und Sensoren ausgestatteter Flugobjekte ist groß. Die Lärmbelästigung, insbesondere im urbanen Bereich, wäre beträchtlich. Auch der Schutz der Privatsphäre müsste sichergestellt, das Luftverkehrsrecht erst noch angepasst werden. Wildtiere, insbesondere Vögel würden durch Drohnen innerhalb ihres Lebensbereichs gestört werden. Aus TA-Sicht steht somit fest, dass aufgrund der vielen offenen Fragen und der Konfliktträchtigkeit dringend eine umfassende, auf Österreich fokussierende TA-Studie, am besten mit partizipativen Elementen, durchgeführt werden sollte. Erst dann sollte entschieden werden, ob Drohnen flächendeckend auch für Waren des täglichen Bedarfs oder nur für Spezialaufträge, z.B. Medikamente, zum Einsatz kommen sollen.
Der Wettlauf hat bereits begonnen. Lieferfirmen testen den Einsatz von Paketdrohnen für die Lieferung von Waren aller Art. Ob sie bereits im Anflug sind und worauf unbedingt zu achten ist, hat sich Michael Nentwich vom Institut für Technikfolgen-Abschätzung der ÖAW genau angesehen.
Filmausschnitte aus dem Pilot-Projekt „Heidi“ zur Verfügung gestellt von der Österreichischen Post AG.
-> Große Online-Händler, Postunternehmen und zahlreiche Startups weltweit entwickeln und testen die Lieferung von Paketen mittels Drohnen.
-> Obwohl die Technologie noch nicht ausgereift ist, ist es machbar. In den meisten Ländern erlaubt das Gesetz allerdings keine autonom fliegenden Drohnen; spezifische Luftverkehrsregeln müssten noch erarbeitet werden.
-> Ein Himmel voller Drohnen hätten eine Reihe von Folgen für Umwelt und Sicherheit, sowie gesellschaftliche und ethische Auswirkungen. Daher besteht öffentlicher Diskussionsbedarf über Umsetzung und Regulierung.
-> Worldwide, large online retailers, postal operators and numerous start-ups are developing and testing drone-operated parcel deliveries.
-> Despite technology not having been fully developed, feasibility has been demonstrated. However, in most countries, the law does not yet allow autonomous drones; specific air traffic rules would have to be developed.
-> Omnipresent drone flights would have a series of environmental, safety, ethical, and societal implications that stipulate a need for public debate before implementation and regulation.
Die Vision eines drohnenbasierten Lieferverkehrs ist nicht voraussetzungslos. Viele regulative und technische Hürden werden noch genommen werden müssen, um sie Wirklichkeit werden zu lassen. Aufgrund der großen Eingriffstiefe dieser Technologieentwicklung – immerhin würde sich der uns umgebende Luftraum, der bislang nur von Vögeln und gelegentlichen Hubschraubern benutzt wird, gravierend ändern – stellen sich freilich eine Reihe von typischen Fragen der Technikfolgenabschätzung (TA): Bestehen Sicherheitsbedenken? Gibt es Umweltrisiken? Kann die Technologie für kriminelle oder terroristische Zwecke missbraucht werden? Besteht ein gesellschaftliches Konfliktpotenzial angesichts unterschiedlicher Interessen? Reicht die aktuelle Regulierung aus oder müssen neue Regeln geschaffen werden?
-> Drones are unmanned flying objects, which are operated remotely within visual contact (class 1) or without visual contact (class 2).
-> The field of application is very diverse and ranges from individual, commercial up to military use.
-> Drones have been operating in Austria for several years, especially for sporting events and disaster drills.
-> Since 1.1.2014, civilian use of drones in Austria has been generally regulated by law. Detailed regulations are yet to be drafted.
-> The possible ubiquitous private and commercial use poses a challenge for society, but also for legislators, especially the protection of privacy and environmental aspects.
-> Drohnen sind unbemannte flugfähige Geräte, die durch einen Betreiber am Boden mit Sichtkontakt (Flugmodelle, und Drohnen der Klasse 1) oder ohne Sichtkontakt (Drohnen der Klasse 2) agieren können.
-> Ihre Einsatzgebiete sind sehr vielfältig und reichen vom individuellen, gewerblichen Einsatz bis zur militärischen Nutzung.
-> In Österreich sind Drohnen bereits seit einigen Jahren in Verwendung, etwa bei Sportveranstaltungen oder Katastrophenschutzübungen.
-> Seit dem 1.1.2014 ist der zivile Einsatz von Drohnen in Österreich nun auch grundsätzlich gesetzlich geregelt, detaillierte Regelungen sind in Ausarbeitung.
-> Der mögliche allgegenwärtige private und kommerzielle Einsatz stellt die Gesellschaft, aber auch Gesetzgeber vor weitreichende Herausforderungen: insbesondere den Schutz der Privatsphäre und Umweltaspekte.
10/2017 - 03/2018