Zielsetzung und Fragestellungen


Innovation wird häufig als Quelle von ökonomischem Wachstum und Wohlstand in hochentwickelten Ländern betrachtet: Ohne Innovation scheint es kaum möglich, wettbewerbsfähig zu sein. In der Wirtschaftsgeographie ist diese Idee – erweitert um eine explizite räumliche Ebene – ebenfalls schon lange etabliert, wie die Konzepte der Cluster, Innovativen Milieus oder Regionaler Innovationssysteme zeigen.

Dieser Literatur liegt die implizite Annahme zu Grunde, dass Innovation nur in Städten oder Regionen mit hoher Konzentration an einschlägigen Unternehmen und Institutionen stattfindet. Neuere Erkenntnisse deuten jedoch darauf hin, dass sich Innovationen nicht verallgemeinern lassen und unterschiedliche Formen sowohl in ländlichen als auch urbanen Regionen vorkommen.

Aufbauend auf neueren theoretischen und empirischen Ergebnissen geht die Dissertation der Frage nach, wie Unternehmen ihren Innovationsprozess in unterschiedlichen räumlichen Kontexten organisieren. Dazu zählt die Frage, wie externes Wissen in den Innovationsprozess integriert wird, welche Rolle die räumliche Nähe zu Kooperationspartnern heute noch spielt und welche Vor- und Nachteile der jeweilige Standort bietet.

Methodisch kommen neben einer quantitativen Analyse der Ausgangslage in urbanen und peripheren Regionen auch qualitativen Methoden zum Einsatz, um den Innovationsprozess in unterschiedlichen räumlichen Kontexten im Detail zu analysieren. Damit soll eine möglichst ganzheitliche Beantwortung der Fragestellung möglich werden.

Ergebnisse


Die Dissertation wird kumulativ abgefasst. Die Fachartikel, aus denen die Dissertation besteht, werden im Laufe des Projekts hier angeführt und kurz beschrieben. Zusätzlich ist ein Forschungsbericht erschienen, der die wichtigsten Ergebnisse auf Deutsch zusammenfasst und der hier zur Verfügung steht:

 

Eder, Jakob (2019): Innovation in the Periphery: A Critical Survey and Research Agenda. In: International Regional Science Review, 42(2), pp. 119-146.

  • Dieser Review-Artikel gibt einen Überblick über den aktuellen Forschungsstand zu Innovationsaktivitäten in peripheren Regionen und stellt damit eine wichtige Grundlage für das Dissertationsprojekt, aber auch für weitere Forschung zur Thematik dar. Besprochen werden die Vorrausstezungen für Innovation, Innovationsprozesse und deren Ergebenisse in peripheren Regionen. Weiters wird die Frage diskutiert, ob periphere Regionen zwingend innovativ sein sollten und was unter einer "peripheren Region" eigentlich verstanden wird. Die Ergebnisse zeigen, dass sich dieses Forschungsfeld in den letzten Jahren sehr dynamisch entwickelt hat, aber Präzisierungen und theoretische Entwicklungen notwendig sind. Abschließend wird ein zukünftiges Forschungsprogramm vorgeschlagen.

 

Eder, Jakob (2019): Peripheralization and knowledge bases in Austria: towards a new regional typology. In: European Planning Studies, 27(1), pp. 42-67.

  • Oft werden Kategorien wie "alte Industrieregionen" oder "abgelegene, landwirtschaftlich geprägte Regionen" verwendet, um periphere Gebiete zu kategorisieren. Diese Kategorien sind sehr breit und haben nicht zuletzt dazu geführt, dass Peripherien häufig als sehr ähnlich betrachtet werden – und dass sie auf vielen Ebenen benachteiligt sind. Der Artikel stellt dies in Frage und kombiniert den Peripherisierungsdiskurs mit dem Konzept der regionalen Wissensbasen. So stehen fünf Dimensionen zur Analyse zur Verfügung, mit denen es möglich wird, die Vielfältigkeit peripherer – aber auch zentraler – Regionen abzubilden. Dieser Ansatz wird auf die 95 Bezirke Österreichs für 2015 angewandt, wodurch sich ein detailliertes Bild über die Stärke- und Schwächefelder der einzelnen Regionen ergibt. Abschließend werden Handlungsempfehlungen und der weitere Forschungsbedarf skizziert.

 

Eder, Jakob und Michaela Trippl (2019): Innovation in the periphery: Compensation and exploitation strategies. In: Growth and Change, epub ahead of print, pp. 1-21.

  • Ländlich-periphere Regionen gelten hinsichtlich Innovation als benachteiligt. Folglich liegt der Literatur zum Thema eine defizitäre Sichtweise zugrunde, das heißt, sie konzentriert sich darauf, welche Nachteile Unternehmen kompensieren müssen, um trotz ihres Standorts innovativ zu sein. Der Artikel geht darüber hinaus und entwirft ein Framework, das zwar einerseits diese Nachteile anerkennt, andererseits aber auch eine optimistischere Sichtweise auf ländlich-periphere Regionen inkludiert. Die befragten Unternehmen in der Peripherie sehen nämlich durchaus auch Vorteile, etwa den Schutz vor unerwünschtem Wissensabfluss durch Mitarbeiterabwerbung und eine in der Regel große Unterstützung durch die Politik.

 

Pressespiegel


 

ISR-Projektteam


Laufzeit


2016 bis 2020

Finanzierung


Institut für Stadt- und Regionalforschung/ÖAW