Text: Silvia Dallinger
Die Veranstaltung vom 2. Juni 1935 am Kahlenberg und die anschließende Prozession dienten als Vorfeier (Präludiumfeier) für die Enthüllung des Marco d’Aviano-Denkmals am 9. Juni 1935 vor der Kapuzinerkirche in Wien.
Die Prozession mit dem angeblichen Originalkreuz Marco d’Avianos folgte zu Wasser und zu Lande der damaligen Marschroute des Entsatzheeres.
Marco d’Avianos Kreuz wird nach Wien gebracht
Das angebliche Originalkreuz, mit dem der Kapuzinermönch Marco d’Aviano das Entsatzheer 1683 zum Sieg geführt haben soll, stand im Mittelpunkt der Präludiumfeier. Das Kreuz wurde eigens für die Marco d’Aviano-Feier von seinem Aufbewahrungsort, dem Dom in Cattaro (Kotor in Montenegro), nach Wien gebracht. Vom 3. bis zum 15. Juni wurde es in der Kapuzinerkirche, am Grab Marco d’Avianos, zur öffentlichen Verehrung ausgestellt. Im Rahmen der Präludiumfeier am 2. Juni wurde es am Feldaltar neben der Kahlenberger St. Josefskirche gezeigt. Organisiert wurde die Feier vom General der Infanterie und päpstlichen Kämmerer Otto Wiesinger .
Prozession zu Wasser und zu Land
Prozession zu Wasser und zu Land
Zu Beginn der Veranstaltung wurden Bundespräsident Wilhelm Miklas, die Vertreter der Bundesregierung sowie des diplomatischen Korps mit der Bundeshymne empfangen. Die anschließende Messe am Kahlenberg wurde vom Kapuzinerpater Josef Anton aus Altötting zelebriert, der ein Wegbereiter für den Seligsprechungsprozess Marco d’Avianos war. Der Brucknerchor sang dazu die Deutsche Messe von Schubert.
Nach der kirchlichen Feier wurde das angebliche Originalkreuz Marco d’Avianos den Gläubigen in der Sobieski-Kapelle „zum Kusse gereicht“. Die offizielle Ansprache wurde vom Staatssekretär für Unterricht, Dr. Pernter, gehalten:
Das Kreuz von Aviano sei nun schon zum 3. Mal in Wien. ‚Wenn wir aus der Vergangenheit in die Gegenwart schauen, dann fühlen wir es deutlich, daß dieser feierliche Auftakt zur Einholung des heiligen Kreuzes auf den Höhen des Kahlenberges ein feierliches Bekenntnis sein soll, ein Bekenntnis des neuen Österreich zum Zeichen des Kreuzes, dem wir folgen wollen im Geiste des großen Mannes und treuen Freundes Österreichs.‘ Mit dem Gedenken an Aviano sei aber auch eine Ehrung des verstorbenen Bundeskanzlers Dollfuß verbunden, der ‚nach langen Jahren des Vergessens‘ die Bedeutung Avianos wieder erkannt habe. (Wiener Zeitung 03.06.1935: 3)
Es folgte eine Kreuzprozession vom Kahlenberg nach Nußdorf. Dann wurde das Kreuz auf dem Prozessionsschiff aufgestellt, das um 12 Uhr nach Klosterneuburg und Korneuburg aufbrach. Die Bürgermeister hielten dabei Ansprachen; Dechant und Pfarrer erteilten den Segen.
Um 18:00 Uhr kehrte das Schiff nach Wien zurück und legte bei der Urania an, wo der Bruckner-Chor die Markus-Hymne sang. Auf dem Aspernplatz kam es daraufhin zu einer Ehrenbezeugung durch die Ehrenkompagnie des Infanterieregiments Nr. 5. Die Kreuzprozession wurde anschließend über den Franz-Josefs-Kai und die Rotenturmstraße bis zum Stephansdom fortgesetzt. Dort angekommen, stand eine Predigt von Professor Dr. Ludwig auf dem Programm. Der feierliche Segen wurde von Weihbischof Dr. Kamprath erteilt.
Mit der abendlichen Uraufführung des Stücks „Fata Morgana. Die Tragödie des Führers“ von Vinzenz Oskar Ludwig in memoriam Marco d’Aviano ging die Präludiumfeier im großen Saal der Wiener Urania zu Ende. Das Drama wurde in den Festwochen daraufhin täglich zur Aufführung gebracht (vgl. Ludwig 1935: 124).
Wer nahm an der Präludiumfeier teil?
Wer nahm an der Präludiumfeier teil?
- Bundespräsident Wilhelm Miklas und Gemahlin
- Staatssekretär Dr. Hans Pernter in Vertretung der Bundesregierung
- Uditore Mfgr. Seritano in Vertretung des Nuntius Erzbischofs Sibilia
- Johanna Hartenau
- Bundeskanzler a. D. Präsident Dr. Ender
- Landesstatthalter Dr. Barsch
- Staatssekretär General Zehner
- in Vertretung des Bürgermeisters Senatsrat Jiresch
- ‚Marco-d’Aviano-Denkmalkomitee‘, vertreten durch General Otto Wiesinger, Generalmajor Alexander Hübner-Marton und Kommerzialrat Josef Wild
- Jan Gawronski, polnischer Gesandter
- Generäle Brantner und Luschinsky
- Stadtkommandant GM. Haselmayr mit Oberst Meixner
- Bundeskulturrat Hochschulprofessor Dr. Zeßner-Spitzenberg
- Vertretung des Kapuzinerordens, allen voran Provinzial P. Fetzel, mit Mitgliedern aus Polen, Ungarn, der Schweiz, Italien und Holland
- Bildhauer Hans Mauer
- Abordnungen der freiwilligen Wehrverbände, der Feuerwehr u.v.m.
Literatur
Literatur
Ludwig, Vinzenz Oskar (1935): Markus von Aviano. Der Retter Europas. Kleine Historische Monographien, Nr. 49. Wien.
Reichspost (03.06.1935): Wien feiert Marco d‘Aviano, 3, 23.09.2009.
Wiener Zeitung (03.06.1935): Die große Marco-d’Aviano-Feier, 3–4, 23.09.2009.