Text: Silvia Dallinger

Der Allgemeine Deutsche Katholikentag vom 7.–12. September 1933 war eine groß anlegte, aufwändig inszenierte Massenveranstaltung, auf der mit dem öffentlich bekundeten Schulterschluss von Kirche und Staat die bald einsetzende ‚austrofaschistische‘ Diktatur von der Kirche abgesegnet werden sollte. Der Wiener Katholikentag stellte somit einen Höhepunkt der Politischen Katholizismus in Österreich dar.

Am 11. September 1933 verkündete der österreichische Bundeskanzler Engelbert Dollfuß in seiner Rede am Wiener Trabrennplatz das Ziel, einen „sozialen, christlichen, deutschen Staat Österreich auf ständischer Grundlage, unter starker autoritärer Führung“ (Reichspost 12.09.1933: 3) zu errichten. Diesen künftigen Staat präsentierte er als Teil der ‚göttlichen Sendung und Mission‘ Österreichs und bezog sich dabei auf das helden- und vorbildhafte Wirken des Kapuzinermönchs Marco d’Aviano im Kampf gegen die Türken 1683 (siehe Aviano-Dollfuß-Kult).

Die Veranstalter des Katholikentages bedienten sich dreier geschichtlicher Ereignisse bzw. Jubiläen, um diese für aktuelle politische Zwecke zu nutzen: neben dem 250-jährigen Jubiläum der Befreiung Wiens 1683 feierte der Wiener Stephansdom sein 500-jähriges Bestehen. Zudem waren 80 Jahre seit dem letzten Treffen der Vertreter aller „deutschen Stämme“ in Wien, dem Deutschen Katholikentag vom 20. bis 22. September 1853, vergangen (vgl. Ein heiliges Jahr der Deutschen 1933: 2).