20.03.2024

DAGA 2024 - Eine Reihe ISF-Forscherinnen und Forscher nehmen heuer wieder teil

Alljährlich versammeln sich zur DAGA, der größten Akustiktagung im deutschsprachigen Raum, Fachleute, welche die verschiedensten Bereiche der Akustik erforschen.

ISF-Forscherinnen und Forscher, die an der DAGA 2024 teilnehmen ©ISF/ÖAW

Die 50. Jahrestagung für Akustik namens DAGA 2024, organisiert von der Deutschen Gesellschaft für Akustik (DEGA) und einer jährlich wechselnden Tagungsleitung, findet heuer vom 18. bis 21. März in Hannover statt. Die DAGA ist die größte Veranstaltung dieser Art im deutschsprachigen Raum.

Dieses Jahr nehmen acht Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler des Instituts für Schallforschung (ISF) der Fachbereiche Hören, Numerik und Mathematik an der DAGA 2024 teil. Die Kolleginnen und Kollegen stellen aktuelle Ergebnisse aus ihren Fachbereichen vor. Auch dieses Jahr beteiligen sich Doktorandinnen und Doktoranden des ISF an dieser Veranstaltung und nutzen die Möglichkeit sich international zu vernetzen. Denn traditionell bietet die DAGA jungen Forscherinnen und Forschern eine Plattform ihre Wissenschaft vorzustellen, sei es in Vorträgen oder in Postersitzungen.

Einblick in die Vorträge unserer Kolleginnen und Kollegen an der DAGA 2024

Fachbereich Hören

Bernhard Laback, Leiter des Fachbereichs Hören, präsentiert eine Studie, in der untersucht wurde, wie die gehörte Position einer Schallquelle durch die Position einer unmittelbar zuvor präsentierten Schallquelle beeinflusst wird. Während das Auftreten solcher Kontext-Effekte bei der lateralen (links-rechts) Lokalisation bereits bekannt ist, ist der zugrunde liegende Mechanismus und die genaue Ausprägung des Phänomens weitgehend unerforscht. Die Ergebnisse des mit zehn normalhörenden Versuchspersonen durchgeführten Hörexperiments zeigen eine systematische Erhöhung des wahrgenommenen räumlichen Kontrasts an der Position der zuvor gehörten Schallquelle. Unser Gehör scheint also die räumliche Auflösung dynamisch an den Kontext anzupassen.

Robert Baumgartner, Wissenschaftler, organisiert zusammen mit Bernhard Laback eine Strukturierte Sitzung über die Anpassungsfähigkeit von Richtungshören mit insgesamt 7 Vorträgen. Er präsentiert darin selbst eine Studie, in der untersucht wurde, ob Menschen zwischen der richtungsunabhängigen Klangfarbe der Schallquelle und der später von der Ohrmuschel aufgeprägten Richtungsinformation unterscheiden können um die Quelle zu lokalisieren. Die gängige Annahme besagt, dass dies nicht möglich sei und sich folglich das Lokalisationsvermögen verschlechtert je stärker sich die beiden Aspekte ähneln. Die Studie zeigt jedoch, dass nur dann nicht unterschieden werden kann, wenn sich die Klangfarbe ständig ändert. Bleibt sie hingegen über längere Zeit konstant, lernen die Menschen diese Quelleigenschaft und verbessern somit ihr Lokalisationsvermögen. (Projekt Dynamates).

Roman Fleischmann, studentischer Mitarbeiter, hält einen Vortrag mit dem Titel “Neural signatures of Bayesian perceptual adaptation during auditory motion discrimination”. Es geht um die Frage wie Hörwahrnehmung trotz unsicherer Rahmenbedingungen wie sensorischem Rauschen möglichst präzise sein kann und wie der Mensch sich an diese Unsicherheiten, insbesondere eine sich ständig ändernde Umwelt, anpassen kann. Hierfür wurden unter anderem neurale Signaturen in Form von Aktionspotentialen untersucht. Die EEG-Studie wurde mit dem DEGA Student Grant ausgezeichnet und ist Teil des Dynamates Projekts.

Martin Lindenbeck, Doktorand, präsentiert in seinem Vortrag erste Pilotergebnisse des neuen SELECT-Projekts. In diesem geht es darum, Hörnervanregung durch Cochleaimplantate, welche durch Sequenzen von elektrischen Pulsen geschieht, noch effektiver zu gestalten. Es wird ein Modell entwickelt, welches auf Basis von Hörversuchen mit Cochleaimplantierten die Effizienz jedes einzelnen Pulses abschätzt und wenig effektive Pulse aus dem Anregungsmuster entfernt.

Katharina Pollack, Doktorandin, beschäftigt sich in ihrer Dissertation mit dem Zusammenhang der Außenohrform und Lokalisationsgenauigkeit beim Menschen. In ihrem Vortrag präsentiert sie die Ergebnisse eines Lokalisationsexperiments, das sie im Zuge ihres Gastforschungsaufenthalts am Imperial College in London durchgeführt hat.

Fachbereich Numerik

Christian Kasses, Wissenschaftler, präsentiert einen Vortrag zum Thema Lokalisierung bewegter harmonischer Quellen im Frequenzbereich mittels der inversen 2.5D-Helmholtz-Randelementmethode (Koautoren Wolfgang Kreuzer, Prateek Soni und Holger Waubke). Die gleichzeitige Verwendung vieler Mikrofone erlaubt die Lokalisierung von Schallquellen wobei bewegte Schallquellen eine besondere Herausforderung darstellen. Die sogenannte Strahlverfolgung (Beamforming) ist die Standardmethode in diesem Bereich, wenn freie Schallausbreitung vorliegt. In der vorliegenden Arbeit wird ein inverses Verfahren vorgestellt, welches auch bestimmte Arten vorhandener und akustisch relevanter Strukturen berücksichtigen kann.

Wolfgang Kreuzer, Wissenschaftler, spricht über den Burton-Miller Parameter im tiefen Frequenzbereich. Die Randelementemethode (BEM) ist eine häufig benutzte numerische Methode zur Lösung von akustischen Problemen im Aussenraum. Um die Robustheit dieser Methode zu erhöhen, wird sie oft mit der Burton Miller Methode gekoppelt, deren Effizienz vom s.g. Burton Miller Faktor abhängt. Im Vortrag werden verschiedene Ansätze diesen Faktor zu bestimmen besprochen und miteinander verglichen

Fachbereich Mathematik

Peter Balazs, Direktor des ISF, wird einen Vortrag halten über die Arbeit mit Daniel Haider und Partnern der Universität Wien und Uni Nantes. Er wird über Nachteile des maschinellen Lernens in akustischen Anwendungen berichten, und darüber sprechen warum es für tiefe Netzwerke so schwierig ist, Filterbänke zu lernen.