Text: Silvia Dallinger
Als sozialdemokratische Gegenveranstaltung zur offiziellen ‚Türkenbefreiungsfeier‘ fanden am 14. Mai 1933 die ‚republikanischen Freiheitsfeiern‘ statt. Diese blieben durch das geltende Aufmarschverbot allerdings auf vormittägliche Festkonzerte in den Höfen von 51 Wiener Gemeindebauten beschränkt.
„Feste der republikanischen Freiheit“
„Feste der republikanischen Freiheit“
In der Presse wurden die Feiern der SozialdemokratInnen folgendermaßen kommentiert:
Heute demonstrieren die Hahnenschwänzler in Schönbrunn für den Faschismus. Das republikanische Volk von Wien wird zur selben Stunde in den Volkswohnbauten der Gemeinde Feste der republikanischen Freiheit begehen. (Das Kleine Blatt 14.05.1933: 2)
Aber auch den Sozialdemokraten waren die Türken das Feindbild par excellence. Wie sonst wären Bezeichnungen wie ‚die faschistischen Janitscharen des Kapitalismus‘ zu erklären. Sätze wie ‚Diese Janitscharenarmeen stürmen heute gegen die Arbeiterschaft an‘ lassen kaum historische Kenntnisse erahnen, im Gegenteil, sie bedienen sich des gleichen Feindklischees wie ihre politischen Gegner. (Ackerl 1984: 24)
Die NationalsozialistInnen machten sich lustig über die „Platzkonzerte“ der SozialdemokratInnen:
Die Roten kuschten zum Heimwehraufmarsch. Die Roten beten alle Tage, daß der liebe Gott Starhemberg recht stark machen möge gegen die bösen Nazi, von denen sie einzig etwas zu fürchten haben, während alle anderen ihre guten Freunde sind. Daher gaben sie an einem Tag, der sehr bedeutsam für die innen- wie außenpolitische Lage in Österreich war, Platzkonzerte. (Die Braune Woche 20.05.1933: 2)
Literatur
Literatur
Ackerl, Isabella (1984): Die Türkenbefreiungsfeiern des Jahres 1933. Historische Jubiläen als politische Propagandavehikel. In: Geschichte und Gegenwart, Vierteljahreshefte für Zeitgeschichte, Gesellschaftsanalyse und politische Bildung, 3. Jg. Wien, 18–26.
Die Braune Woche (20.05.1933): Unerwünschte Gäste!, 1–3.
Das Kleine Blatt (14.05.1933): Wir kämpfen für die Freiheit, 2, 21.09.2020.
Das Kleine Blatt (17.05.1933): Die Freiheitsfeier im Südtirolerhof, 6, 21.09.2020.