Spur.wien – Sichtweisen auf Plätze urbaner Religionsvielfalt. Ein Wiener Oral-History Projekt.

Projektbeschreibung


Wien hat als Metropole zwischen Ost- und Westeuropa und ehemalige Hauptstadt eines Vielvölkerstaates nicht nur eine lange Tradition der Religionsvielfalt, sondern ist auch in seiner jüngeren Geschichte von religiösen Diversifizierungs-
prozessen geprägt. Diese Prozesse verändern den Stadtraum, wobei unterschiedliche Interessen aufeinanderprallen: Einerseits ist im Kontext fortschreitender Säkularisierung die Präsenz von Religionen im öffentlichen Raum zunehmend
umstritten. Andererseits suchen neu hinzukommende oder aufgrund von Migration wachsende Gemeinschaften ihren Platz in der Stadt, während ehemals dominante Gemeinschaften unter Rechtfertigungsdruck für die von ihnen besetzen Räume stehen.

spur.wien ist ein Oral History Projekt, das städtische Religionsgeschichte als erzählte Zeitgeschichte dokumentiert, aufarbeitet und die Forschungsergebnisse mittels interaktiver, digitaler Ortserkundungen einer breiten Öffentlichkeit zugänglich macht. Dabei werden unterschiedliche religiös besetzte Plätze, Orte und Gebäude in der Stadt zu Ausgangspunkten für Erkundungen zu Fragen von urbaner Religionsvielfalt, sich verändernder religiöser Landschaften und zum Miteinander von religiösen und säkularen Gruppen und Individuen in der Stadt.

spur.wien fragt, wie sich unterschiedlich religiös besetzte Orte in der Stadt entwickeln. Dabei nutzt das Projekt die Sichtweisen von Akteur*innen die an diesen Prozessen beteiligt sind oder waren. Welche historischen Entwicklungen gehen diesen religiösen Besetzungen voraus, welche räumlichen Strategien werden in der fortlaufenden Gestaltung verfolgt und welche Reaktionen werden dadurch evoziert?

Zielsetzungen und Forschungsfragen


Das Projekt verfolgt drei Zielsetzungen, die auf unterschiedlichen Ebenen angesiedelt sind:

  1. Dokumentation und Aufbereitung von Perspektiven auf urbane Veränderungsprozesse im Hinblick auf stadträumliche Strategien von religiösen Akteur*innen.

    Stadträume sind von vielerlei Transformationen geprägt, etwa durch Projekte der Stadtentwicklung oder auch dem steten Wandel der Wohnbevölkerung. Überlagert werden diese stadtspezifischen Veränderungen durch gesamtgesellschaftliche Prozesse, etwa transnationale Migrationsbewegungen oder dem Bedeutungswandel von religiösen Institutionen. Die Verquickung dieser Prozesse zeigt sich unter anderem im öffentlichen Raum. Welche Religionen können Raum beanspruchen, mit welchen Konflikten ist dies Verbunden und wie versuchen alteingesessene Religionen ihren Platz im öffentlichen Raum zu verteidigen?
     

  2. Erstellung niederschwelliger, interaktiver digitalisierte Ortserkundungen zu den untersuchten Plätzen um die Ergebnisse von spur.wien einer interessierten Öffentlichkeit zu vermitteln.

    Diese Ortserkundungen sollen mit Hilfe der Serious Game Smartphone-Applikation Actionbound einer interessierten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden, welche auch in den Religions-, Geschichte-, oder Geographieunterricht eingebaut werden können. Hierfür wird es eine digitale Anleitung für Lehrende geben, die den Einsatz im Unterricht erleichtern soll.
     

  3. Entwicklung eines in der Debatte um Oral History verankerten Zugangs zu Religionsgeschichte als Zeitgeschichte und wichtiger Aspekt von Stadtgeschichte.

    Der Oral History-Ansatz erlaubt es gesamtgesellschaftliche Konfliktlinien und Debatten anhand von konkreten Beispielen exemplarisch nachzuzeichnen. Im Rahmen dieses Projektes soll dadurch ein besseres Verständnis für das Verhältnis von städtischer Öffentlichkeit und religiösen Gemeinschaften erlangt werden.

ISR-Projektteam


Dr. Christoph Novak

Laufzeit


Oktober 2022 - September 2023

Finanzierung


Dieses Projekt wird durch Mittel der Stadt Wien (MA 7) finanziert.