Problemstellung

Junge Erwachsene sind im Laufe ihres Lebens aus Gründen der Bildung oder Berufstätigkeit zunehmend mobiler geworden. Die Pandemie hat internationale Mobilität jedoch in hohem Maße beeinflusst. Durch die Verbreitung von COVID-19 wurde Migration über nationale und teilweise sogar regionale Grenzen zumindest vorübergehend gestoppt. Expert*innen gehen davon aus, dass es Jahre dauern wird, bis die reguläre grenzüberschreitende Mobilität wieder auf das Vorkrisenniveau zurückkehrt. Forscher*innen argumentieren, dass zukünftige Mobilitätsmuster von den langfristigen Auswirkungen der jüngsten Mobilitätsbeschränkungen und den psychologischen Auswirkungen der ‚Lock-Downs‘ beeinflusst sein werden.

Zielsetzung und Forschungsfragen

Die Pandemie wird Auswirkungen auf zukünftige Mobilitätsaspirationen junger Erwachsener haben, die es zu verstehen gilt: Sind junge Menschen auch in Zukunft bereit für Job, Karriere und Bildung ins Ausland zu gehen oder werden derartige Pläne verworfen? Oder trägt die Pandemie zu einem intensivierten Wunsch bei (international) mobil zu werden? Inwiefern sehen internationale Studierende durch die Pandemie eine veränderte Perspektive über Verbleib oder Rückkehr? Und welche Mobilitätsaspirationen haben Studierende aus den Bundesländern nach Abschluss ihres Studiums: wird durch die Pandemie der Wunsch zur Rückkehr in die Nähe der Familie verstärkt? Immobilitätsentscheidungen stehen in enger Verbindung mit Standortentscheidungen, welche durch die Pandemie neu bewertet und reflektiert werden. Zudem hat die Digitalisierung zu einer veränderten Wahrnehmung von Raumüberwindungsbedarf und Präsenz im Job und in der Ausbildung geführt. Die Forschung möchte daher in Erfahrung bringen welche Implikationen die COVID-19 Pandemie auf Im/mobilitätsaspirationen junger Akademiker*innen hat.

Im Forschungsprojekt stehen Mobilitätsabsichten junger Menschen und die folgenden Forschungsfragen im Blickpunkt:

  • Inwiefern wurden internationale Bildungs- und Karriereabsichten verhindert, verschoben oder verändert?

  • Inwiefern werden Alternativen zu internationalen Weiterbildungen und Jobs durch digitale Möglichkeiten kompensiert?

  • Inwiefern gibt es Wünsche nach einem Verbleib am bisherigen Wohnort oder den Wunsch nach einer Wohnsitzveränderung nach der Pandemie?

Die Forschung möchte junge Absolvent*innen und Studierende am Ende ihrer Bildungskarriere nach veränderten oder verworfenen Mobilitätsabsichten befragen und damit herausfinden inwiefern Mobilitätsaspirationen junger Akademiker*innen durch die Pandemie geprägt wurden. Die Forschung bezieht sich dabei auf Studierende und Absolvent*innen der Wiener Universitäten und nimmt zukünftige Entscheidungen über den Verbleib in oder das Verlassen der Stadt Wien in den Fokus.

Die vorgeschlagene Forschung stützt sich auf den theoretischen Rahmen der ‚Immobilitätsforschung‘, welcher in den letzten Jahren zunehmend Aufmerksamkeit in der Bevölkerungsgeographie erfahren hat (Gruber 2021). Dieser basiert auf der Feststellung, dass nicht nur Mobilität, sondern auch das Bleiben, einem Entscheidungsprozess unterliegt. Der Forschungsansatz unterstreicht, dass räumliche Standortentscheidungen im Spannungsfeld zwischen Mobilität und Immobilität geschehen. Immobilitäten bewegen sich dabei – ebenso wie Mobilitäten – im Spannungsfeld zwischen freiwilligen und unfreiwilligen Entscheidungen, beeinflusst durch rechtliche Rahmenbedingungen, verfügbare Ressourcen und individuelle Aspirationen.

Methodik

  • In einer Online-Befragung werden  Im/mobilitätsaspirationen junger Akademiker*innen und Studierender, sowie potenziell veränderte Lebensentwürfe durch COVID-19 und die Perspektive über den Verbleib in der Stadt und mögliche Hindernisfaktoren (z.B. finanzielle oder soziale Ressourcen) in Erfahrung gebracht.

  • Anschließend werden qualitative Interviews mit Studierenden und jungen Akedemiker*innen über veränderte Motive, (internationale) Karriere- oder Bildungswege, sowie potenzielle Folgewirkungen der Pandemie auf die zukünftigen Karriereentwicklungen thematisiert, sowie zukünftige Bleibe- oder Mobilitätsabsichten und Immobilitätsabsichten gebildeter junger Menschen am Standort Wien.

Im Mittelpunkt der Studie stehen Studierende, die ihr Studium oder bereits einen Großteil davon in Wien absolviert haben und am Ende Ihrer Bildungskarrieren und am Anfang ihrer beruflichen Karrieren stehen (Masterstudierende, Doktoratsstudierende und Absolvent*innen).

Projektteam


Dr. Elisabeth Gruber

Fördergeber


Stadt Wien, MA7

Projektlaufzeit


Oktober 2021 bis Mai 2022