Unser Energiesystem befindet sich im Wandel. Die Abkehr von Kohle und Öl und der Ausbau von Solar-, Wind- und Wasserkraft haben weitreichende wirtschaftliche und gesellschaftliche Auswirkungen. Wie können wir die damit verbundene „Welle“ an technischer Innovation vergleichend erfassen und sowohl lokale als auch systemisch relevante Folgen und potenzielle Risiken rechtzeitig abschätzen?
In diesem Projekt geht es um die Entwicklung eines neuen Forschungsansatzes zur vergleichenden und systematischen Abschätzung von Innovationsfolgen. Damit sollen beabsichtigte und unbeabsichtigte Effekte von Energieinnovationen umfassend analysiert werden, um den gesellschaftlichen Beitrag von Innovationen zur Dekarbonisierung des Energiesystems zu erhöhen.
In den kommenden zwanzig Jahren wird es weniger um die Verbesserung einzelner Technologien gehen, sondern um die Gestaltung und den Aufbau neuer Infrastrukturen, Institutionen und Lebensweisen. In der Wissenschaft spricht man in diesem Zusammenhang von Transition, weil der Übergang von einem Zustand hin zu einem anderen Zustand im Mittelpunkt der Betrachtung steht. Die Energiewende ist dafür ein wichtiges Beispiel. Wenn wir tatsächlich bis um Jahr 2050 die Energieversorgung in Europa weitgehend auf erneuerbare Quellen umstellen wollen, benötigen wir weitreichende Veränderungen bei der Energiebereitstellung ebenso wie beim Konsum.
Die Anforderungen an die technische Entwicklung nehmen damit deutlich zu: Technik muss nicht nur reibungslos funktionieren und möglichst wenig negative Folgen und Risiken aufweisen, sie muss in Zukunft auch einen relevanten Beitrag zum weitgehenden Umbau des Energiesystems leisten. Ob und in welchem Ausmaß dies tatsächlich gelingt, soll mit dem in diesem Projekt entwickelten Forschungsansatz untersucht werden.
Das Projekt besteht aus drei Teilen: Zunächst wird auf der Grundlage des vorhandenen Wissens ein theoretisches Konzept entwickelt. Dabei wird die Idee im Mittelpunkt stehen, dass sehr viele Folgen von Technik erst im Zusammenhang mit konkreten Nutzungsformen entstehen. Technische Innovationen werden daher als eine Kombination von Technik und Nutzungsweise beschreiben.
Zweitens werden im Projekt neue Forschungsmethoden und Regeln für deren Anwendung entwickelt. Und drittens wird der neue Forschungsansatz an einem praktischen Beispiel getestet. Konkret wird es dabei um Innovationen gehen, welche die dezentrale Erzeugung, Speicherung und Verwendung von erneuerbaren Energien ermöglichen.