Projektteil 02 des Sonderforschungsbereichs Deutsch in Österreich. Variation - Kontakt - Perzeption  finanziert vom FWF (FWF6002) in Kooperation mit der Paris Lodron Universität Salzburg

Projektleitung: Stephan Elspaß (Paris Lodron Universität Salzburg), Eva Reinisch (Institut für Schallforschung der ÖAW)

Beginn des Projekts: 1. Jänner 2016

Projektbeschreibung:

Gegenstand des Projekts sind die Vielfalt und die Dynamik der verschiedenen Dialekte in Österreich. Auf der Grundlage einer neuen Erhebung sollen in den nächsten Jahren unterschiedliche Forschungsfragen beantwortet werden. Diese lauten etwa: Welche Unterschiede und Veränderungen (z.B. im Wege von Konvergenz-und Divergenzprozessen) lassen sich innerhalb der und zwischen den österreichischen Dialektlandschaften beobachten? Welche Unterschiede im Dialektwandel gibt es zwischen städtischen und ländlichen Gebieten? Lassen sich Generationen- und Genderunterschiede feststellen, die den Dialektwandel betreffen? Welchen Beitrag kann ein umfassender Vergleich von ,real-time‘-und ,apparent-time‘-Analysen zu einer allgemeinen Sprachwandeltheorie leisten?

Zur Beantwortung dieser Fragestellungen wurden in der ersten Erhebungsphase von 2016 bis 2019 an 40 österreichischen Orten Sprachproben von insgesamt 160 Dialektsprecherinnen und -sprechern aus zwei verschiedenen Altersgruppen aufgenommen und analysiert. In der zweiten Erhebungsphase ab 2020 wird dieses Korpus um 75 weitere Ortspunkte mit jeweils 2 Sprecherinnen und -sprechern erweitert.  Zusätzlich werden ergänzende Laboraufnahmen mittels Ultrasonografie durchgeführt, um neben den akustischen auch artikulatorische Daten analysieren zu können. Das Interesse gilt allen sprachlichen Ebenen von der Aussprache bis zur Grammatik und zum Wortschatz.

Am Institut für Schallforschung (ISF) der ÖAW sind auf Basis der Projektdaten bislang akustische Studien zum Sprachwandel bei Zwielauten („Wiener Monophthongierung“) und velarisierten Lateralen entstanden, die die Verbreitung sprachhistorisch Wienerischer Lautvarianten in den angrenzenden Basisdialekten Ostösterreichs dokumentieren. Eine weitere Studie, die auch Ultraschalldaten miteinbezieht, weist retroflexe Laterale in der Leseaussprache von Sprecherinnen und Sprechern aus den Städten Wien und Graz nach. Weitere Studien, die auch Perzeptionsexperimente umfassen, sind geplant, ebenso wie zwei Dissertationsvorhaben (Jan Luttenberger zu Lateralen und David Gschösser zur dorsalen Affrikate /kx/), die das Projektkorpus nutzen. Es ist geplant, die Daten am Ende auf der Plattform „Deutsch in Österreich“ einem breiten Publikum zugänglich zu machen, insbesondere in Form des ersten ,sprechenden Sprachatlas‘ von ganz Österreich.

 

Finanzierung

FWF