Problemstellung


Städtische Blauräume wurden in den letzten Jahren zunehmend als wichtige Infrastrukturen erachtet. Darunter verstehen wir sowohl Gewässer wie Flüsse und Seen in urbanen Räumen, als auch Wasserinstallationen, wie Trinkbrunnen, Wasserspielplätze und Cool-Spots. Diese unterschiedlichen urbanen Blauräume stellen verschiedene regulierende, unterstützende, bereitstellende und kulturelle Ökosystemdienstleistungen zur Verfügung, welche sich positiv auf die menschliche Gesundheit, das Wohlbefinden sowie die städtische Lebensqualität auswirken. Als kulturelle Ökosystemdienstleistungen werden nicht-materielle Leistungen der Natur für Menschen verstanden, beispielsweise die Ermöglichung von Aktivitäten, die der Erholung oder der sozialen Interaktion dienen. Über diese Ökosystemdienstleistungen können urbane Blauräume zu physischer und mentaler Gesundheit sowie zur Identität und dem räumlichen Sinn einer Gemeinschaft beitragen.

Trotz der zahlreichen Vorteile, die urbane Blauräume bieten, bleibt ihr Potential in der Städteplanung und -entwicklung oft unterschätzt und nicht ausreichend genutzt. Es besteht zunehmender Bedarf die Rolle, die Blauräume in komplexen städtischen Systemen spielen, besser zu verstehen und gleichzeitig Strategien zu entwickeln, um sie in die Stadtplanung und -gestaltung auf einer lokalen Planungsebene miteinzubeziehen. Dafür ist ein transdisziplinärer Ansatz vonnöten, welcher Expertise und Wissen von multiplen Blickwinkeln sammelt, darunter einerseits wissenschaftliche Akteur:innen und solche aus der Planungspraxis, als auch Bürger:innen als Expert:innen ihrer tagtäglichen Umwelten.

Zielsetzung und Forschungsfragen


Das Projekt BLUEMAP kartiert und analysiert Bürger:innenwissen zur Erreichbarkeit, Verfügbarkeit und Qualität von urbanen Blauräumen und kleineren Wasserinfrastrukturen in Wien. Die zwei wesentlichen Ziele von BLUEMAP sind erstens, einen empirischen Beitrag zu dem internationalen Diskurs über die Rolle urbaner Blauräume als Infrastrukturen für die Planung von gesunden, lebenswerten und resilienten Städten zu leisten, und zweitens, lokales Wissen über urbane Blauräume zusammenzutragen sowie Praktiken der Bürger:innenbeteiligung im Planungsprozess zu stärken. BLUEMAP nähert sich den beiden Forschungszielen mittels digitaler, partizipativer Kartierungswerkzeuge.

Durch die Entwicklung eines zweistufigen empirischen Verfahrens werden Gebiete in Wien identifizieren, welche eine geringe wahrgenommene Verfügbarkeit von Blauräumen und Wasserelementen haben. Dabei werden die Perspektiven von Bürger:innen zur Qualität und dem Entwicklungspotential dieser Nachbarschaften als quantitative, geographische Informationen gesammelt und dadurch folgende Forschungsfrage beantwortet:

  1. Wie kann ortsbasiertes Bürger:innenwissen über die Verfügbarkeit und Qualität von urbanen Blauräumen zur Entwicklung von naturbasierten Lösungen in städtischen Räumen beitragen?

    Weiters werden folgende Forschungsfragen beantwortet, um Wissen auf lokaler Ebene beizutragen:

  2. Welche Wiener Nachbarschaften haben die geringste wahrgenommene Verfügbarkeit von Blauräumen und Wasserelementen? Wie kann die Verfügbarkeit von blauer Infrastruktur in diesen Gebieten, basierend auf den Sichtweisen lokaler Bürger:innen, verbessert werden?

  3. Welche Wiener Blauräume bieten Nutzen für das gesamte Stadtgebiet? Wie können diese Räume, basierend auf den Sichtweisen lokaler Bürger:innen, verbessert oder geschützt werden?

Methodik


Methodisch kombiniert BLUEMAP quantitative, räumliche Analysen mit Public Participation GIS (PPGIS) in sowohl der Erhebung primärer Daten als auch der Analyse von Sekundärdaten eines vorhergehenden Forschungsprojektes CURB – The COVID-19-pandemic as disruptive force for urbanization. PPGIS Methoden sind Teil eines wachsenden Feldes partizipativer Planungs- und Forschungsmethoden, welche zur Erfassung und Untersuchung diverse Mensch-Umwelt-Interaktionen eingesetzt werden. Diese Methoden wurden entwickelt, um räumliches Wissen von explizit nicht-fachkundigen Teilnehmer:innen zu erfassen. Der digitale Charakter von PPGIS Methoden, der im Gegensatz zu konventionellen, partizipativen Kartierungsmethoden steht, ermöglicht eine weiträumige Teilnahme von Bürger:innen. Weiters können die produzierten Daten gemeinsam mit anderen geographischen Informationen, wie beispielsweise Landnutzungsdaten, georeferenzierten Zensusdaten sowie Planungsdokumenten, analysiert werden.

Erwartete Ergebnisse


  1. Beiträge zur internationalen Literatur mit empirischen Erkenntnissen über die Rolle der städtischen blauen Infrastruktur bei der Planung gesunder, lebenswerter und widerstandsfähiger Städte.

  2. Lokales, ortsbezogenes Wissen über die wahrgenommene Qualität von blauen Räumen und Elementen in Wien.

  3. Die Einführung digitaler, partizipativer Kartierungsmethoden in die Wiener Bürger:innenbeteiligungspraxis.

Laufzeit


1.03.2024 - 28.02.2025

Finanzierung


Das Projekt ist finanziert durch den Jubiläumsfond der Stadt Wien für die ÖAW.