04.08.2022

Digital Futures – spannende Erkenntnisse auf der europäischen TA-Konferenz

Von 25. bis 27. Juli traf sich die internationale TA-Gemeinschaft in Karlsruhe, um den digitalen Wandel und seine Herausforderungen für Politik, Gesellschaft, Wirtschaft, Umwelt und Forschung zu diskutieren. Das ITA war mit der Keynote von Doris Allhutter zum Thema „Diskriminierung durch Algorithmen“ und weiteren Vorträge vertreten, Gastgeber war das ITAS, unserer deutschen Partnerorganisation.

Titus Udrea (ITA-ÖAW) beantwortet Fragen zu seinem Vortrag über den Stand der Technikfolgenabschätzung in Zentral- und Osteuropa. (Foto: ITAS)

„Es war ein wunderbar organisierter, spannender Event, der die Möglichkeit bot, über die europäische TA-Perspektive hinaus zu blicken“, freut sich ITA-Forscher Titus Udrea, der im Rahmen der Veranstaltung ein vom ITA mitentwickeltes Tool für KI-Startups vorstellte. „Bei Startups geht es meist um Produktion und Gewinn, wenn KI mit ins Spiel kommt, müssen aber auch ethische Aspekte mit einbezogen werden. Ein Selbstbewertungsinstrument soll Unternehmen helfen, wesentliche Fragen zu beantworten und unbekannte Risiken rechtzeitig anzugehen", erklärt er.

Eröffnung durch Star-Autorin Payal Arora

Den Auftakt zum dreitägigen Event machte Payal Arora, Autorin des Buchs „The Next Billion Users“ (Harvard Press), mit einer Keynote zu Inklusivem Design: „Mich interessiert, welches Verständnis von Privatheit und Identität junge Menschen haben, die mit KI aufgewachsen sind. Ich sehe meine Aufgabe darin zu erforschen, welche Bedürfnisse und Anforderungen Menschen an Technologien haben“, meint sie im Interview mit der TATuP.

Die beiden weiteren Keynotes hielten Jeanette Hoffmann (Freie Universität Berlin), die den Demokratie-Begriff aus der Sicht von selbstlernenden Maschinen analysierte, und ITA-Forscherin Doris Allhutter. Allhutter stellte in ihrem Vortrag die Problematik der Diskriminierung vor, wenn ganze Gesellschaftsschichten, wie zum Beispiel nicht Erwerbstätige oder einkommensschwache Menschen, durch Algorithmen in Kategorien eingeteilt werden.

Menschen und Maschinen

Technikforscherin Mahshid Sotoudeh vom ITA betont die Wichtigkeit von Transdisziplinarität, um den Umgang mit Digitalisierung zu regulieren: „Wir müssen gesellschaftliche Herausforderungen über die Disziplinen hinaus betrachten. Nehmen wir zum Beispiel das Thema Distance Learning: Da geht es nicht nur um technische Innovationen, sondern auch um soziale Aspekte des Lernens als eine Kernfunktion in der Gesellschaft und um Kriterien zur fairen Bewertung von Leistung.“

Vom ITA mit dabei waren außerdem noch Steffen Bettin mit einem Vortrag zu den Nebenwirkungen und Risiken der Energiewende und Stefan Strauß mit einem Vortrag zu Deep Automation Bias und Critical AI Literacy. „AI bringt neue Formen von Automatisierung. Diese neue Automatisierung zu verstehen und ihre Risiken für unsere Zukunft zu bewältigen erfordert mehr Problembewusstsein. Kritische AI-Kompetenzen sind daher unerlässlich“, so Strauß.