Neukaledonien, eine Inselgruppe im Südpazifik, befindet sich in einem Prozess der Entkolonialisierung. Das französische Überseegebiet ist ethnisch und sozio-ökonomisch durch die Auswirkungen des Kolonialismus von starken Ungleichheiten geprägt. Erst mit dem Vertrag von Nouméa 1998 wurden die Ungerechtigkeiten der Kolonialzeit (Vertreibungen, Gewaltübergriffe, etc.) und die Kultur der indigenen Kanak-Bevölkerungen offiziell anerkannt. Seit der Entdeckung von Nickelerzen 1864 ist der Bergbau eine Art Motor für die wirtschaftliche Entwicklung des Landes. Doch mit dem Koniambo-Bergbauprojekt sind die indigenen Kanak nun stärker in den Nickelsektor involviert, da die von der Kanak-Unabhängigkeitsbewegung regierte Nordprovinz Mehrheitsanteilseignerin im Projekt ist.

Unser transdisziplinäres Forschungsprojekt, das indigene Clan-VertreterInnen, LehrerInnen, UmweltaktivistInnen, PolitikerInnen und Bergbauangestellte sowie ForscherInnen aus Australien, der Schweiz, England und Österreich umfasst, möchte die Beziehungen zwischen indigenen Communities und Bergbauunternehmen beleuchten. Wir hinterfragen, welche Rolle Schulbildung und Formen gesellschaftlicher Bildung sowie traditionelles ökologisches Wissen beim lokalen und regionalen Aufbau von Wissenskapazitäten im Bereich des Ressourcenabbaus spielen. Wie können Bevölkerungsgruppen unterschiedlichen Alters und Geschlechts besser informiert werden, um sich fundierte Meinungen über die Bergbauaktivitäten bilden zu können? Wie können indigene Communities stärker an Entscheidungsprozessen beteiligt und ungleiche Machtverhältnisse verändert werden?

Ein in der Wissenschaft völlig neuer Ansatz ist, die Verbindung von schulischer und außerschulischer Bildung und indigenem Wissen in Bezug auf den Abbau mineralischer Ressourcen zu erforschen. Konflikte durch unterschiedliche lokale indigene Interessen und jene von multinationalen Konzernen sind ein globales Phänomen. HEUREKA wird international relevante Erkenntnisse hervorbringen, da wir den Fall Neukaledonien mit weltweiten Beispielen von Bergbauprojekten vergleichen und durch internationale Workshops eine länderübergreifende Dialogbasis zwischen den Stakeholdern im Bergbau aufbauen. Auf lokaler Ebene wird HEUREKA Materialien wie Curricula-Vorschläge, Ausstellungen, Unterrichtsfilme etc. entwickeln, welche die fast oder teilweise völlig fehlende Dimension des indigenen Wissens im Schulunterricht stärken sollen. 

Um Ideen und Erwartungen der gesellschaftlichen und wissenschaftlichen Stakeholder im Projekt HEUREKA zusammenzubringen, werden Clan-Vertreter aus den Dörfern Baco und Touaourou sowie VertreterInnen von der Naturschutzorganisation Environord mit allen neukaledonischen PartnerInnen Videos von Stellungnahmen zur Projektentwicklung drehen. Die ForscherInnen stehen in ständigem Austausch mit den PartnerInnen vor Ort, um Videos und den HEUREKA-Vollantrag zu diskutieren. Ein klassischer Workshop der Stakeholder konnte aufgrund der aktuellen COVID-19-Situation nicht stattfinden.

Projektleitung


Dr. Gertrude Saxinger

Projektpartner


Prof. Dr. Matthias Kowasch Pädagogische Hochschule Steiermark

Projektdauer


28.10.2020 bis 31.12.2020

Fördergeber


Dieses Projekt wird durch Mittel des FWF finanziert. Projektnummer CMW 29-G